Filmkritik Words and Pictures
Filmwertung: |
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| 7/10 |
Ein Blick vermag mehr als Tausend Worte zu sagen. Doch schafft es auch ein Bild, seinem Betrachter ein unbeschreibliches Gefühl binnen eines Moments zu offenbaren? Fred Schepisis Romanze zeigt einen ungewöhnlichen Kampf der Geschlechter, der sich um die Beutung von Kunst und Sprache rankt.
Dass in der Liebe und in der Kunst alles erlaubt ist, zeigt sich dem Zuschauer anhand der tragischen Schicksale der zwei Hauptfiguren. Der einst gefeierte Autor Jack (Clive Owen) fristet ein trostloses Leben als Lehrer in einem Internat. Seinen Kummer ertränkt er fast täglich im Alkohol, was sein Ansehen immer mehr zu ruinieren droht. Als Malerin Dina (Juliette Binoche) als Kunstlehrerin an Jacks Schule versetzt wird, macht er es sich zur Mission, die unnahbare Frau aus ihrer Reserve zu locken. Schnell entbrennt eine Auseinandersetzung zwischen den Lehrkörpern, die sich zu einer regelrechten Privatfehde zuspitzt. Gemeinsam mit ihren Klassen führen sie einen unbarmherzigen Krieg, um ihre Passion zu verteidigen. Immer härtere Gefechte werden ausgetragen, bis es zu einem unverzeihlichen Zwischenfall kommt.
Während sich andere Komödien in einem Rosenkrieg verzetteln, in dem die gegenseitigen Anschuldigungen und körperlichen Zusetzungen schnell unterhalb der Gürtellinie landen, glänzt „Words & Pictures“ mit einem intellektuellen Witz. Auf kunstvollem Niveau wird der Krieg zwischen den Lehrern und ihren Schülern ausgefochten. In stillen Zwischentönen erkennt der Zuschauer die Gründe für die Alkoholsucht von Jack und bekommt gleichzeitig einen Blick in die tragische Vergangenheit von Dina geliefert. Auf das Minimum ihrer Persönlichkeit reduziert, ähneln sich beide mehr als gedacht. Verunsichert, verletzt und durch Vorurteile geprägt, sehen beide ineinander anfangs nur das, was sie wirklich sehen wollen. Doch im Laufe der Auseinandersetzung kommen sich beide näher und erkennen ihre Gemeinsamkeiten, die sie emotional zusammenwachsen lässt.
Auch wenn sich die Romanze in bekannter Art und Weise auf ein Happy End zu entwickelt, ist die Geschichte von Jack und Dina zauberhaft anzusehen. In ruhigen Bildern wird ihr Konkurrenzkampf in Szene gesetzt, um ihre starken Persönlichkeiten zu präsentieren. Diese werden vor allem durch die intellektuellen Wortgefechte zwischen den Figuren spürbar. Jeder versucht seine Position zu verteidigen, ohne den anderen dadurch bloßzustellen. Die Kontrahenten leben somit durch die Motivation des Kontrahenten.
Während die Haupthandlung unterhaltsam und souverän von Clive Owen („Hautnah“) und Juliette Binoche („Chocolat“) getragen wird, zwischen denen die Chemie wahrhaftig stimmt, rutscht die Nebenhandlung in banale Betrachtungen der Schüler ab. Am Rande werden Themen wie erste Liebe, Mobbing und Leistungsdruck angeschnitten, ohne wirklich Präsenz zu zeigen. Der Fokus liegt auf dem Liebespaar im reifen Alter, das sich mit ihrer Sturköpfigkeit gegenseitig im Wege steht, bis es die Grenze der Abwehr zu überwinden lernt.
Zwischenzeitlich schleichen sich kleine Längen ein, die aber notwendig sind, um die Figuren und ihren Hintergrund bis ins Detail einzuführen. „Words & Pictures“ bleibt somit eine ruhige Liebesgeschichte, in der die Vergangenheit überwunden wird und dem Wunsch nach einem Neubeginn Platz macht. Humorvoll, tragisch, intelligent und mit einer Prise Allerweltsdramatik gelingt Filmemacher Fred Schepisi eine unterhaltsame Romanze, die sich von dem gängigen Einheitsbrei Hollywoods abzugrenzen weiß.
Fazit: Eine tragisch-humorvolle Romanze über einen Geschlechterkampf, der die dunkelsten Zeiten des Lebens hervorruft und gleichzeitig Hoffnung auf einen Neubeginn macht.
by Sandy Kolbuch
Bilder © Senator Filmverleih