Filmkritik Wir sind die Neuen
Filmwertung: |
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| 6/10 |
Jung und Alt verstehen sich meist gut. Doch in der heutigen Zeit klaffen die Unterschiede und Meinungen gelegentlich auch derart untereinander, dass ein zwischenmenschliches Miteinander auf engem Raum zu Auseinandersetzungen führen kann. In der Generationskomödie „Wir sind die Neuen“ wird mit den festgefahrenen Klischees aufgeräumt. Dass man trotz des Altersunterschieds Freundschaften knüpfen und sich gegenseitig helfen und unterstützen kann, ist nur eins der vielen Vorteile, die die ungewöhnliche WG-Komödie thematisiert.
Ralf Westhoff („Der letzte schöne Herbsttag“) lässt in seinem Film drei Freunde um die Sechzig zusammentreffen, die nach vielen Jahren ohne Kontakt den Wunsch entwickeln, ihre WG-Zeit noch einmal aufleben zu lassen. Gemeinsam lassen sie die Ideale der 70er-Jahre in ihren vier Wänden hochleben und erkennen dabei, dass sie ihren damaligen Ansichten doch allmählich entwachsen sind. Das Zusammenleben von Anne (Gisela Schneeberger), Eddi (Heiner Lauterbach) und Johannes (Michael Wittenborn) gestaltet sich schwieriger als geplant. Nicht zuletzt, weil sie auf die drei Studenten Katharina (Claudia Eisinger), Barbara (Karoline Schuch) und Thomas (Patrick Güldenberg) treffen, deren Leben sich ausschließlich um das Examen dreht. Während die Alten die Sau rauslassen und ihren Lebensabend mit Wein und lauter Musik feiern, fühlt sich die Jugend ihn ihrem Lerneifer gestört. Und so kommt es erwartungsgemäß zum ausufernden Eklat, bei dem die Generationen ihre Grenzen überschreiten und sich gegenseitig das Leben unnötig schwer machen.
Schon nach dem Einzug ins neue Heim und das erste Aufeinandertreffen der zwei Wohngemeinschaften erahnt der Zuschauer, in welche Richtung der Film gehen wird. Das Unheil kündigt sich früh an und offenbart sich dann auch in teils überdrehten Situationen. Dass sich im Laufe der Handlung aus der anfänglichen Abneigung eine Freundschaft zwischen den Parteien entwickelt, überrascht nicht. Das Studentenleben und die Überforderung der Lehrenden wird erwartungsgemäß bebildert. Die Wohngemeinschaften nähern sich an und gehen schlussendlich eine Symbiose von gegenteiligem Nutzen ein. Die Jungen profitieren durch die Hilfestellung der Alten, während diese wiederum durch die Jugend zu neuen Ansichten und Lebensstilen motiviert werden.
Die Probleme und Sorgen eines WG-Lebens werden in amüsanten Sequenzen aufgezeigt. Und auch die Generationsprobleme werden dabei nicht außer Acht gelassen. Doch fehlt es dem Film am notwendigen Biss. Der gegenseitig erklärte Krieg eskaliert in einigen wenigen Momente, die nicht drastisch genug sind, um wirklich große Lachmoment zu erzeugen.
Am unterhaltsamsten ist der Film, wenn er sich dem WG-Leben widmet und wie bereits in „3 Zimmer / Küche / Bad“ die daraus entstehenden Konsequenzen und Konflikte in Szene setzt. Der Konflikt zwischen den Generationen ist hingegen ein vielfach betrachtetes Thema, das kaum noch für Spannung oder neue Perspektiven sorgen kann.
Das Ende ist erwartungsgemäß versöhnlich. Die Parteien feiern ihren Frieden, wobei die privaten Probleme der einzelnen Figuren plötzlich vergessen seien. Noch nicht einmal hier schafft es Westhoff die angeschnittenen Probleme konsequent fortzusetzen und für den Zuschauer zur Zufriedenheit aufzulösen. Einzig die talentierten Schauspieler präsentieren sich als perfekte Mischung, die sich gegenseitig zur Weißglut bringt und in Notlagen fürsorglich zur Seite stehen.
Fazit: Unterhaltsame Komödie, die durch alltägliche Situationen seichte Gesellschaftskritik übt. Trotz guter Besetzung und netter Grundidee fehlt der Komödie der gewisse Biss. Aufgrund dessen bleibt es leider nur eine seichte Unterhaltung, die im Fernsehen besser aufgehoben wäre, als auf der großen Kinoleinwand.
by Sandy Kolbuch