Filmkritik Willkommen in Marwen
Filmwertung: |
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| 7/10 |
Robert Zemeckis muss nach Filmen wie „Zurück in die Zukunft“ und „
Forrest Gump“ niemanden mehr beweisen, dass er in Hollywood mit zu den kreativsten und besten Regisseuren zählt.
Mit „Willkommen in Marwen“ liefert er nun wieder einen auf dem Paper innovativen Film ab.
Doch kann der Film auch abseits von seinem Grundkonzept überzeugen oder ruht sich dieser hingegen nur darauf aus? Dies erfahrt ihr in meiner Kritik.
Steve Carell und Merritt Wever in Willkommen in Marwen © Universal Pictures International Germany GmbH
Mark Hogancamp (Steve Carell) war einst Illustrator, doch nachdem dieser von fünf Rechtsradikalen Männern fast zu Tode geprügelt wurde, verlor er nicht nur seine Fähigkeit zu zeichnen, sondern auch seine kompletten Erinnerungen. Auch nach 18 Jahren hat er immer noch mit seinem Trauma aus seiner Vergangenheit zu kämpfen. Um der normalen Welt zu entkommen, erschuf Mark daher Marwen, eine fiktive belgische Miniaturstadt während des zweiten Weltkrieges. Dort fotografiert und erlebt er die vielen Abenteuer seines alter Ego Captain Hogie. Doch als plötzlich eine neue Nachbarin namens Nikol (Leslie Mann) neben ihm einzieht, beginnt Hogancamp langsam wieder einen Weg in das reale Leben zu finden…
„Willkommen in Marwen“ wirft einen direkt mit einer spektakulären Flugzeug-Actionsequenz in die Handlung hinein. Und was einem dabei sofort ins Auge fällt ist die ungewohnte Optik, denn schnell wird klar, dass wir uns nicht in der echten Welt befinden. Der Film spielt nämlich zu großen Teilen in und rund um die Miniaturstadt Marwen. Die Schauspieler werden daher auch während dieser Szenen als Puppen dargestellt. Was zunächst sehr befremdlich klingt, fügt sich jedoch nach einer kurzen Eingewöhnungszeit sehr gut in den Film hinein. Dies liegt besonders an den eindrucksvollen Motion-Capture-Aufnahmen. Den minimalistisch aussehenden Puppen wird so nichtsdestotrotz Leben und Emotionen eingehaucht.
Szene aus Willkommen in Marwen © Universal Pictures International Germany GmbH
Doch schnell kristallisiert sich durch diese Szenen auch die größte Schwäche des Films heraus. Denn diese technisch überaus gelungene Welt liefert uns eine uninspirierte Geschichte.
Während dem von Steve Carell verkörperten Captain Hogie noch etwas Tiefgang und Persönlichkeit gelassen wird, sucht man dies jedoch bei den restlichen Rollen vergeblich. Besonders der Trupp der weiblichen Soldaten rund um Hogie leidet darunter. Dieser Trupp besteht aus Frauen, welche auf realen Personen rund um Marks Vergangenheit und Gegenwart basieren. Was auf dem Papier durchaus spannend klingt, entpuppt sich jedoch schnell als große Enttäuschung, da keine der acht Frauen genug Charaktertiefe besitzt, um bei dem Zuschauer einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Dies ist besonders im Hinblick auf die durchaus talentierten Schauspieler wie z.B Gwendoline Christie und Eiza González traurig, da hier viel Potential verschenkt wurde.
Die Szenen in der realen Welt funktionieren hingegen um weiten besser. Auch wenn die Geschichte dabei sehr dem Hollywood Klischee entspricht hält diese einen die ganze Zeit bei der Stange. Dies liegt besonders an dem Schauspiel und dem Charakter von Steve Carell. Dieser verkörpert sowohl die traumatischen, aber auch die fröhlichen Seiten von Mark überaus überzeugend. Anders als bei den meisten anderen Rollen bietet Mark auch mehrere Ecken und Kanten und wirkt daher auch interessanter und spannender. Ein besonderes Highlight des Filmes stellen dabei besonders die Szenen mit der von Leslie Mann verkörperten Nikol da. Dies liegt besonders an der Chemie zwischen den beiden Darstellern.
Szene aus Willkommen in Marwen © Universal Pictures International Germany GmbH
Technisch gesehen überzeugt der Film auf ganzer Linie. Dies liegt besonders an den erfrischend andersartigen Effekten. Die Puppen wirken dadurch trotz ihrer Künstlichkeit durchaus greifbar und emotional. Das Szenenbild bleibt auch während des Films zur jeder Zeit auf einem konstant hohen Level. Dadurch kann man sich schon nach einer kurzen Zeit komplett in der Welt von Marwen verlieren.
Aber auch die Arbeit des Kameramannes C. Kim Miles begeistert mit ihren ruhigen, aber durchaus dynamischen Bildern. Besonders in den eher langsameren Passagen des Filmes wird dies deutlich. Stammkomponist von Robert Zemeckis Alan Silvestri liefert wie von ihm gewohnt einen durchaus atmosphärischen Soundtrack. Auch, wenn einem nach der Vorstellung kein Stück wirklich im Kopf hängen bleibt, untermalt dieser jedoch zu jeder Zeit die Atmosphäre des Filmes.
Fazit: „Willkommen in Marwen“ ist ein unterhaltsamer, aber nicht ein durchgehend überzeugender Film. Dies liegt besonders an den Drehbuchschwächen innerhalb in Marwen und an den teils schwachen Charakteren. Überzeugen kann jedoch die hervorragende Optik, sowie das Schauspiel von Steve Carell. Einen Blick ist der Film von daher für jeden Wert, wer den Look schon von den Trailern aus ansprechend fand. Personen, welche von diesem jedoch schon abgeschreckt waren, können sich hingegen den Kauf der Kinokarte sparen.
by Phillip Schwellenbach
Bilder © Universal Pictures Intl.