Filmkritik Valerian - Die Stadt der tausend Planeten
Filmwertung: |
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| 6/10 |
50 Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes der französischen Comic-Kultreihe „Valérian et Laureline“ (dt: „Valerian und Veronique“), deren Ideen Science Fiction Filme wie die Star-Wars-Reihe mit beeinflusst hat, kommt jetzt endlich eine Verfilmung des Stoffs auf die große Leinwand.

Und wer sonst außer dem Kultregisseur und Mastermind Luc Besson hätte dieses Projekt umsetzen sollen? Besson, seit seiner Jugend großer Fan der Reihe, hat sich schon für „
Das Fünfte Element“ von den Comics inspirieren lassen und während den Dreharbeiten dazu Valerian Erfinder Jean-Claude Mézières ans Set geholt. Schon damals träumte Besson davon Valerian umsetzen zu können. Cameron`s Avatar – Aufbruch nach Pandora - hatte ihn schlussendlich davon überzeugt, dass das Projekt inzwischen technisch möglich ist. Das gelingt ihm visuell atemberaubend und lässt über Schwächen im Dialogbuch hinwegsehen.
Valerian (Dane DeHaan) ist Spezialagent der Regierung, der mit seiner Partnerin Laureline (Cara Delevingne) für Ordnung im Universum des 28. Jahrhunderts sorgen soll. Während ihres neuesten Auftrages verschlägt es die Beiden in die intergalaktische Stadt Alpha, die eine Ansammlung sämtlicher Lebensformen des Universums darstellt. Hier kam es über die Jahrhunderte zur Annäherung und zum intellektuellen Austausch der verschiedenen Spezies. Diese Koalition scheint nun durch eine unbekannte Macht bedroht zu werden. Während die beiden Agenten auf Befehl ihres Kommandanten (Clive Owen) der Bedrohung nachgehen, kommen sie immer mehr dem Geheimnis um den zerstörten Planeten Mül auf die Spur.
Bereits zu Beginn des Films werden die besondere Kreativität und das große Talent Bessons deutlich, genau wie seine detailgetreue Liebe und Leidenschaft für die Comic Welt von Valerian und Laureline. Die Wesen und Welten, die der Film illustriert, sind in ihrer Vielseitigkeit schlicht großartig.

Natürlich wurde vieles aus den Comics übernommen und man meint einige der Figuren oder Szenarien so ähnlich in anderen Science Fiction Universen gesehen zu haben. Dennoch ist das der größte Pluspunkt des Films. Die Farben, die Bewegungen und der Abwechslungsreichtum der Animationen begeistern. Die Actionszenen und Effekte treiben den Film dabei hauptsächlich voran. Von den üblichen Martial Arts ähnlichen Kampfeinlagen mit unterschiedlichsten Gegnern geht es hin zu einer visuell großartigen Straßenjagd über zwei Dimensionen Auch ein High-Speed Raumschiff-Verfolgungsrennen durch Alpha ist spektakulär und rasant inszeniert. Wenn man sich darauf einlässt, zieht einen Valerian tatsächlich in ein anderes Universum voller faszinierender Eindrücke hinein. Hervorragend unterstützt wird dies durch klare Soundeffekte und einen überdurchschnittlichen Soundtrack, der das Visuelle immer passend unterstützt bzw. verstärkt. Die nachträgliche 3-D Bearbeitung ist größtenteils sauber gelungen, zeigt aber hin und wieder bei schnellen Bewegungen auch Unschärfe.
Bei den beiden Hauptcharakteren hat sich Luc Besson mit zwei mehr oder weniger betuchten Newcomern zumindest ungewöhnlich entschieden. Vor allem, wenn man die Figuren aus den Comics vor Augen hat. Valerian wird dargestellt von Amazing-Spiderman-Bösewicht Dane DeHaan (beeindruckend in A Cure for Wellness) und Cara Delevingne (weniger beeindruckend in Suicide Squad) als Laureline. Besson hat mit Natalie Portman und Milla Jovovich gezeigt, dass er es kann, mit Newcomerinnen prägende Rollen zu erschaffen, sowie bei Lucy und Nikita starke Frauenrollen zu entwickeln. Auch in Valerian ist Laureline mindestens ebenbürtig mit ihrem Titel gebenden Partner und oftmals die interessantere Figur. Beide Schauspieler füllen ihre Rollen dabei zwar solide aus, trotzdem scheint oftmals etwas zu fehlen, das den Beiden Glaubwürdigkeit als Superagenten gibt und ihrer Liebesgeschichte Tiefe verleiht.

Während Clive Owen trotz narrativer Wichtigkeit leicht zu vernachlässigen ist, bereiten andere kleine Cameo-Auftritte großen Spaß. Allen voran John Goodman als Jabba-The-Hut Verschnitt, sowie Ethan Hawke als durchgedrehter Nachtclubbesitzer und Rihanna als formveränderndes Wesen Bubble.
Große Schuld daran, dass die Hauptcharaktere manchmal ähnlich unausgegoren wirken wie die Story selbst, trägt jedoch das Drehbuch, das durch seine oberflächlichen, teilweise gezwungen cool wirkenden Dialoge, den teils kindischen Humor und durchschaubare Wendungen, leider teilweise das Sehvergnügen trübt. So visuell beeindruckend und innovativ der Film ist, so platt und lahm wirkt er dabei auf narrativer Ebene.
Fazit: Trotzdem bieten die etwas mehr als zwei Stunden unterhaltsames Science Fiction Kino, dass unbedingt auf großer Leinwand zu erfahren ist, und das aufgrund seiner technischen Kreativität und Stärke über narrative Schwächen hinwegsehen lässt. Valerian kann den Zuschauer, der sich darauf einlässt, in ein völlig neues Universum entführen, von dem man gerne mehr und vor allem Genaueres erfahren möchte.
by Patrick Gerwien