Filmkritik Unknown Identity
Filmwertung: |
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| 5/10 |
Auf dem Weg zu einem wichtigen Kongress in Berlin, an dem u.a. der Nobelpreisträger Prof. Bressler teilnimmt, verliert Dr. Martin Harris, gespielt von Liam Neeson, einen Koffer am Berliner Flughafen. Voller Aufregung lässt er seine Frau alleine im Hotel Adlon einchecken und verschwindet ohne ein Wort mit einem Taxi Richtung Flughafen. Unglücklicherweise kommt es zu einem Unfall und das Taxi kracht samt Insassen in die Spree. Taxifahrerin Gina (Diane Kruger), kann sich aus dem Auto befreien und rettet anschließend Dr. Harris das Leben. Vier Tage später wacht dieser im Krankenhaus auf und kann sich an kaum etwas erinnern, außer an seinen Namen, seine Frau und dass er zu einem Kongress wollte. Da ihm aber sämtliche Papiere, die ihn ausweisen könnten, abhanden gekommen sind, ist er vollkommen auf sich allein gestellt. An dieser Stelle beginnt auch das Katz-und Maus-Spiel um die wahre Identität von Dr. Martin Harris.
Seine Frau Elizabeth (January Jones) erkennt ihn nicht mehr wieder, der neue Mann an ihrer Seite gibt sich selbst als Dr. Martin Harris aus und kann sich zudem auch noch ausweisen und ein sehr bekannter Freund von Harris ist einfach nicht erreichbar. Verwirrt und von Verfolgungswahn geplagt begibt er sich zurück in das Krankenhaus, wo er nur sehr knapp dem Tod entkommt. Mit der bosnischen Taxifahrerin Gina im Schlepptau begibt er sich alsbald auf die Suche nach seinem verloren gegangenen Koffer und somit nach seiner Identität.
Kritik:
Leider ist „Unknown Identity“ nur ein durchschnittlicher Actionthriller, der nicht ansatzweise an das Format eines „96 Hours“ herankommt. Die Story hat durchaus Potential und zwingt den Zuschauer geradezu diesen Film bis zum Ende zu sehen, wenn man bedenkt was der eigentliche Hintergrund des ganzen „Dramas“ ist. Auch Berlin als zentraler Handlungsort gibt ein gutes Bild ab. Allerdings konzentriert sich Regisseur Jaume Collet-Serra (Orphan-Das Waisenkind, Goal 2) so stark darauf in den Film so viel Spannung und Action wie möglich zu packen, dass er dabei anscheinend völlig vergessen hat auf die Nachvollziehbarkeit der Handlung zu achten. So verliert „Unknown Identity“ leider äußerst an Glaubwürdigkeit, aufgrund vieler kleiner, inhaltlicher Fehler. Liam Neeson ist wieder einmal durchaus überzeugend in seiner Rolle, was man vom Rest der Besetzung nicht behaupten kann. Diane Kruger als illegal eingewanderte Bosnierin Gina scheint leider fehlbesetzt. Vielleicht liegt es auch an der dürftigen Synchronisation, aber eine überzeugend gespielte Rolle sieht wahrhaftig anders aus, was man ebenfalls bei January Jones als Harris‘ Ehefrau Elizabeth beobachten kann. Auch die Krankenschwester, die Harris betreut, zeigt soviel Emotionen wie ein toter Goldfisch. Es sind genau diese Momente, die im Gesamtwerk für einige ermüdende Szenen sorgen. Lediglich Bruno Ganz, der den Privatdetektiv und Ex-Stasi-Agenten Ernst Jürgen spielt, verleiht dem Werk einen geheimnisvollen Touch. Die Actionszenen sind zwar gut gelungen und die düstere Atmosphäre passt zum Film, aber mehr war hier leider nicht rauszuholen. Wenn Jaume Collet-Serra doch nur etwas mehr an der Struktur der Story gefeilt hätte, wäre „Unknown Identity“ ein wirklich guter Film geworden, bei dem man vielleicht auch die schauspielerischen Schwächen in Kauf genommen hätte. Wirklich schade.
by Aline Nickel