Filmwertung: |
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| 9/10 |
Man stelle sich vor man säße im Kino, um einen herum raschelt es, es knistert, überall leises Flüstern, doch auf einmal ertönt Musik und wie durch einen Zauber verstummt das gesamte Publikum, setzt die 3-D-Brillen auf und lässt sich berauschen von dem wahnsinnig-intensiven-Kino-Erlebnis – Willkommen beim U2-Konzert in 3 D.
Zu Anfang kann man skeptisch sein aufgrund der Tatsache, dass dies der erste Versuch ist ein Konzert mit der 3D-Technik zu filmen und dann auf die Leinwand zu werfen, sodass der Zuschauer in seinen Sitzen nahezu das Gefühl hat er säße mitten in der ersten Reihe. Doch bereits nach den ersten Minuten wird klar: man sitzt nicht in der ersten Reihe. Vielmehr ist man das neue Mitglied von U2 und rockt die Bühne, wie man es zuvor noch nie gesehen hat.
Gab es zwar vor wenigen Wochen einen Hype um den Film „
This is it“, bei denen Aufnahmen von Michael Jacksons letzter Konzertprobe gezeigt wurden, könnte dieser Film, dieses Konzerterlebnis eine neue Ära der Verbindung von Musik und
Kino einläuten, denn was einem dort geboten wird ist wirklich sensationell. So bekommt man mit dem Lösen der Kinokarte eben nicht nur ein Konzert einfach nur zu sehen, sondern es ist, als stände man neben Bono und fühlt wie einen seine Schweißperlen treffen oder wie man die Gitarre von „The Edge“ fast berühren kann. Alles wirkt derartig realistisch und greifbar, dass man sich wünschen würde, dass alle Musik-Übertragungen im Fernsehen genauso ablaufen. Man ist sogar wirklich enttäuscht und spürt den Unterschied, wenn man sich direkt nach dem Kinofilm von U2 einmal im Fernsehen oder auf DVD ein anderes Konzert anschaut, denn hierbei ist man lediglich ein distanzierter Zuschauer, aber im Film selbst ist es als würde man ein Teil der Show sein.
Und diese Show ist derartig überragend inszeniert, dass einem stellenweise wirklich der Mund offen steht aufgrund der großartigen Bildsprache und es stellt sich immer wieder Gänsehaut-Feeling ein. So ist die Farbenpracht mit denen U2 auf der Bühne arbeitet so ausdrucksstark und lebendig, was zusätzlich von Musik und der sehr guten Performance der Band unterstützt wird. Hierbei sei jegliche Skepsis geraubt, denn auch wenn man kein Fan der Band ist, sollte jeder in das Kino strömen, der entweder Rock mag oder aber es liebt auf Konzerte zu gehen, denn eines ist garantiert: so etwas hat die Welt noch nicht gesehen und das sollte sich kein Freund von Musik entgehen lassen.
Es bleibt daher nur zu hoffen, dass sich das 15-Millionen Dollar teure Projekt auch wirklich bezahlbar macht, denn sollte es gut beim Publikum ankommen, könnte es demnächst zum Standard werden, dass Künstler ihre Konzerte mit Hilfe der 3D-Technik aufnehmen und uns dann im Kino daran teilhaben lassen, was für die Künstler eine zusätzliche Einnahmequelle und für uns Zuschauer eine hervorragende Chance bedeuten würde unseren Lieblingskünstlern einmal hautnah zu sein.
Die einzigen Kritikpunkte, die man anbringen könnte und die jeweils zu einem halben Punkt Abzug in der Endbewertung geführt haben, ist zum einen die Länge, denn dieses Abenteuer macht derartig viel Spass, dass man wirklich traurig und enttäuscht ist, wenn es nach 90 Minuten der Vorhang schließt. Des Weiteren arbeiten die Macher zwar sehr subtil mit dieser 3D-Technik, jedoch neigen sie dazu gegen Ende hin mit den Schriften, die auf den Zuschauer „einwirken“ etwas zu übertreiben und das Bild zu überladen. Da dies allerdings jeweils nur wenige Sekunden immer dauert, kann man hierbei nicht von einem wirklichen Makel sprechen.
Daher gilt abschließend nur eine äußerst deutliche Aufforderung auszusprechen, sich diesen Film anzuschauen und es kann prognostiziert werden: man wird Fernseh-Konzerte a la „The Dome“ oder ähnlichem mit anderen Augen sehen und sich wünschen, dass sein ganz persönlicher Lieblingskünstler ebenfalls einen derartigen Konzert-Mitschnitt machen würde wie es U2 gemacht haben. Großes Lob an alle Beteiligten und vielen Dank!
by Sven Hensel