Filmkritik Transformers 3
Filmwertung: |
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| 3/10 |
Bereits der Inhalt des Presseheftes von „Transformers: Dark of the Moon“ („Transformers 3“) ist bezeichnend dafür, was Michael Bays neuer Film repräsentiert: nämlich pures Hollywood-Sensationskino, welches so gut wie alle anderen Eigenschaften, die ein filmisches Werk neben modernster Computertechnik haben kann, ausblendet. Bis auf die lediglich einige Zeilen umfassende Pressenotiz (siehe links) wird hier nicht mal ein Versuch gestartet, den Inhalt des Films ausführlich zusammenzufassen, wie dies normalerweise üblich ist. Informationen zu den Beteiligten Special-Effects Experten gibt es dagegen en masse.
Dass es sich bei dem auf dem Mond reaktivierten Transformer nicht um Shockwave, sondern um Optimus Primes ehemaligen Mentor Sentinel Prime handelt, ist dann eigentlich auch egal, fehlt doch sowohl der Story von „Transformers 3“ als auch der Geschichte der kompletten Serie jegliche Stringenz. Wie bereits im zweiten Teil baut man aus dem Nichts irgend ein hanebüchenes Element in die Handlung ein und gibt somit den Startschuss für einen weiteren Wettlauf zwischen Autobots und Decepticons, um die Rettung respektive Zerstörung der Erde. Dabei ist der neue Transformers Teil, ähnlich wie vor kurzem „Hangover 2“, eher ein uninspiriertes Remake seines Vorgängers, als ein klassischer Nachfolger.
Anti-Schauspieler Shia LaBeouf verkörpert immer noch den Protagonisten des Films Sam Witwicky, der nach seinem erfolgreichen Collegeabschluss nun damit hadert eine ihn erfüllende Arbeit zu finden. Anstatt auf Jobsuche, macht er sich natürlich lieber auf die Jagd nach dem Geheimnis rund um das auf dem Mond gefundene Transformers Raumschiff. Diesmal prädestiniert ihn noch nicht mal irgend eine Story relevante Eigenschaft für diese Aufgabe. An seiner Seite finden wir dafür zur Abwechslung eine blonde anstatt einer dunkelhaarigen Schönheit. „Warum eine Schauspielerin engagieren, wenn man auch ein Supermodel haben kann?“, dachte sich Michael Bay wohl und castete für die Rolle der Carly Spencer das englische Victoria-Secret Model Rosie Huntington-Whiteley. Zusammen mit Transformers Routinier Simmons (John Turturro, der überall besser ist als hier) macht sich Sam nun in den ersten 90 (!) Minuten des Films daran, das unwissenden Militär auf die sich anbahnende Gefahr aufmerksam zu machen, wobei er gleichzeitig versucht, die karriereorientierte Carly nicht all zu sehr zu verärgern. Einen Großteil dieser Sequenzen inszeniert Bay wieder einmal in einem albernen Teenie-Komödien Stil, inklusive seichter Pop-Rock Musikuntermalung. Da gibt es kleine Hausroboter, die der Freundin unter den Rock schielen und Eltern, die mit peinlichen Trainingsanzügen vor der Haustür auftauchen, sowie einen attkraktiven Chef (Patrick Dempsey), der einem die Freundin ausspannen will. Jede durchschnittliche TV-Sitcom hat hier mehr Witz und Romantik zu bieten. Lediglich als für knapp 10 Minuten mit John Malkovich ein Schauspieler mit komödiantischen Talent auf der Bildfläche erscheint, setzt zumindest für kurze Zeit das permanente Fremdschämen aus. Welche dieser Szenen aber dazu beitragen sollen, dass wir uns als Zuschauer mit einem nörgelnden Mitzwanziger mit reichen Eltern, stylischem Robotererauto und heißer Modellfreundin identifizieren sollen, bleibt wohl auch des Regisseurs Geheimnis.
Weder zwischenmenschliche Beziehungen noch die Freundschaft zwischen Sam und den verschiedenen Mitgliedern der Autobots besitzen auch nur ansatzweise Tiefe, wodurch verhindert wird, dass man während des obligatorischen Action-Showdowns, der eigentlich die komplette zweite Hälfte des Films ausmacht, auf irgend eine emotionale Art und Weise in das Geschehen involviert ist. Und auch die Machenschaften der typischen Antagonisten interessieren uns nie. Zu oberflächlich sind ihre Handlungsmotive und zu wenig wissen wir über ihre Vergangenheit. Aber das scheint bei Bay alles ziemlich egal, so lange er wieder einmal ganze Städte in Schutt und Asche legen darf. Zugegeben: dort wo andere Action-Blockbuster der letzten Zeit, wie beispielsweise „Battle: LA“, enttäuschten, lässt Michael Bay seine Fans nicht im Stich. Sowohl die visuellen als auch die akustischen Effekte sind beeindruckend und geben einem nur selten das Gefühl, lediglich zusammenstürzende Pixelhaufen zu beobachten. Wucht verlieren die Darstellungen leider dadurch, dass das Transformers-Design immernoch sehr überladen wirkt, wodurch oft nicht klar ist, wer oder was genau nun wen angreift. Auch sollte man dem Regisseur einmal die Vorteile der Parallelmontage erläutern, da der einstündige Showdown durch seine überlangen Sequenzen doch sehr schnell an Spannung verliert. Dass Zuschauer durchaus in der Lage sind, mehreren Handlungsorten gleichzeitig zu folgen, bewies ja nicht zuletzt Christopher Nolan mit „Inception“.
Es gäbe noch so viele weitere Sachen an diesem Film zu bemängeln: seinen Sexismus, seinen plakativen Patriotismus, seine zahlreichen Plot-Holes...
Statt jene Punkte weiter auszuführen, soll diese Kritik aber mit der Beschreibung eines Interviews enden, welches vor kurzem in einer Fernsehdokumentation über die Entwicklung des aktuellen Hollywood-Blockbusters zu sehen war. Interviewt wurde der Chef eines großen Studios, der sagte, dass es für ihn ein geringeres Risiko sei, einen 200 Millionen Dollar Film zu drehen, als einen 20 Millionen Dollar Film. Verwundert fragte die Reporterin nach, warum es ein geringeres Risiko sei, einen so teuren Film zu produzieren. Der Studioboss antwortete: „Ein 200 Millionen Dollar Film wird sein Geld auf Grund der Effekte und des Marketings definitiv wieder einspielen. Ein 20 Millionen Dollar Film muss dagegen auch noch gut sein.“ „Transformer: Dark Side of the Moon“ hat ca. 195 Millionen Dollar gekostet und wird sein Geld mit sehr großer Sicherheit wieder einspielen. Ein guter Film muss er also nicht sein, und er ist es auch nicht. (Auch nicht in 3D!)
by Thomas Zimmer
Bilder © Paramount Pictures Germany