Tomboy

Tomboy (2011), Frankreich
Laufzeit: - FSK: 6 - Genre: Drama
Kinostart Deutschland: - Verleih: Alamode

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Tomboy Filmplakat -> zur Filmkritik

erhältlich auf 4K UHD, Blu-ray und DVD

Inhalt

Die 10-jährige Laure trägt ihre Hosen am liebsten weit und die Haare kurz. Wie ein Mädchen sieht sie nicht aus und sie möchte auch gar nicht sein wie ein Mädchen. Als sie mit ihren Eltern umzieht, nutzt sie ihre Chance und stellt sich ihren neuen Freunden als Michael vor. Laure ist ein Tomboy. Geschickt hält sie ihr intimes Abenteuer vor den Eltern geheim und spielt mit ihren neuen Möglichkeiten. Für ihre Familie bleibt sie Laure, doch für die anderen Kinder ist sie Michael, der rauft, Fußball spielt, und in den sich die Nachbarstochter Lisa verliebt. Laure kostet ihre neue Identität aus, als ob der Sommer als Michael ewig so weitergehen könnte. Ihre kleine Schwester wird zur Verbündeten, nur die Eltern ahnen lange nicht, was in ihrer Tochter vorgeht.

Malonn Lévana, Sophie Cattani und Mathieu Demy | mehr Cast & Crew


Tomboy - Trailer




DVD und Blu-ray | Tomboy

Blu-ray
Tomboy Tomboy
Blu-ray Start:
14.09.2012
FSK: 12 - Laufzeit: 85 min.
DVD
Tomboy Tomboy
DVD Start:
14.09.2012
FSK: 12 - Laufzeit: 82 min.

zur DVD Kritik

Filmkritik Tomboy

Filmwertung: | 9/10


Als Tomboy werden Mädchen bezeichnet, die sich entsprechend der gängigen Geschlechterrolle von Jungen verhalten. Auch Laure (Zoé Heran) ist ein Mädchen, das sich wie ein Junge kleidet, benimmt und fühlt. Dementsprechend sieht sie auch nicht wie ein Mädchen aus und möchte auch am liebsten keins sein. Laure ist also ein Tomboy.

Als sie mit ihren Eltern umzieht, sieht sie ihre Chance gekommen und stellt sich ihren neuen Freunden als Michael vor. Dieses intime Abenteuer hält sie vor den Eltern geschickt geheim. Für ihre Familie bleibt sie Laure, doch für die anderen Kinder ist sie Michael. Scheinbar ein Junge, der rauft und Fußball spielt. Und der sich in die hübsche Lisa verliebt. Nur ihre Schwester Jeanne (gespielt von der Debütantin Malonn Lévana) weiht Laure in ihr schwieriges Manöver ein. Diese überrascht mit einer warmherzigen Loyalität ihrem vermeintlichen Bruder gegenüber.

Der Alltag stellt sie vor das Problem, sich an die Verhaltensweisen der Jungs anzupassen, wenn es z.B. um typische Rituale geht, wie Pinkeln nach dem Fußball, Baden im See oder authentisch wie Jungs in die Gegend zu rotzen.

So kostet sie ihre neue Identität aus, als ob der Sommer ewig so weitergehen könnte. Ihr Leben als Junge steht letztlich aber auf wackligen Füßen und das Ende ist absehbar, aber der Weg dorthin wird eindrucksvoll geschildert. Die Freude an der Freiheit Laures ist ähnlich greifbar, wie die ständige Angst vor ihrem Ende.

Die junge französische Regisseurin Céline Sciamma hat ein fantastisches Händchen für junge Darstellerinnen, was auch schon die besondere Qualität ihres Erstlingsfilmes "Water Lilies" ausgemacht hat. Nicht alleine deswegen stellen die Szenen zwischen Laure und ihrer kleinen Schwester die wahrscheinlich intimsten Momente des Films dar, weil sie eine verschworene Geschwistereinheit zum Ausdruck bringen, die sehr persönlich ist. Aber auch die Rolle von Laures/Michaels Freundin Lisa (gespielt von der ebenfalls debütierenden Jeanne Disson) ist von einer packenden warmherzigen Natürlichkeit geprägt. Mit jeder Faser merkt man ihr an, wie sehr sie verliebt ist.

Sciamma thematisiert in ihrem Film die sexuelle Orientierung von Kindern, die ihrer Ansicht nach mit einem Tabu behaftet ist. Sie verwendet in ihrem "Coming of Age"-Film praktisch keine Filmmusik, um keine Distanz zwischen der Hauptfigur und dem Zuschauer zu bewirken. Ebenso wenig wollte sie ihre Hauptfigur als Getriebene einer Identitätskrise zeigen. Laures Verhalten hat nichts mit einer Flucht aus der Wirklichkeit zu tun. Und es liegt auch kein gesellschaftliches Motiv zugrunde, was den generellen Unterschied zu anderen "Gender role"-Movies (wie z.B. "Yentl") ausmacht, in denen das soziale oder psychologische Geschlecht seiner Figuren vom biologischen abweicht. Insofern weiß Sciamma, dass sie mit diesem so inszenierten Thema relatives Neuland betritt.

Auf der Berlinale 2011 feierte der Film seine Premiere als Eröffnungsfilm in der Sektion Panorama und gewann hier den „Teddy Jury Award“.

Mit Authentizität, Leichtigkeit und Natürlichkeit erzählt Regisseurin Céline Sciamma vom entscheidenden Sommer eines Mädchens, das anders sein möchte. Der Zuschauer bekommt einen atemberaubend gefühlvollen Film zu sehen, bei dem man sich zeitweilig die Augen reibt, wie empathisch gerade die jungen Protagonisten miteinander umgehen. "Tomboy" sollte man sich ansehen, egal welches Geschlecht man sein eigen nennt oder gerne nennen möchte.
by André Scheede

Bilder © Alamode