Filmwertung: |
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| 5/10 |
Der 1966 geborene Regisseur und Drehbuchschreiber Terrence Malick, der bereits mit Filmen wie „Der schmale Grat“ (1998) und „The Tree of Life“ (2011) auf sich aufmerksam gemacht hat, wird in seiner Vorstellungswelt von vielen klassischen Werken aus unterschiedlichen geisteswissenschaftlichen Bereichen wie Literatur, Musik, Film und Kunst beeinflusst. Die Orientierung an Gemälde früherer, großer Künstler spiegelt sich auch in den Filmbildern seines neusten Films „To the Wonder“ (Originaltitel: „To the Wonder“, US; 2012) wider.
Der Amerikaner Neil (Ben Affleck) verliebt sich in die Französin Marina (Olga Kurylenko). Diese lebt zusammen mit ihrer Tochter in Paris. Sie entscheidet sich der Liebe wegen mit ihm nach Amerika zu gehen und so findet sie sich bald in einer Kleinstadt in Oklahoma wieder. Dort scheint der Alltag auch dieses anfänglich so glückliche Pärchen, einzuholen. Während Neil eine Affäre mit seiner Jugendfreundin Jane (Rachel McAdams) beginnt, sucht Marina Rat bei dem ortsansässigen, katholischen Pater Quintana (Javier Bardem). Zeitgleich
wie Marina, die den Glauben an ihre Beziehung verliert, kommen dem Pater Zweifel an seinem Glauben und seine Liebe zu Gott.
Nachdem sich Terrence Malick in dem Film „The Tree of Life“ mit der familiären Liebe beschäftigt hatte, geht es in „To the Wonder“ um die Liebe an sich. Der Titel bezieht sich auf die Insel Mont Saint Michel, wo das Pärchen am Anfang seiner Beziehung eine glückliche Zeit verlebt. In Frankreich ist die Insel auch unter den Namen „Merveille“ bekannt, was übersetzt „Wunder“ bedeutet. Doch die Geschichte der beiden verläuft nicht wie ein Wunder, sondern wie eine gewöhnliche, vom Alltag zerrüttete Beziehung. Die Story bietet keine Neu- oder Besonderheiten. Auch für die Dauer des Films von 112 Minuten ist einfach zu wenig Handlung vorhanden. Das Außergewöhnliche ist die Art der Erzählung, die Malick für seine Filme wählt. Als Erstes bemerkt der Zuschauer die kraftvollen und wunderschönen Bilder. Der Regisseur drehte absichtlich nur in den Morgen- und Abendstunden und fing so eine romantische, traumhafte Stimmung ein. Die impressionistischen Aufnahmen werden durch teilweise interessante und ungewöhnliche Kameraeinstellungen unterstützt. Die Bilder schaffen es so die Emotionen der Protagonisten wiederzugeben und vor allem, dem dominanten Gefühl der Einsamkeit, Ausdruck zu verleihen. Die Filmaufnahmen, die manchmal nur aus reinen Landschaftseindrücken bestehen, geben der Story Pausen und es fühlt sich so an, als ob dadurch auch den Protagonisten Zeit geschenkt wird. Zudem wird die Geschichte in Fragmenten erzählt, so dass sich das Gesamtbild erst nach und nach ergibt. Außerdem verzichtet Malick weitestgehend auf Dialoge. Der Film wird durchgehend von Off-Kommentaren der unterschiedlichen Figuren, begleitet. Die Darbietung dieser Kommentare ähnelt einem gehauchten, geflüsterten Gebet und wird somit auf die Dauer immer anstrengender, bis hin zur Unerträglichkeit. Auch die Musik passt sich der angestrebten Stimmung an und verfällt so immer wieder in zu süßliche Klänge. Die vier Hauptdarsteller des Films spielen ihre Rollen überzeugend und mit einer traumwandlerischen Leichtigkeit. Sie scheinen sich in das „Malick-Universum“ perfekt einzufügen. Die Gesichter der Darsteller fängt der Kameramann Emmanuel Lubezki oft mit Nahaufnahmen ein und so sprechen ihre Gesichter mehr als die wenigen Dialoge. Mit der gesamten Art des Films wollte der Regisseur einen zutiefst spirituellen und poetischen Film erschaffen, was aufgrund der schwachen und altbekannten Geschichte, nicht zur Zufriedenheit gelingt. Auch wenn die Bilder einen poetischen Eindruck hinterlassen, erscheinen die gesprochenen Erkenntnisse allzu gewollt und bieten keinen tieferen philosophischen Rahmen. Die Zuschauer aber, welche die Geschichte als einen schön bebilderten Wegweiser nutzen möchten, um über die Liebe zu sinnieren, könnten an „To the Wonder“ Gefallen finden.
Fazit: Terrence Malick liefert wieder einmal einen bildgewaltigen Film, der wunderschön anzusehen ist. Die arg verkopfte, pseudo-philosophische Erzählweise, gemischt mit einer ordentlichen Portion Gottesehrfürchtigkeit, macht das Genießen der Bilder aber schwer. Die Geschichte selbst, die sehr alltäglich ist, möchte zutiefst bewegen. Dies wird nur bei Fans des Regisseurs gelingen, welche die gleiche spirituelle Weltsicht besitzen. Alle anderen könnten etwas erschöpft und angestrengt aus dem Kino gehen.
by Doreen Matthei