Filmkritik Thor: Tag der Entscheidung
Filmwertung: |
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| 4/10 |
THOR: TAG DER ENTSCHEIDUNG ist der nunmehr dritte filmische Beitrag zum MCU in diesem Jahr. Zum einem hatten wir da
GUARDIANS OF THE GALAXY: VOL 2 und SPIDER-MAN: HOMECOMING. Zumindest was den quantitativen Output angeht, scheint es bei Marvel noch keine Ermüdungserscheinungen zu haben. Doch wie sieht es inhaltlich aus? Ich habe mir den Film für auch angesehen, um genau diese Frage zu beantworten.
Thor (Chris Hemsworth) © Marvel Studios
In THOR: TAG DER ENTSCHEIDUNG geht es, wie es der Originaltitel THOR: RAGNAROK bereits verrät, um den Untergang der Götter. Getrieben von seinen Visionen, die er in
AVENGERS: AGE OF ULTRON erhalten hat, reißt Thor (Chris Hemsworth) durch die neun Welten, um eben diese Götterdämmerung abzuwenden. Doch seine Reise führt ihn weiter als ihm lieb ist und bringt ihn mit neuen und alten Gefährten zusammen, die ihm dabei Helfen das schlimmste abzuwenden.
Was ist THOR: TAG DER ENTSCHEIDUNG für ein Film? Wenn wir hier auf Worte wie Götterdämmerung stoßen, kommen schnell Erwartungen bezüglich einer äußerst dramatischen Story auf, die mit Aufopferungen und Verlusten einhergehen. Nichts da! Dieser Film ist vor allem eins: eine Komödie. Ein Witz jagt den nächsten und von Weltuntergangsstimmung kann hier in keinster Weise die Rede sein. Das ist in gewisser Weise ein gewagter Schritt seitens Marvel, der durchaus auch in die Hose gehen kann. Und um es vorwegzunehmen: Es ist auch zum Teil in die Hose gegangen.
Hela (Cate Blanchett) © Marvel Studios
Sicherlich lebt das MCU von einer gewissen Leichtigkeit. Dagegen ist auch in keinster Weise etwas zu sagen. Vielmehr ist es ja auch genau dieser Aspekt, der den Charme dieses filmischen Universums ausmacht. Doch hier wurde eindeutig mit dieser Leichtigkeit übertrieben. Bei dieser enormen Gagdichte zünden gerademal 50% der Witze. Darüber hinaus werden die Figuren zum Teil ihrer Substanz beraubt und dass auch nur, um einen weiteren Witz zu platzieren. Es mag ja sein, dass am Set Improvisation ganz groß geschrieben wurde. Doch auch auf Kosten der Figuren und somit auch der Kontinuität? Das ist wirklich schwierig, vor allem, wenn auch der schurkische Höhepunkt des MCU (Loki) hier gnadenlos demontiert wird und all seiner Bedrohlichkeit, die von dieser Figur ausgegangen ist, mit Füßen getreten wird. Gerade dieser Aspekt ist hier auch bemerkenswert, weil die Macher die einzige Stärke in dieser Angelegenheit an die Wand fahren. Loki war der einzige Gegenspieler, bei dem es gelungen ist, über die Dimensionen „gut“ und „böse“ hinauszugehen. All das für die Katz. Das ist nicht nur schade, sondern sogar ärgerlich, wenn man sieht, wie respektlos hier mit den eigenen Figuren umgegangen wird.
Loki (Tom Hiddleston) © Marvel Studios
Wenn ich schon bei den Schurken bin. In diesem Beitrag ist Hela (Cate Blanchett) die Gegenspielerin. Diese hat eine durchaus bemerkenswerte Präsenz. Und doch gelingt es auch hier nicht, etwas wirklich Bedrohliches aufkommen zu lassen. Sicherlich kann man sich als Zuschauer schnell davon verabschieden, dass man es hier mit einem ernst gemeinten Film zu tun hat, doch hat man schnell das Gefühl, schon durch den Titel im Original betrogen worden zu sein.
Sicherlich könnte man jetzt einwerfen, dass ja ein Film wie GUARDIANS OF THE GALAXY (egal welcher Teil) immer wieder (auch von mir) in den Himmel gehoben wird und dieser vor allem von einer hohen Gagdichte lebt. Das ist wahr. Der Unterschied ist jedoch, dass die Witze nicht auf Kosten der Charakterzeichnungen vorgenommen wurden. Nein, sie wahren Teil der Charakterzeichnung. Das ist hier nicht der Fall und es entzieht sich unserem Verständnis, wie dieser Witzemarathon in dieser Form durchgewunken werden konnte. Aus einer fast schon tragischen Figur, wie Loki, wurde nun eine Witzfigur. Unglaublich.
Valkyrie (Tessa Thompson © Marvel Studios
Fazit: THOR: TAG DER ENTSCHEIDUNG ist meines Erachtens der absolute Tiefpunkt des MCU. Hier wird jeder Respekt in Bezug auf Kontinuität und auf die Figuren über Bord geworfen. Die Action ist austauschbar und die potenzielle Befangenheit gegenüber den Figuren wird durch die sich jagenden Witze kaltblütig ertränkt. Wirklich schade. Ohne den Kurs des MCU in Sachen Leichtigkeit zu verlassen, hätte ein wirklich besserer Film rauskommen können, der auch inhaltlich das MCU hätte weiter voranbringen können. Wer aber all meine Befindlichkeiten ignorieren kann bzw. keinen Wert auf diese Punkte legt, wird trotzdem seinen Spaß im Kino haben.
by Martin Fischer