Filmkritik Thor: Love and Thunder
Filmwertung: |
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| 6/10 |
Nach seinem letzten großen Abenteuer in „Avengers: Endgame“ geht es nun endlich mit dem hammerschwingenden Donnergott weiter. Dabei bekommt Thor die Ehre, der erste MCU Charakter mit gleich vier Solofilmen zu sein. Mit von der Partie ist abermals wieder der Regisseur Taika Waititi, welcher es einst schaffte, den kühlen Thor zu einer der lustigsten Figuren des Marvel Universums umzuschreiben. Doch kann dem neuseeländischen Regisseur solch ein Geniestreich wie einst bei „Thor: Tag der Entscheidung“ wieder gelingen oder hätte man es doch bei drei Filmen lieber belassen sollen? Dies erfahrt ihr in meine Kritik zu „Thor: Love and Thunder“.
Thor (Chris Hemsworth) scheint nun endlich seinen Frieden mit sich selbst geschlossen zu haben. Und so reist er gemeinsam mit den Guardians of the Galaxy durch die Galaxis und beschreitet weiter Abenteuer im Namen der Gerechtigkeit. Doch eines Tages erscheint der Schurke Gorr (Christian Bale), welcher es sich zur Aufgabe gemacht hat, alle Götter im Universum zu vernichten. Und so muss sich Thor abermals für das Schicksal von Asgard einsetzen. Diesmal bekommt er jedoch Hilfe, denn wie sich herausstellt, ist er nicht der einzige Held, welcher die Kräfte des Hammers besitzt…
Thor: Love and Thunder - Natalie Portman und Chris Hemsworth © Disney/Marvel
Der neueste Thor Film beginnt erstmal sehr Taika Waititi untypisch. So sehen wir nämlich in einer sehr düsteren Szene den Ursprung des Charakters Gorr. Und MCU untypisch, hat man es diesmal sogar wirklich mit einem relativ soliden Schurken zu tun. Denn Bale schafft es, den mehr als tragischen Hintergrund der Figur glaubhaft zum Leben zu erwecken. Somit ist er seinen Vorgänger Antagonisten hiermit schon einen weiten Schritt voraus. Man sollte sich aber trotzdem im Hinterkopf behalten, dass ich hier immer noch in Relation zu den anderen Marvelfilmen spreche. Denn das größte Problem von Bale’s Performance besteht aus dem kompletten restlichen Film.
Zu 90% der Laufzeit ist Love and Thunder eine Waititi Komödie, wie sie im Buche steht. So gibt es Improvisationsszenen im Überschuss und so gut wie jede Szene endet mit einem Joke. Was auf dem Papier erstmal gut klingt, beißt sich leider stark mit dem Gegenspieler. Denn man hat stets das Gefühl, das Bale in einem komplett anderen Film mitspielt. Und so sind es bedauerlicherweise diese Unebenheiten in der Balance, die den neusten Thorfilm zurückhalten.
Für sich alleine genommen funktionieren diese humorvollen Szenen wunderbar. Besonders das erste Drittel des Filmes macht so extrem viel Spaß, da Waititi dort sein komplettes Repertoire ausspielt. Chris macht dabei als Thor wie immer eine sehr gute Figur. Man sieht ihm förmlich an, dass er mittlerweile den Charakter komplett verinnerlicht hat. Doch Love and Thunder wirft diesmal die Formel der Vorgänger etwas über Bord. Denn ebenfalls gibt Natalie Portman ihr Debut als der mighty Thor. Wir sehen so zum ersten mal gleich zwei Thor’s miteinander agieren. Und hier hat leider Portman’s Charakter das selbe Problem wie das von Bale, denn sie spielt ihre Rolle ebenfalls viel zu ernst. Diese Momente fallen im Film des öfteren mehr als störend auf. Jede ernste Szene muss mit einem Oneliner beendet werden. Eine richtige, greifbare Fallhöhe gibt es so leider zu keinem Zeitpunkt. Und dies ist extrem schade, denn in der Theorie hält der Film viele tragische Entscheidungen für unsere Figuren parat. Jedoch können sich diese leider nicht wirklich entfalten.
Thor: Love and Thunder - Tessa Thompson © Neuilmverleih
Was man dem Film ebenfalls zu gute halten muss, ist, dass dieser auf der großen Spielfläche des MCU’s eine relativ losgelöste Geschichte erzählt. So kann man sich komplett auf die eigentliche Story fokussieren, ohne noch andere losgelöste Ereignisse anzusprechen oder loszutreten. Das ganze erinnert daher im positiven wieder eher an die Filme der ersten Phase wie „Iron Man“.
Fazit: „Thor: Love and Thunder“ konnte mich leider nicht wirklich vollends überzeugen. Besonders das ständige Schwanken in der Tonalität hält den Film nämlich extrem von seinem Potential zurück. Dies ist schade, da alle Komponenten unabhängig betrachtet für einen wunderbaren Film sorgen sollten. Nur leider geht dies nicht wirklich auf. Spaß macht das ganze aber trotzdem. Dies liegt auch daran, dass sich der Film mit seiner zwei Stunden Laufzeit nicht zu lang anfühlt und die Zeit daher schnell verfliegt. Man sollte nur seine Erwartung etwas zurückschrauben. Wer schon Fan des letzten Thor Filmes war, kann sich hier jedoch bedenkenlos eine Kinokarte zulegen.
by Phillip Schwellenbach