Filmkritik The World's End
Filmwertung: |
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| 6/10 |
Die Blood-and-Ice-Cream-Trilogie ist eine von Simon Pegg und Edgar Wright geschriebene britische Filmtrilogie mit Simon Pegg und Nick Frost in den Hauptrollen, deren erster Teil 2004 "Shaun of the Dead" war, gefolgt vom zweiten Teil "Hot Fuzz - Zwei abgewichste Profis" von 2007. Den dritten und letzten Teil der Trilogie, die auch "Three Flavours Cornetto Trilogy" genannt wird, bildet nun "The World's End". Diesen Beinamen hat die Trilogie in Anlehnung an drei verschiedene Cornetto-Eissorten, die in jedem Film motivisch erscheinen. In "Shaun of the Dead" war es das rote Cornetto Erdbeere entsprechend dem Blut eines Horrorfilmes, in "Hot Fuzz" war es das blaue Cornetto classic gemäß den Polizeiuniformen in einem Krimi und in "The World's End" ist es die Cornetto-Sorte… Viel Spaß im Kino! Gegen Ende flattert das Eispapier gegen einen Zaun. An dieser Stelle dank an alle Filmnerds und Kritiker, die darauf eingehen und diesen geschickten Werbedeal zum Kult erheben.
Im Trilogie-Abschluss "The World's End" geht es den Akteuren jedoch weniger um ein Eis, als vielmehr um ein volles Bierglas in ihren Händen. Zwanzig Jahre nachdem der Versuch eines wahren Kneipen-Marathons scheiterte, versuchen die fünf Jugendfreunde Gary (Simon Pegg), Oliver (Martin Freeman), Andrew (Nick Frost), Peter (Eddie Marsan) und Steven (Paddy Considine) erneut ihr Glück, 12 Pubs in ihrer Heimatstadt Newton Haven zu bezwingen. Gary trommelt die Truppe zusammen, von denen alle außer ihm inzwischen Erwachsen geworden sind und Verantwortung im Leben übernommen haben. Schnell bemerken die ehemals eingeschworenen Freunde jedoch, dass nach all den Jahren ihre Freundschaft deutlich gelitten hat und sich außerdem auch ihre Heimatstadt auf eine seltsame Art verändert hat. Auch Garys Jugendliebe Sam (Rosamund Pike) bemerkt, dass es an dem Ort nicht mit rechten Dingen zugeht. Die Einwohner benehmen sich sehr merkwürdig und wollen anscheinend mit ganzer Kraft verhindern, dass es die trinkfesten Jugendfreunde bis zum letzten Pub auf ihrer Liste, dem "World's End" schaffen. Wenn da mal nicht außerirdische Kräfte walten.
Der britische Komiker, Schauspieler und Drehbuchautor Simon Pegg ist natürlich auch bei "The World's End" wieder Dreh- und Angelpunkt vor und hinter der Kamera. Zusammen mit Edgar Wright, der hier die Regie führt, hat er das Drehbuch für die Science-Fiction-Komödie geschrieben und ist als Filmfigur Gary King auch der treibende Antiheld im Geschehen. Die Idee, der in ihrem Grundton und Thema wieder very british ausgefallenen Komödie, bestand darin, das bittersüße Gefühl der Rückkehr in die Heimat zu zeigen, in der man sich inzwischen wie ein Fremder fühlt. Das ist insofern auch eine offene Kritik an die Vereinheitlichung von Gastronomie, die in diesem Fall die Pubs um ihren ursprünglichen Charme gebracht hat. Ein Problem, das uns hierzulande auch bekannt ist und uns allerorts die immer altbekannten Ketten und Brandings mit ihren identischen Angeboten vor Augen führt.
Gerade dieser Aspekt ist lobenswert, denn auch der dritte Teil kommt gewissermaßen im britischen Unterschichtengewand daher, scheut sich nicht vor Trash und schlägt dennoch einen gesellschaftlichen Unterton an. Die Trilogie ist eine Anspielung auf die Drei-Farben-Trilogie des polnischen Regisseurs Krzysztof Kie?lowski, basierend auf den Grundprinzipien Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit aus der Französischen Revolution. So sollte jeder Film, analog zur wechselnden Geschmacksrichtung beim Eis, sich neben der Komödie noch eines anderen Genres bedienen. Nachdem es Zombie- und Actionfilm schon gab, hält nun also das Science-Fiction-Genre Einzug und die Figuren werden ausgerechnet beim Versuch, die Vergangenheit zu wiederholen, mit einer unheilvollen Zukunft konfrontiert. Der Kultstatus ist "The World's End" gewiss, wenn unter starkem Alkoholeinfluss außerirdischen Robotern die Köpfe abgerissen werden, blaues Blut verströmt und auch Pierce Brosnan noch seine Aufwartung macht. Der Zuschauer muss allerdings erneut bereit dafür sein, dass die anfänglich noch feinen komödiantischen Figurenzeichnungen im Verlauf der Kneipentour und mit steigendem Alkoholpegel seiner Akteure immer mehr zum Trash-Festival ausufern. Bis die Apokalypse ganz nah ist.
"The World's End" ist eine überaus unkonventionelle Science-Fiction-Komödie, die kritische Untertöne anschlägt, letztendlich die Handlung aber in eine trashige Apokalypse steuert. Fans werden an der Vollendung der "Blood-and-Ice-Cream-Trilogie" ihre Freude haben.
by André Scheede
Bilder © Universal Pictures Intl.