Filmwertung: |
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| 9/10 |
In Oxford studiert nur die Elite. In die die exklusiven Klubs wird nur die Elite der Elite aufgenommen. Der Riot Club ist so eine Gruppe. Nur zehn Mitglieder darf der Klub haben, alles Menschen, die später in hochrangigen und wichtigen Spitzenpositionen sein werden. Die beiden Erstsemester Alistair (Sam Claflin) und Miles (Max Irons) haben stammen aus angesehenen Familien, sind reicht und sehen gut aus. Sie werden in den Klub aufgenommen. Dafür müssen Sie einige Mutproben bestehen. Alistair gefällt die elitäre Gruppe immer mehr, Miles kommen nach und nach Zweifel, die sich mit jeder weiteren Aktion verstärken.
Lone Scherfig hat ein Händchen für britische Filme. Dabei ist die 55-Jährige keine Britin, sondern Dänin. Doch mit ihrem ersten großen Film An Education (2009) weckte die gebürtige Kopenhagenerin international großes Interesse. Der Film wurde für dutzende Preise nominiert, darunter sogar drei Oscar-Nominierungen 2010. Auch Zwei an einem Tag (2011) war ein starker Film. Mit The Riot Club wendet sich die Dänin wieder ihrem Spezialgebiet zu – der britischen Gesellschaft. Diesmal dem allerfeinsten Adel. Scherfig konstruiert mit ihrem neusten Werk eine zutiefst beeindruckende Milieustudie. Diese hat zwischendurch zwar kleinere Längen und Szenen, in denen wenig passiert und eine Straffung gut getan hätte. Aber das macht The Riot Club mit der zweiten Hälfte des Filmes mehr als wett. Hier wird auf eindringliche Art und Weise gezeigt, wie sich die eine elitäre und verwöhnte Gruppe junger Erwachsener unter Alkohol- und Drogeneinfluss verhält und welche Dynamik dabei entstehen kann. Da der Film gar nicht so unrealistisch ist, kann einem angst und bange werden, wenn man einmal mehr über die Reichen und Mächtigen nachdenkt. Frei nach dem Motto: jeder ist käuflich.
Neben der aufwühlenden und harten Geschichte können die schön und passend ausgesuchten Locations, die dynamische Kameraführung und die stimmige Musikuntermalung überzeugen.
Die international noch relativ unbekannte Darstellerriege spielt auf hohem Niveau. Von vielen der Schauspieler wird man in Zukunft noch einiges hören. Sam Claflin spielte bereits in Blockbustern wie Fluch der Karibik: Fremde Gezeiten (als Missionar) und Snow White and the Huntsman (William, Sohn des Herzogs) in kleineren Rollen mit. Wirklich bekannt wurde er als Finnick Odair in Die Tribute von Panem – Catching Fire. Auch in den beiden Fortsetzungen Mockingjay 1 und 2 wird der 28-Jährige zu sehen sein. Hier spielt er eine der Hauptrollen. Seinen verbitterten, von aufgestauten Gefühlen geleiteten Charakter Alistair, der immer im Schatten seines berühmten Bruders stand, stellt Claflin mit einer unterschwelligen Wut und einer Kernigkeit dar, die Respekt abnötigt.
Auch Max Irons, der Sohn von Schauspiellegende Jeremy Irons und Sinead Cusack, ist ein aufstrebender Darsteller. In
Seelen, Das Bildnis des Dorian Grey und Red Riding Hood spielte der ebenfalls 28-Jährige bereits mit und stellt auch in The Riot Club sein Können unter Beweis.
Douglas Booth (LOL, Große Erwartungen) wird in der kommenden Zeit öfter im Kino zu sehen sein, unter anderem im neuen Film der Wachowski-Brüder (Matrix) Jupiter Ascending.
In weiteren Rollen sind Ben Schnetzer (Die Bücherdiebin, Pride), Matthew Beard (An Education, Zwei an einem Tag), Jessica Brown-Findlay (The Winter´s Tale), Holliday Grainger (Jane Eyre, Bel Ami) Natalie Dormer (
Game of Thrones, Rush, The Counselor) und Tom Hollander (Alles eine Frage der Zeit, Fluch der Karibik 2 und 3, Der Solist) zu sehen.
Diesen Film sollte man sich in Englisch, wenn möglich mit deutschen Untertiteln anschauen. Denn das herrlich-klingende, hochgestochene British-English ist deutlich besser, als die synchronisierte Fassung.
Eine starke Milieustudie mit einem beeindruckenden, intelligent ausgewählten Cast und einer nachdenklich stimmenden Geschichte.
by Stefan Bröhl
Bilder © Prokino Filmverleih GmbH