Filmwertung: |
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| 5/10 |
Im Jahr 2000 erfand der Amerikaner Dave Ulmer das mittlerweile sehr beliebte Hobby Geocaching. Dabei handelt es sich um eine moderne Schatzsuche nur ohne richtige Schätze, die mit Hilfe von GPS-Koordinaten die Sucher an ihr Ziel führt. Besonders reizvoll für die meisten Geocacher sind dabei die vergessenen Orte – Lost Places -, welche die Spieler in verlassene Gebiete und Gebäude führen. Der deutsche Film „Lost Place“ (Deutschland, 2013) nimmt diese Freizeitbeschäftigung zum Anlass, eine Gruppe Jugendliche in den Wald zu schicken. Doch leider verliert sich der Film dann bald in Verschwörungstheorien, statt der angesagten Freizeitbeschäftigung mehr Filmzeit einzuräumen.
Die beiden Geocacher Daniel (François Goeske) und Elli (Jytte-Merle Böhrnsen) verabreden sich unbekannter Weise über ein Forum, um einen geheimnisumwitterten Cache im Pfälzer Wald zu holen. Begleitet werden sie von ihren eher wenig am Geocachen interessierten Freunden Thomas (Pit Bukowski) und Jessica (Josefine Preuß). Alle Warnschilder missachtend können sie zum Ziel gelangen und genießen ihre gemeinsame Zeit. Doch am Abend dämmert ihnen, dass mit diesem Ort etwas nicht stimmt. Spätestens als ein Mann im Schutzanzug (Anatole Taubman) auftaucht und von ehemaligen Experimenten in der Gegend berichtet, wird ihnen klar, dass sie den Ort nicht mehr so schnell verlassen werden.
Mit „Lost Place“ gibt der deutsche Regisseur Thorsten Klein sein Kinodebüt. Zusammen mit Lena Vurma hat er das Drehbuch dafür geschrieben. Angefangen hat die Idee bereits vor einigen Jahren mit einem Ausflug in den Pfälzer Wald, wo sie Gerüchte über den sich dort befindlichen amerikanischen Militärstandpunkt aufschnappten. Bei der Ausarbeitung des Stoffes war es ihnen wichtig, nicht nur amerikanische Vorbilder zu zitieren, sondern etwas Lokales als Mystery-Stoff zu verwenden. Das Resultat ist ein solider Thriller, der wenige Anleihen beim Horrorfilm nimmt. So bildet die Verschwörungsgeschichte den eigentlichen Kern des Films. Das Hobby Geocaching dient vor allem als Aufhänger, um die Beteiligten in den Wald zu locken. Der Betrachter, der sich aufgrund dieses Hobbys den Film anschaut, wird enttäuscht sein. Ein paar anfängliche Szenen beschäftigen sich damit, aber danach verliert der Film das Interesse daran. Auch der sogenannte Lost Place ist alles andere als verlassen und vermittelt nicht den unheimlichen Eindruck realer Lost Places. Da es sich bei dem Film um einen der seltenen deutschen Thriller handelt, der zudem ein ständig zu knappes Budget zur Verfügung hatte, wird der Zuschauer durch die formale Ansehnlichkeit überrascht. Die Produktionsorte und die Ausstattung wurden liebevoll ausgewählt und vermitteln eine mysteriöse Atmosphäre. Gedreht wurde dabei vor allem an Originalschauplätzen im Pfälzer Wald. Das 3D verstärkt zwar die Tiefenwirkung der Filmaufnahmen, doch lohnt es sich ansonsten leider nicht. Die gesamten Bilder des Films sind solide arrangiert. Mit den Vorbildern wie beispielsweise die Serie „Lost“ wollten die beiden Filmemacher einen Film schaffen, der beweist, dass auch aus Deutschland glaubhafte Filme mit phantastischen Elementen entstehen können. Dabei gelingt anfänglich eine spannende Inszenierung. Doch verliert sich die Spannung ab der zweiten Hälfte des Films, in welcher bereits viel von der Lösung klar ist und auch die Bedrohung deutlich einordbar ist. Viele deutsche Filme leiden zudem noch unter schlechten Darstellern. Doch auch hier wird der Zuschauer positiv überrascht, indem eine durchweg gute Besetzung ausgewählt wurde. Die teilweise recht unbekannten Darsteller spielen ihre Rollen überzeugend und wirken trotz der verwendeten Stereotypen menschlich und weniger klischeebelastet.
Fazit: Der deutsche Kinofilm „Lost Place“ ist solide Unterhaltung, die mit einer dichten Atmosphäre und einer typisch deutschen Verschwörungsgeschichte aufwarten kann. Im Gegensatz dazu kann der Film als Geocaching-Film nicht überzeugen und man hätte mit Aufgreifen eines richtigen verlassenen von Geocachern eroberten Orts eine größere unheimliche Stimmung erzeugen und damit auch einen guten Beitrag zum deutschen Horror-Kino leisten können.
by Doreen Matthei