Filmkritik The Lego Batman Movie
Filmwertung: |
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| 8/10 |
Dass „The LEGO Movie“ zu einem großen weltweiten Erfolg mutieren würde, war 2014 keine wirkliche Überraschung. Umso überraschender war es allerdings, dass sich der Film von dem wahnwitzigen Regie-Duo Phil Lord und Chris Miller als einer der größten kreativen Erfolge des Jahres herausstellte und sich in keiner Weise darauf ausruhte, ein reiner LEGO-Produktfilm zu sein.

Nein, Miller und Lord hatten sogar den ungeheuren Wagemut eine unmissverständlich antikonformistische und antikommerzielle Botschaft einzubauen, die Kreativität anstelle von blinder Folgsamkeit propagiert. Hinzu kam eine wahnsinnig rasante und erfindungsreiche Inszenierung, bei dem sich geistreicher und alberner Humor im Sekundentakt abwechselten, die sich nun auch in „The LEGO Batman Movie“, dem ersten Spinoff der neuen LEGO-Franchise wiederfindet. Anstelle von Lord und Miller fungierte hier nun Chris McKay als Regisseur, der zuvor schon in verschiedenen Funktionen bei „
The LEGO Movie“ und als „Robot Chicken“-Macher fungierte. Ihm und seinem Team gelang ein herrlich irrsinniger und wahnsinnig komischer Film, der vor Erfindungsreichtum nur so strotzt und für Batman-Fans ein echtes Eldorado darstellen sollte. „The LEGO Batman Movie“ ist bis an den Rand vollgepackt mit mal offensichtlichen, mal subtileren Referenzen zu allem, was mit Batman zu tun hat, seien es sämtliche Filme, Serien oder die Comics. Das ist alles wunderbar augenzwinkernd inszeniert, zudem ist es einfach wunderbar anzusehen, wie der herrlich überzogen selbstverliebte Batman/Bruce Wayne mit all seinen präzise beobachteten, über die Jahre angehäuften Klischees liebevoll durch den Kakao gezogen wird. Wer die Figur und sein nun schon fast 70-jähriges Vermächtnis kennt und liebt, wird hier sicher einen Heidenspaß erleben.
Es ist alles wie immer in Gotham City: Kriminalität ist an jeder Ecke zu finden und Batman erfreut sich an seiner eigenen Großartigkeit, wenn er mal wieder den Tag rettet und im Handumdrehen ein paar Superbösewichter besiegt.

Nichts bereitet dem maskierten Hobby-Superhelden mehr Freude, als sich an seinen tollen Eigenschaften zu ergötzen und im eigenen Ruhm zu sonnen. Wieder einmal wird ein perfide orchestrierter Anschlag des Jokers (und einer Ansammlung sämtlicher ikonischer Bösewichter) auf Gotham vereitelt, doch etwas ist anders: Nachdem der Joker darauf besteht, dass er und Batman sich gegenseitig brauchen und ergänzen, zeigt sein Kontrahent ihm die kalte Schulter und betont, dass er niemanden außer sich selbst braucht und dass der Joker ein bedeutungsloses Nichts für ihn darstellt. Doch es stellt sich heraus, dass der selbsternannte Alleskönner und Einzelgänger (was er nicht oft genug betonen kann) insgeheim sehr einsam ist und sich eigentlich nach einer Familie sehnt. Als durch Barbara Gordon, die ihren Vater als Gothams Police Commissioner ablöst, die Ein-Mann-Armee Batman öffentlich als obsolet und wirkungslos erklärt, wird die Existenzkrise der Fledermaus weiter vertieft. Batman sieht es gar nicht ein von seinem glorreichen Weg abzukommen, die Stadt im Alleingang aufzuräumen, jedoch muss er zunehmend feststellen, dass er nicht nur mit Barbara zusammenarbeiten muss, um den Joker & Co. zu bekämpfen, sondern sich auch mit seinem von Alfred aufgezwungenen Adoptivsohn Dick Grayson arrangieren muss…
Von der allerersten Sekunde an, als die Warner- und DC-Logos über die Leinwand flimmern und von Batman schnodderig aus dem Off kommentiert werden, ist man schon kräftig am Lachen. Die Gags und unzähligen Überraschungen, die der endlos amüsante „The LEGO Batman Movie“ bereithält, hören einfach nie auf und machen aus dem Film gerade für Batman-Kenner einen gigantischen, unwiderstehlichen Spaß.

Eine Vielzahl der Meta-Referenzen und Insider-Witze, die auch insgesamt auf die Popkultur abzielen, werden gerade zahlreiche Zuschauer der angeblichen Zielgruppe unter zehn Jahren gar nicht verstehen. Überhaupt sind es die wunderbar amüsanten Neurosen der herrlich überzogen selbstverliebten Super-Macho-Titelfigur, die den Film so gelungen und hintersinnig machen. Dieser Batman, der schon das eigentliche Highlight von „The LEGO Movie“ darstellte, ist einfach eine verdammt gelungene und überraschend liebenswerte Kreation, die hier voll und ganz ausgeschöpft wird. Die Verweise in die Batman-Mythologie werden tatsächlich in der deutschen Sprachfassung nochmal deutlich unterstrichen, denn zahlreiche Synchronsprecher, darunter David Nathan als Batman/Bruce Wayne, Jürgen Thormann als Alfred oder Udo Schenk als Jim Gordon waren schon in Christopher Nolans Batman-Trilogie vertreten, was hier für einen schönen „Wiederhörenseffekt“ sorgt und die Parodie nochmal besser zum Vorschein kommen lässt.
Angesichts der zweifelsohne großartigen und maßstabgebenden Nolan-Trilogie und gerade Zack Snyders polarisierender, hemmungslos düsteren und sich selbst ungemein ernst nehmenden Göttersaga „Batman v Superman“ erscheint „The LEGO Batman Movie“ als angenehmer und überaus willkommener Kontrast. Wie auch schon in „The LEGO Movie“ wird der düstere Grundton der Figur hier wunderbar kenntnisreich und respektlos auf die Schippe genommen, ohne dass man jedoch – und das ist sehr wichtig – jemals das Gefühl erhält, dass sich die Macher über die Figur lustig machen. „The LEGO Batman Movie“ ist spürbar ein Film von Fans für Fans, der mit seinen parodistischen Elementen eine echte Punktlandung erzielt und von vorne bis hinten liebevoll wirkt.

Die Gags kommen hier im Sekundenakt, der Erzählrhythmus ist manisch-hyperaktiv und lässt keine Zeit zum Durchatmen, dennoch fühlt man sich am Ende nicht erschöpft, sondern will am liebsten, dass der Film gar nicht aufhört. So clever und erfindungsreich „The LEGO Batman“ auf humoristischer Ebene ist, so präsentiert er sich auch auf visueller Ebene. Der Film sieht großartig aus und bordet vor visuellen Einfällen nahezu über, die überraschend stimmungsvollen Actionszenen sind rasant, frenetisch, explosiv und schlichtweg enorm mitreißend. Trotz aller Energie und Rasanz verliert man aber auch nie die Übersicht in all dem Wahnsinn. Der Humor beschränkt sich zudem längst nicht nur auf Dialoge, natürlich findet sich auch jede Menge Witz in mal mehr, mal weniger versteckten visuellen Gags, wodurch der Film auch über sehr großes Wiedersehenspotential verfügt.
„The LEGO Batman Movie“ mag auf dem Papier sicher keine große Kunst sein, aber mit all seinem ansteckenden und herrlichen Humor ist hier ein fabelhafter und perfekt inszenierter Spaß mit hohem Kultpotential gelungen. Der Film macht schlichtweg eine Riesenfreude, kennt in seinem überaus inspirierten Erfindungsreichtum und in seiner hemmungslosen Gagrate scheinbar keine Grenzen und ist zudem einfach eine erstaunlich liebenswerte Angelegenheit. Man hätte es wohl nicht erwartet, aber „The LEGO Batman Movie“ darf sich zweifelsohne zu den besten Batman-Filmen zählen.
Fazit: „The LEGO Batman Movie“ präsentiert sich als unerwartet gelungener Triumph und wahnsinnig komisches, atemloses und erfindungsreiches Eldorado für Batman-Fans, dessen zahlreiche Meta-Referenzen und Insider-Witze auf die fast 70-jährige Batman-Mythologie für mehrere Filme ausreichen. Ein Heidenspaß!
by Florian Hoffmann