Filmwertung: |
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| 7/10 |
Was wurde nicht eine gefühlte Ewigkeit über diesen Film diskutiert. Der nordkoreanische Diktator Kim Jon-un soll wegen ihm in Rage, Sony soll gehackt worden sein und die Hauptdarsteller und Produzenten der Komödie „The Interview“, Seth Rogen und James Franco, lachen sich bei der Menge an PR höchstwahrscheinlich ins goldene Fäustchen.
Doch eine Frage bleibt bestehen: Ist der Film denn eigentlich auch wirklich sehenswert oder irgendwie nur heiße Luft? Denn neben dem ganzen Drumherum sollte man die Qualität des Streifens nicht vergessen.
Für alle nochmal eine Zusammenfassung der Materie: Dave (James Franco, „Die fantastische Welt von Oz“) und Aaron (Seth Rogen, „Bad Neighbours“) sind das Spitzenteam der Fernsehbranche. Die erfolgreichste Late Night Show Amerikas ist dem Showmaster und seinem Produzenten zu danken und neben zahlreichen Stars ist auch Kim Jong-un (Randall Park, „Sex Tape“), seinerzeit koreanischer Diktator, ein riesen Fan. Wieso also nicht den gefährlichsten Mann der Welt für ein Interview vor die Kamera holen. Der nicht ganz so gut durchdachte Plan gelingt ; die besten Freunde werden nach Korea eingeladen – und kurz davor vom FBI abgefangen. Als unerfahrene Superkiller ausgestattet, sollen sie den Diktator töten. Ein Vorhaben, das spätestens dann aus dem Ruder läuft, als Dave in Kim einen Seelenverwandten erkennt.
„The Interview“ besticht mit einer durchgeknallte Storyline, die so absurd ist, dass sie schon beim Lesen Spaß macht. Niveauvollen Humor bekommt das Publikum bei „The Interview“ gewiss nicht, aber dafür für einen typischen Seth-Rogen-Humor, den Fans an ihm sehr lieben. Dass dieser nicht jedermanns Geschmack ist, ist verständlich und sei verziehen, aber diejenigen, die sich drauf einlassen, werden das wahrscheinlich lustigste Kinoereignis des Jahres mit nach Hause nehmen. Der derbe Humor ist derselbe wie zuletzt in dem Streifen „Das ist das Ende“ und teilweise so bescheuert, dass die Mundwinkel sich automatisch ihren Weg in die Höhe suchen. Ein größeres Problem besteht aber in der deutschen Übersetzung:

Die Witze funktionieren im Original schlichtweg viel besser und/oder machen mehr Sinn, da sich viel um Wortspielerei dreht. Natürlich kann man sich denken, wie die Handlung verlaufen wird und oft sind Szenen so überzogen und skurril, dass es für manch einen too much wird. Doch dieser Film ist hauptsächlich darauf ausgelegt, dass in den einzelnen Szenen etwas unerwartetes passiert. Man merke sich also ruhig: Bei diesem Film ist der Plot nur sekundär wichtig. Abgesehen davon begreift man schnell, dass die Protagonisten ihren privaten Humor mit der Welt teilen wollen, auch wenn den manchmal nur die beiden verstehen können. Und Übrigens: Nicht nur der Diktator wird aufs Korn genommen. Auch das FBI und andere Persönlichkeiten kriegen ihr fett weg.

Was man Rogen und Franco lassen muss: Sie spielen ihre Charaktere jedes mal aufs Neue mit einer Ernsthaftigkeit, als wäre ihr Produkt überhaupt nicht als Scherz gedacht. Ohne dieses Element wäre der Film nur halb so lustig. Zudem handelt es sich nicht im Geringsten um eine Two-Man-Show. Schon zu Anfang erwarten einen sehr berühmte Gaststars, die man so nicht erwartet hätte. Das erleichtert den Einstieg in die derbe Komödie erheblich. Eine weitere, größere Rolle übernimmt Randall Park, der Kim Jong-un verkörpert. Und das so gut, dass man sich wirklich vorstellen könnte, dass der Diktator sich privat vielleicht wirklich so wie dargestellt verhält. Auch Lizzy Caplan („Masters of Sex“) und Diana Bang („Bates Motel“) zeigen sich von ihren guten Seiten und können bei der Ernsthaftigkeit Rogens und Francos mithalten.
Man muss es wirklich gerne mögen, sonst kann man mit „The Interview" nichts anfangen. Als Komödie ist der Film dann auch super und man kann sich ihn sicher noch ein zweites oder drittes Mal anschauen, ohne dabei seinen Spaß zu verlieren. Ärger und Trubel hin oder her: Auch ohne viel PR und einen erbosten Diktator ist „The Interview“ ein Film, der 7 Sterne wert ist.
by Jennifer Mazzero