Filmkritik Fantastic Four
Filmwertung: |
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| 4/10 |
Die Comiclegenden Stan Lee und Jack Kirby schufen in den 1960er Jahren mit den Fantastic Four das erste Superheldenteam Marvels. Nach dem die Filme „Fantastic Four“ (2005) von Tim Story sowie dessen Fortsetzung „Fantastic Four - Rise of the Silver Surfer“ das Kinopublikum wenig begeistert, war für das Reboot eine wesentlich düstere Geschichte geplant. „Cronicle“- Regisseur Josh Tank greift nun die Story des Quartetts auf, um sie mit einem wesentlich jüngeren Darsteller-Ensemble moderner und frischer zu gestalten. Dass Reboots durchaus funktionieren können, zeigte sich bei „The Amazing Spider-Man“.

Wer sich jedoch jetzt auf einen Spaß bei „Fantastic Four“ freut, wird herbe enttäuscht werden.
Die Story baut sich langsam auf und nimmt sich viel Zeit, um die jugendlichen Helden einzufügen. Und so beginnt die Betrachtung, aus der Sicht des Genies Reed Richard, bereits in der Schulzeit. Wenn Reed als Zwölfjähriger in der Garage seiner Eltern an experimentellen Erfindungen werkelt und mit den Resultaten den Hohn seiner Lehrer und Mitschüler erntet, deutet dies auf eine Comming-of-Age-Geschichte hin. Die freundschaftliche Bindung, die Reed durch Zufall mit dem ebenfalls als Außenseiter abgestempelten Ben schließt, wirkt konstruiert und lässt bereits erahnen, wohin das Ganze führen soll. Und so ist es auch weniger überraschend, dass die zwei Jungen auch vier Jahre später noch immer befreundet sind und sich ihren gemeinsamen Projekten widmen. Als Reed (Miles Teller) dann aufgrund seines kymatischen Materie-Shuttles einen Platz im Baxter-Programm vom Direktor Dr. Franklin Storm (Reg E. Cathy) angeboten bekommt, während Ben (Jamie Bell) außen vor bleibt, ist weniger schlüssig. Aber immerhin finden die Freunde im Laufe des Films wieder zusammen, als sie eines nachts den mittlerweile fertig konstruierten Shuttle am eigenen Leib testen. Um den 60 Hefte umfassenden „Ultimate Fantastic Four“- Comics von 2004 gerecht zu werden, müssen natürlich noch zwei weitere Personen in den Fokus der Handlung gerückt werden. Und so lassen sich Storms Sohn Johnny (Michael B. Jordon) und dessen Baker-Kommilitone Victor von Doom (Toby Kebbel) ebenfalls in eine andere Dimension transportieren.
Nach dem längeren Einstieg in die Geschichte, wird der Unfall, der die Geschichte erst richtig in Gang setzt, innerhalb weniger Szenen abgehandelt. Auf dem fremden Planeten kommt es zu ungeahnten Komplikationen und die Männer werden von Johnnys Schwester Sue (Kate Mara) zurück auf die Erde geholt. Logischerweise wird sie durch ihren beherzten Eingriff ebenfalls Opfer einer anschließenden Explosion und mutiert zu einem übermenschlichen Wesen. Die zunächst unkontrollierbaren Kräfte, die von der Regierung fortan genau beobachtet und analysiert werden, könnten mitunter an „X-Men“ erinnern. Doch während die Mutanten der „X-Men“ lernen, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren, wirkt die Erforschung der Kräfte bei den „Fantastic Four“ recht banal. In nur wenigen Szenen bekommt man einen kurzen Eindruck über die neuen Kräfte, bevor bereits der Feind seinen Auftritt bekommt. Mehr durch Zufall rotten sich die Freunde zusammen, um diesen zu besiegen. Und kaum ist dies geschehen, ist der Film auch schon vorbei, bevor er überhaupt erst richtig begonnen hat.

Miles Teller ( „Whiplash“) und seine Darstellerkollegen Michael B. Jordan („Für immer Single?“), Kate Mara („127 Hours“) und Toby Kebbell („Planet der Affen: Revolution“) versuchen gegen das schwache Drehbuch von Simon Kinberg („Jumper“) und Jeremy Slater („The Lazarus Effect“) anzuspielen, schaffen es aber kaum, das Publikum mit ihrem Schauspiel mitzureißen. Aber nicht nur die Story schwächelt von Anfang bis Ende, auch der Look der rund 130-Millionen Dollar teuren Produktion kann nicht begeistern. Nicht nur der einfach animierte Planet der zweiten Dimension wirkt simple, auch der Steinmensch alias The Thing oder die Visualisierung der übermenschlichen Kräfte lässt jegliche Raffinesse beim Design vermissen. Auch der genretypische Humor, der zum Aushängeschild einer guten Marvel-Verfilmung gehört, fehlt vollends. Josh Tank gewährt weder einer bekannten Figur des Universums einen Cameo-Auftritt, noch macht er sich die Mühe, verbal auf einen Avenger oder ähnliches zu verweisen. Damit verspielt der Regisseur die Chance, seinen Film an das bereits existieren Universum anzugliedern und grenzt seine Figuren bewusst davon ab.
Fazit: Das absurde Superhelden-Abenteuer „Fantastic Four“ kann leider weder optisch noch storytechnisch auch nur im Ansatz überzeugen. Die verkümmerten Figuren spielen in dem lieblos animierten Welten um ihr Leben, ohne das Publikum zu berühren.
by Sandy Kolbuch