The Son

The Son (2022), USA
Laufzeit: - FSK: 12 - Genre: Drama
Kinostart Deutschland: - Verleih: Leonine

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The Son Filmplakat -> zur Filmkritik

Inhalt

Es könnte nicht besser laufen für den New Yorker Anwalt Peter (Hugh Jackman). Die Karriere lässt keine Wünsche offen und er ist glücklich mit seiner Partnerin Beth (Vanessa Kirby). Das ändert sich schlagartig, als eines Tages seine Ex-Frau Kate (Laura Dern) vor der Tür steht. Sie ist voller Sorge um ihren gemeinsamen Sohn Nicholas (Zen McGrath). Er schwänzt die Schule, ist verstört und wie ausgewechselt. Er will auch nicht mehr länger bei seiner Mutter leben. Peter nimmt seinen Sohn bei sich auf und kümmert sich hingebungsvoll um ihn. Kate und Peter sind entschlossen alles zu tun, um ihrem Sohn zu helfen. Doch wird das für einen Neuanfang reichen?

Hugh Jackman, Laura Dern und Vanessa Kirby | mehr Cast & Crew


The Son - Trailer




Filmkritik The Son

Filmwertung: | 7/10


Nach seinem verstörenden (weil brillantem) Debüt The Father adaptiert Florian Zeller nun erneut eines seiner Theaterstücke für die große Leinwand. Erneut steht dabei steht dabei eine altersgemäße Erkrankung im Zentrum der Geschichte. Und erneut weiß der Film sehr zu berühren. Doch so endgültig will das hier sehr zu meiner Überraschung dann doch nicht zünden…

Zwar steht hier die Depression des jungen Nicholas (ein vollends überzeugender Zen McGrath) im Mittelpunkt, doch nähert sich Zeller dieser aus einer ungewohnten Perspektive. The Son ist weniger eine Studie über diese Erkrankung, sondern beschäftigt sich vielmehr mit der Ohnmacht der Nächsten im Angesicht dieses Schrecken. Im Mittelpunkt steht Hugh Jackmans etwas ambivalenter Vater Peter, was sich als äußerst clevere Entscheidung herausstellt.

The Son spielt viel mit der menschlichen Urangst, seinen Liebsten in ihrem Schmerz nicht helfen zu können, und dem damit einhergehenden Gefühl der konstanten Überforderung. Jackman glänzt dabei in seiner mitreißenden Darstellung des Vaters und fängt die innere Zerrissenheit seiner Figur glänzend ein. Ständig schwankt er zwischen liebevoll unterstützend und hoffnungsloser Verzweiflung, die jede Pore seines Körpers zerfrisst. Zeller stattet seine Figuren dabei mit präzise durchgearbeiteten Biographien aus, weshalb sich all diese wunderbar echt und lebendig anfühlen (nur Vanessa Kirbys Beth kommt mir dabei etwas zu kurz).

Peter (Hugh Jackman) und Beth (Vanessa Kirby)
Peter (Hugh Jackman) und Beth (Vanessa Kirby) © LEONINE
So fängt The Son diese allumfassende Angst wundervoll ein und kreiert eine unentrinnbare Atmosphäre der Anspannung. Beeindruckend wie sehr mich als 23-Jährigen der Horror des Elternseins hier eingenommen hat. Wenn diese grauenerregende Atmosphäre der seelischen Schmerzen dann eben doch mal in den wenigen Momenten voller Herzlichkeit und menschlicher Wärme aufgebrochen wird, können diese dafür umso nachdrücklicher stehen.

Blöd nur, dass Zeller in vielen Momenten die Kamera dabei zu lange auf seinen Figuren lässt. Das sehr geringe Schnitttempo führt zwar immer wieder zu eindringlichen Momentaufnahmen, kann dabei aber auch gleichermaßen artifiziell wirken. Auch wenn Nicholas einen Moment vorher noch sagt, dass er sein Innenleben unmöglich in Worten ausdrücken kann, gleich danach aber einen perfekt durchstrukturierten und ausformulierten Monolog aus sich ergießen lässt, spürt man eben die Theaterwurzeln dieses Stoffs noch zu sehr heraus. Dieses eigentlich so geerdete Drama, wirkt dann eben doch bisweilen arg künstlich.

Dabei wiederholt sich The Son in den Dialogen und der Bildsprache auch immer wieder zu sehr. Die langsame Kamerafahrt fängt häufig sich zu sehr ähnelnde Monologe ein, und wieder dürfen wir das Gesicht des vermeintlichen „Gesprächs-„Partner kaum sehen... Viele Szenen erhalten so einen sehr unnatürlichen Fluss, ähnlich wie der Film selbst auch. Wichtige Ereignisse werden zu oft nur nebenbei in Dialogen erwähnt, worunter der Erzählfluss und die Kohärenz der Geschichte im Gesamten stark leiden muss.

Und doch weiß The Son dann eben auch immer wieder tief zu berühren. Denn auf jeden Moment, der zu unecht, zu artifiziell wirkt, gesellen sich zwei, die mir dann wieder den Boden unter den Füßen wegziehen, die genau in einem gesunden Schnitttempo eingefangen werden und so den Schauspielern und den Gefühlen wichtigen Raum gibt. So bleibt bei mir trotz großer Stärken aber dennoch ein etwas gemischtes Gefühl zurück.

Fazit:
Trotz unbestreitbarer narrativer und inszenatorischer Schwächen war ich überraschenderweise dann doch emotional sehr ergriffen. Letztlich muss sich jeder im Publikum die Frage stellen, was man in dieser Sorte Film erwartet und wie viel man dafür in Kauf zu nehmen bereit ist. Ich will hier die Verzweiflung, die Überforderung und den Schmerz der Figuren fühlen. Und das gelingt hier auch ohne Zweifel. So kann ich The Son letztlich doch viele Probleme vergeben...
by Sebastian Stegbauer

Bilder © Leonine