Filmwertung: |
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| 9/10 |
Vor einiger Zeit, kam die Information auf, Matt Damon und Ben Affleck würden in einem Ritterfilm von Ridley Scoot gegeneinander, um Recht und Unrecht kämpfen. Genau dieser Film ist nun endlich da. Jedoch ging es während den Dreharbeiten Affleck bekanntlich nicht so besonders, weshalb er doch in den Hintergrund gerutscht und seine Rolle Adam Driver abgegeben hat. Dieser hat diese dankend angenommen und geht in ihr vollkommen auf. Klar hätte man als Fan von Affleck, ihn nur zu gerne im Mittelpunkt dieses Films gesehen, aber man kann es bei diesen Gründen auch gut verstehen, dass es nicht so gekommen ist. Zum Glück ist aber Driver ein mindestens genauso so starker Schauspieler und man muss nicht komplett auf Affleck verzichten. Aber trotz dieser drei tollen Männer, steht eine Frau hier im Mittelpunkt und nach ihren ersten größeren Rolle in "Free Guy", könnte sich Jodie Comer tatsächlich bereits im zweiten Film über eine Oscar Nominierung freuen. Ich bezweifle, dass sie ihn auch schon direkt gewinnen wird, das wäre vielleicht ein wenig zu viel.
The Last Duel: Jodie Comer © Disney
Aber eine Nominierung ist ihr mehr als sicher und wenn sie so weiter spielt, ist die erste Auszeichnung nicht mehr weit entfernt. Das ist also eine Schauspielerin, die jetzt schon sehr vieles leisten kann und es in Hollywood bestimmt noch weit bringen wird. Es gelingt ihr hier auch mit Leichtigkeit jeder ihrer drei männlichen Kollegen - die sich bereits etabliert und einen Namen haben, die wissen wie man gut spielt und was einen großartigen Schauspieler ausmacht - mit Leichtigkeit an "die Wand" zu spielen. Es ist ihr Film und diesen hat sie mehr als verdient und es ist schön, dass die Frau hier eine solche wichtige Rolle einnimmt und tatsächlich für sich alleine stehen kann. Sie hat eine klare Meinung und keine Scheu diese auch zu zeigen & zu ihr zu stehen, egal wie viele Menschen sich dabei ihr in den Weg stellen. Ein Vorbild also für alle Frauen, die auch heute noch Ähnliches erleben müssen. Sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen sind auch im 21. Jahrhundert leider so sehr verbreitet, wie man es kaum wahrhaben möchte. Nicht ohne Grund gibt es so viele "Me Too" Fälle. Es ist also ein Film angesiedelt im Mittelalter und doch ist das Thema des Films relevanter und wichtiger denn je. Oftmals hat man bei einer solchen Anschuldigung mehrere Seiten, denen man vertrauen muss, kann, sollte, wo man aber nicht persönlich dabei ist und wo man nicht immer weiß auf welche Seite man sich stellen sollte.
The Last Duel: Adam Driver © Disney
Das macht der Film aber tatsächlich ganz anders, was gut getan hat und wo ich sehr gut verstehen kann, dass Viele das gut finden werden. Mich hat das jedoch aus dem Film gezogen und ihn nur länger gemacht, als er hätte sein müssen. Im Mittelteil passiert nämlich die Vergewaltigung, oder doch nicht? Das war eine Frage, über die man gerne hätte länger nachdenken wollen. Wer sagt die Wahrheit? Wer lügt? Und vor allem welche Partei hat von ihrer Meinung welchen Vorteil? Der Film macht die ersten Minuten daraus ein Geheimnis und es wäre interessant gewesen, hätte man es wirklich erst ganz am Ende aufgeklärt. Jedoch gibt es im Mittelteil eine gewisse Zeit, die einfach dreimal gezeigt wird. In Sicht vom Helden (Matt Damon), von seinem ehemaligen Kumpel (Adam Driver) und eben von der Klägerin (Jodie Comer). So dass wirklich jedes Fragezeichen verschwindet und man dreimal nur zu klar gezeigt bekommt, was passiert ist. Interessanterweise sind das dreimal die gleichen Momente und ein paar Dinge sind in jeder Sichtweise der drei gleich. Aber es gibt auch immer wieder Momente, wo man sich in der ersten oder zweiten Sichtweise denkt, es ist alles friedvoll und romantisch und dann in der dritten Sichtweise bemerkt, vielleicht ist das doch nicht so. Oder andersrum, in der dritten Sichtweise gibt es etwas Schönes, was in der Ersten und Zweiten nicht so war. Auch da ist aber die Sichtweise von der Klägerin am interessantesten und zeigt klar, Liebe muss nicht unbedingt Liebe sein. Aber hat sie damit auch recht mit ihrer Klage? Das müsst ihr euch im Film anschauen, denn auch wenn sehr schnell klar wird, was genau passiert ist, ist es doch sehr viel interessanter es sich bis zur Erstsichtung aufzubewahren.
The Last Duel: Matt Damon © Disney
Ansonsten ist das aber auch neben der Sache ein wirklich großer Film, mit schönen Schauplätzen, gelungenen Schauspielern (Kann mich nicht daran erinnern, Affleck schonmal so gehasst zu haben) und einer gewissen Härte, den man sich einfach auf der großen Leinwand anschauen sollte.
Fazit: Wer sich für das Thema interessiert und sich vom Trailer angesprochen fühlt und wer sehen möchte, wie die beliebte Jodie Comer aus Free Guy, in ihrem zweiten größeren Film alle Kollegen mit Leichtigkeit an die Wand spielt und sich fast schon den Oscar sichert, der sollte sich den Film unbedingt im Kino ansehen. Dass der Film aber im Mittelteil hätte gekürzt werden können, fällt auch klar auf... Eine klare Empfehlung!
by Peter Brauer