Filmkritik Stolz und Vorurteil und Zombies
Filmwertung: |
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| 6/10 |
Seit Jahrzehnten schlagen sich moderne Literaten mit einer der fundamentalsten Fragen herum, die man sich automatisch stellen muss, wenn man sich näher mit dem Klassiker "Stolz und Vorurteil" von Jane Austen befasst. Diese ist und bleibt, natürlich ohne groß rum zu diskutieren: "Was würden die Protagonisten des viktorianischen Englands, welche hoffnungslos in der eigenen Etikette gefangen sind, machen, wenn sie von den lebenden Toten angefallen werden würden?" Zum Glück wird dieses Problem nun ein für alle Mal für jeden Literaturprofessoren und Hobbyliteraten geklärt, denn am 9. Juni wird der Kampf zwischen Untoten und adeligem Gehabe endlich auf der großen Leinwand ausgeführt.

Doch die Antwort auf die genannte Frage gab uns der Autor Seth Grahame-Smith, welcher uns schon über das vampirintensive Doppelleben des ehemaligen Präsidenten Abraham Lincoln informierte, bereits im Jahr 2009. Damals veröffentlichte er den wohlklingenden Comic "Stolz und Vorurteile & Zombies", der ähnlich wie die anderen Werke Smiths bekannte Literatur oder Historie um eine fantastische Komponente erweitert. In diesem Fall sind es wenig überraschend Zombies.
Und ebendiese Schreckgestalten suchen das Vereinigte Königreich nun schon seit Jahren heim und versetzen die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Doch zwischen den hilflosen Bürgern sticht die Familie von Mr. Bennet (Charles Dance) heraus wie keine andere. Denn im Gegensatz zu anderen Aristokraten unterweist er seine Töchter nicht in Kunst und Tanz, sondern bringt ihnen bei sich mit jeder erdenklichen Waffe oder auch ganz ohne, verteidigen zu können. Das einzige Problem, das sich der Familie in den Weg stellt, ist das sich die Schwestern durch diese Behandlung nur sehr schwer unter die Haube bringen lassen. So ist es geradezu ein erfreuliches Wunder, dass sich Bennet's wildeste Tochter Elizabeth (Lily James) und der mysteriöse Mr. Darcy (Sam Riley) ineinander verschauen. Doch dem gemeinsamen Glück stehen mehr im Weg als nur Stolz und Vorurteile.

Das bezieht sich leider nicht nur auf die Geschichte. Klar darf der Film, als eindeutiges Werk im Sinne des B-Movies , die ein oder andere Macke haben, dennoch sei hier erwähnt, dass man sich vielleicht auf ein, zwei mehr einstellen sollte.
Beispielsweise vertraut Regisseur Burr Steers seine Geschichte einer Handvoll junger und relativ unerfahrener Darstellern an und erwartet von ihnen, dass sie den Film über weite Strecken tragen sollen. Was folgt ist, dass sich ebendiese jungen Darsteller streckenweise in eher zweckmäßigem Schauspiel verlieren, wodurch aber die Auftritte von Kollegen aus Serien wie "Game of Thrones" und "Doctor Who" zu wahren Highlights heranwachsen. Somit ist die schauspielerische Teil des Films eine zweiseitige Medaille mit kurzen, unterhaltsamen Auftritten bekannter Gesichter auf der einen und schlimmsten Falls ausdruckslosem Schauspiel der Protagonisten auf der anderen Seite.
Ein weiterer Punkt, der negativ auffallen kann, ist das CGI, welches, wenn es großflächig verwendet wird um beispielsweise ein größeres Areal zu simulieren, einfach schlecht aussieht und man als Zuschauer die Grenzen des Budget deutlich zu spüren bekommt. Das bedeutet aber nicht, dass das Team allgemein den Umgang mit den Special Effects nicht beherrschen würde, da in manchen Szenen computergenerierte Effekte auch dezenter verwendet werden und diese dann kaum als diese erkennbar sind. Dieses Ergebnis erlangt die Crew hinter den Kulissen am häufigsten, wenn sie Animation in Kombination mit selbstgemachtem Handwerk, Make-up und den aufwendigen Kostümen, setzen.

Denn diese sind eigentlich der wahre Star des Films. Mit dem Make-up, Kostümen und Sets werden nicht nur die Toten zu neuem Leben erweckt. Nein, auch das viktorianische Großbritannien wird relativ detailiert auf die Leinwand gebracht, wenn man über die oder andere historische Schwäche hinweg sehen kann. Dennoch ist es schön zu sehen, wie aufwendig hier gearbeitet wurde, um die wiederkehrenden Verstorbenen vor die Kamera zu holen und dabei eine Qualität zu erreichen, die fast an die der TV-Show "
The Walking Dead" heranreicht.
Fazit: Mit "Stolz und Vorurteile & Zombies" kommt eine Horror-Actionkomödie in die deutschen Kinos, die mit allen Stärken und Schwächen eines B-Movies gestraft ist. Die CGI-Effekte und das Schauspiel sind nicht die Besten und auch die Actioneinlagen wirken etwas künstlich und deplatziert. Aber dennoch hat dieses Projekt das Herz am rechten Fleck. Make-up und Kostüme sind für eine der preiswerteren Produktionen auf einem angenehm hohen Niveau und die Prämisse des Films ist schön unaufgebraucht. Im Nachhinein betrachtet gibt es eigentlich nicht viel mehr zu sagen, als dass der Name Programm ist.
by Marvin Schmidt
Bilder © SquareOne Entertainment