Filmkritik Still Alice - Mein Leben ohne Gestern
Filmwertung: |
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| 8/10 |
Mit „Still Alice – Mein Leben ohne Gestern“ startet einer der letzten Oscar-Gewinner des Jahres in den deutschen Kinos und auch bei diesem Werk handelt es sich um die Verfilmung einer biographischen Handlung, die Lisa Genova 2007 in ihrem gleichnamigen Bestseller schilderte. Das Produzenten-Duo Richard Glatzer und Wash Westmoreland („The Last Of Robin Hood“) hatten direkt eine bestimmte Person für die Protagonistin im Kopf: Julianne Moore („Maps To The Stars“, „Die Tribute von Panem – Mockingjay“), welche zurecht den Oscar als beste Hauptdarstellerin für diesen Film mit nach Hause nehmen durfte.

Es beginnt mit Kleinigkeiten wie einem vergessenen Wort während eines Vortrags oder einer kurzen Orientierungslosigkeit beim Joggen. Doch Alice (Julianne Moore) fühlt trotzdem, dass mit ihr etwas nicht stimmt und erfährt beim Arzt die unglaubliche Ursache: Sie leidet an einer seltenen Form von Alzheimer, denn Alice ist erst Anfang 50 und die Krankheit somit früh einsetzend. Ihre Familie kämpft von nun an mit der Professorin um ihr Gedächtnis und gegen die Zeit. Doch den Verfall stoppen kann man niemand, nur damit umzugehen können Mann und Kinder lernen.
In dem einfühlsamen Drama werden betroffene und nicht betroffene Menschen gleichermaßen angesprochen und getroffen. Denn so einer sensible und trotzdem prägnante Darstellung der Erkrankung Alzheimer widmet sich Hollywood zum ersten Mal und wurde somit endlich für ein breites Publikum zugänglich gemacht. Der Steifen klärt also auf – zeigt aber genauso, dass das Leben immer noch schön und wertvoll sein kann. Glatzer und Westmoreland verpacken „Still Alice“ in ruhige Bilder sowie ausdrucksstarke Dialoge und dank einer packenden Wandlung ist der Film nicht nur interessant, sondern tatsächlich auch spannend. Die Entwicklung der lebensbejahenden Protagonistin ist spürbar, aber nicht aufgesetzt und berührt bis ins Knochenmark. Natürlich handelt es sich hier um (qualitativ sehr hochwertiges) Programmkino. Dabei mögen sich dank der Besetzung eventuell trotzdem mehrere Altersklassen angesprochen fühlen, da neben der allseits beliebten Julianne Moore zum Beispiel auch Kristen Stewart („Twilight“-Reihe) mitwirkt. Ansonsten wird das Publikum aber wahrscheinlich mehr dem Erwachsenenalter 30+ zuzuordnen sein.

Den Oscar gab es zurecht für Frau Moore, denn trotz großer Namen in der Besetzungsliste (Alec Baldwin, Kate Bosworth, Kristen Stewart) trägt sie den Film beinahe mühelos alleine. Als gesunde Frau eine Krankheit darzustellen, in die sie sich erst hineinfühlen muss, erfordert neben Mut ein großartiges Talent, dass sie in „Still Alice“ endgültig unter Beweis stellen konnte. Die Authentizität ist beachtlich, und das bei einer Frau, die sich pro Filmrolle komplett in etwas Neues verwandelt. Wie schon geschildert, trägt Moore „Still Alice“ und lässt dabei die anderen Darsteller leider untergehen. Vor Allem Alec Baldwin („Blue Jasmine“) als ihr Ehemann kann nicht mithalten und wirkt immer ein wenig angespannt. Bosworth („Homefront“) und Stewart sind als die Töchter von Alice wiederum authentisch, spielen ihre Rollen jedoch in der selben Art und Weise, wie sonst auch immer.
Fazit: Es gibt zwei Hauptelemente, die diesen Film aus- und sehenswert machen: Der so noch nicht dagewesene, einwandfrei produzierte Plot und das Zuschauen der Moore. Beides ganz genau zu verfolgen ist überaus interessant und macht aus „Still Alice“ einen Acht-Sterne-Film.
by Jennifer Mazzero