Filmkritik Ruhet in Frieden - A Walk Among the Tombstones
Filmwertung: |
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| 8/10 |
Der Film beruht auf dem Erfolgsroman A Walk Among the Tombstones von Lawrence Block, der dem Hauptcharakter Matthew Scuder insgesamt 17 Bücher und eine Kurzgeschichten-Sammlung gewidmet hat. Die Reihe erschien über 40 Jahre hinweg und wurde in 20 Sprachen übersetzt. Der Film beginnt in New York, 1991: Detective Matt Scuder (Liam Neeson) trinkt häufig Alkohol. Als seine Stammkneipe überfallen und der Barkeeper getötet wird, verfolgt er die drei Verbrecher und tötet zwei von ihnen, verletzt den anderen unter Alkoholeinfluss. Acht Jahre später ist Scuder kein Polizist mehr. Stattdessen arbeitet der als Privatdetektiv, allerdings ohne Lizenz. Durch die Anonymen Alkoholiker kennt er Peter (Boyd Holbrook), der ihn bittet, seinen Bruder Kenny Kristo (Dan Stevens) zu besuchen. Dieser eröffnet Scuder, dass seine Frau entführt wurde. Er zahlte den Verbrechern 400.000 Dollar, wurde hin und her geschickt und dennoch fand er seine Frau am Ende bestialisch getötet vor. Nach anfänglichen Zweifeln beginnt Scuder zu ermitteln und dringt dabei tief in die New Yorker Unterwelt vor.
Dieser fesselnde Thriller im Stile von 96 Hours – Taken, in welchem Liam Neeson ebenfalls die Hauptrolle spielte, ist nichts für schwache Nerven. Denn die behandelten Themen sind ausgesprochen hart. Entführungen mit bestialischen Tötungen sind ein Kernthema des Filmes. Allerdings gelingt es Regisseur Scott Frank, diese nicht verherrlichend darzustellen, sondern nur anzudeuten, was Ruhet in Frieden zu einem sehr atmosphärischen Kinoerlebnis macht. Denn die düstere Machart, die vielen zwielichtigen und bösen Charaktere, machen den Film zu einem interessanten Thriller. Das liegt vor allem am starken und präsenten Liam Neeson (Unknown Identity, Schindlers Liste, Non-Stop), der den Film über kleinere Ungereimtheiten hinwegträgt. Ruhet in Frieden hat alles, was einen guten Thriller ausmacht. Er ist temporeich, lässt dem Zuschauer keine Zeit zum Luftholen, ist mitreißend und erschafft dank der Vorlage eine glaubwürdige Welt. Diese ist allerdings ziemlich einfach in Gut und Böse eingeteilt, Differenziertheit oder Zwischentöne sucht man vergeblich. Das stört allerdings nur am Rande.
Denn neben Neeson kann auch die für viele wahrscheinlich unbekannte Darstellerriege überzeugen. Die aufstrebenden Dan Stevens (Downtown Abbey, Hilde, Inside Wikileaks) und Boyd Holbrook (Auge um Auge, Liberace, Seelen) können sich in ihren Nebenrollen ebenso auszeichnen wie Brian Bradley mit seinem ausgezeichneten Kinodebüt und die arrivierten Ólafur Darri Ólafsson (Das erstaunliche Leben des Walter Mitty, Contraband, The Deep), David Harbour (The Equalizer, End of Watch, James Bond 007: Ein Quantum Trost) und Adam David Thompson (Martha Marcy May Marlene). Star-Casterin Avy Kaufman beweist einmal mehr ein goldenes Händchen.
Weitere Pluspunkte sind die stimmige Musikuntermalung, die herrlich-heruntergekommenen Locations, der kluge, die Geschichte nach und nach wie ein Puzzle zusammenfügende, wendungsreiche Schnitt und die guten Spezialeffekte. Einzig die hin und wieder unpassend ruckelnde Kameraführung sorgt für einen kleinen Wehrmutstropfen.
Routinierter, harter und packender Thriller mit einem gut aufgelegten Cast.
by Stefan Bröhl