Filmkritik Ruf der Wildnis
Filmwertung: |
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| 4/10 |
Mit „Ruf der Wildnis“ erscheint nun erneut eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Jack London. Dabei geht es um den Hund Buck, welcher plötzlich in den Tiefen des schneevereisten Alaskas landet. Mit unter anderem Harrison Ford im Gepäck versucht der Regisseur Chris Sanders daher, dem alten Stoff neues Leben zu verleihen. Ob dies gelungen ist, erfahrt ihr nun in meiner Kritik.
Der Hund Buck lebt zusammen mit seinen Besitzern gegen Ende des 19. Jahrhundert in den Südstaaten von Amerika. Eines Tages wird er jedoch von Unbekannten entführt und nach Alaska transportiert. Dort soll er nun als Schlittenhund unter Aufsicht von Perrault (Omar Sy) arbeiten. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass Buck ein Naturtalent im Überleben unter den eisigen Bedingungen ist. Während seiner Arbeit lernt er auch den Goldgräber John Thornton (Harrison Ford)kennen. Dabei wissen die beiden noch nicht, dass ihnen bald ein gemeinsames Abenteuer bevorsteht…
Harrison Ford in Ruf der Wildnis © Disney
Im Vordergrund der Handlung steht dabei voll der Hund Buck. So ist er die Hauptrolle sowie der Ankerpunkt des Filmes. Und hier beginnt schon mit das größte Problem des Filmes. Denn, wo besonders in den letzten Jahren die „Planet der Affen“ Reihe gezeigt hat, wie fotorealistisch Tiere aussehen können, zieht sich hier die ganze Zeit ein unrealistischer Schimmer durch das Geschehen.
Denn Buck wirkt zu keinem Zeitpunkt wie ein lebendiges Lebewesen. Dies fängt mit den unnatürlichen Animationen an, welche viel zu überdreht wirken und schon fast aus einem Animationsfilm stammen können. Auch die Lichtreflektionen wirken nie wirklich real und reißen einen permanent aus dem Film. Generell verlässt sich das Visuelle viel zu viel auf seine Computereffekte. So wurde die gesamte Geschichte komplett im Studio statt an einer wirklichen Location gedreht. Daher hinterlässt auch die Natur immer einen faden Beigeschmack. Besonders mit dem stetigen Fortschritt der Technik, wird der Film spätestens in fünf Jahren mehr als veraltet aussehen. Das Wort Künstlichkeit beschreibt daher die komplette Optik des Filmes ziemlich passend.
Cara Gee in Ruf der Wildnis © Disney
Schauspielerisch stehen besonders Omar Sy und Harrison Ford im Mittelpunkt. Wo ersterer für die erste Hälfte des Filmes zuständig ist, übernimmt Ford dann für die Zweite. Beide Darsteller spielen ihre Rolle dabei solide, ohne aber eine unvergessliche Performance zu hinterlassen. So bleibt Harrison stark hinter seinen anderen kultigen Rollen zurück. Richtig negativ fällt hingegen Dan Stevens auf, welcher den Antagonisten Hal spielt. Seine Figur ist konstant anstrengend und wirkt viel zu erzwungen. So hätte man seine Rolle auch ohne Probleme streichen können, ohne irgendetwas zu vermissen. Auch die anderen Nebenfiguren, wie die von Karen Gillan verkörperte Mercedes besitzen leider kaum Persönlichkeit und verschwinden wieder so schnell, wie sie gekommen sind
Omar Sy in Ruf der Wildnis © Disney
Ein weiteres Problem stellt der nicht vorhandene Fokus des Filmes dar. Dieser weiß dabei nie, welche Zielgruppe er eigentlich ansprechen möchte. So handelt es sich um keinen wirklichen Kinderfilm, da die Handlung für ein jüngeres Publikum zu ernst und düster erscheint. Für Erwachsene wird hingegen die komplette Geschichte zu langweilig und konstruiert sein. So bleiben besonders die Abenteueraspekte sehr flach. Wer also dachte, dass die Action mit „Indiana Jones“ zu vergleichen ist, kann schnell seine Erwartungen runterschrauben. Denn das Abenteuer fühlt sich eher wie eine Wanderung an. Spannung ist so nie geboten. Auch besitzt die Geschichte keinen geraden Faden, welcher sich durch die Handlung zieht. Die Laufzeit fühlt sich gerade dadurch viel länger an, als sie in Wirklichkeit ist. Auch bleibt der Hund viel zu Eindimensional während der ganzen Geschichte. So macht Buck so gut wie keine Fehler und durchlebt keine wirkliche Wandlung während der Handlung. Auch wird das Geschehen an manchen Momenten sogar ungewollt komisch, wenn bestimme Ereignisse plötzlich so an den Haaren herbeigezogen werden. Der Film kann daher seine technischen Schwächen auch nicht mit seiner Handlung kompensieren.
Fazit: „Ruf der Wildnis“ ist leider eine schwache Adaption des gleichnamigen Romans. Dies liegt besonders an den großen dramaturgischen Schwächen sowie den schwachen Charakteren, insbesondere der Hund Buck. Hier kann leider auch Harrison Ford nicht mehr viel herausholen. Aber auch die Technik fühlt sich im Hinblick auf andere Genrevertreter viel zu veraltet und künstlich an. So wird Buck konstant als ein Wesen aus dem Computer wahrgenommen und nie als richtiges Tier. Auch die fehlende Zielgruppe macht es schwierig, überhaupt eine Empfehlung auszusprechen. Der Film ist daher eventuell nur für beinharte Hundefans einen Blick wert.
by Phillip Schwellenbach
Bilder © 20th Century Fox