Filmwertung: |
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| 8/10 |
Die Musik der rockigen Achtzigerjahre, geprägt u.a. von Glam-Metal-Bands wie Journey, Poison, Def Leppard, Whitesnake oder Bon Jovi ist an Keinem spurlos vorbei gegangen. Betrachtet man die Entwicklung in der Musikgeschichte, behauptet manch einer sogar, dass aus dieser Dekade die dramaturgisch und emotional besten Musiktitel hervorgingen.
Der Großstadtjunge Drew (Diego Boneta) und das Kleinstadt-Girl Sherrie (Julianne Hough) lernen sich 1987 auf dem legendären Sunset Strip in Los Angeles kennen. Die Beiden sind sofort voneinander angetan und teilen den gemeinsamen Traum von Hollywood. Eine Karriere als Rockmusiker schwebt ihnen vor, um vielleicht irgendwann ihrem Idol Stacee Jaxx (Tom Cruise) ganz nah sein zu können. Als Schmiede ihrer Träume steht der Hollywood Club "The Bourbon Room" im Mittelpunkt, dessen Besitzer Dennis (Alec Baldwin) mit seinem Manager und äußerst nahen Freund Lonny (Russell Brand) ein abgefahrenes Gespann bildet.
Die konservative Organisation um Patricia Whitmore (Catherine Zeta-Jones) versucht jedoch, die Partymeile aufzulösen. Eine auffallend undifferenzierte Abneigung gegen das Rock-Idol Stacee Jaxx ist dabei Patricias Triebfeder. Derweil gestaltet sich das Leben in Hollywood für Drew und Sherrie gar nicht so einfach und auch in ihrer Beziehung läuft es nicht gut. Wird es ihnen gelingen, die Steine auf dem Weg zu einem glamourösen Leben aus dem Weg zu räumen? Und wie wird Kult-Rocker Stacee Jaxx die Untiefen der Achtziger im Wandel überstehen und wird ihm sein langjähriger öliger Manager Paul (Paul Giamatti) dabei noch helfen können oder wird die hübsche Constance (Malin Åkerman) seine Sicht auf die Dinge verändern?
Nach dem Erfolg der original Off-Broadway-Produktion inszeniert Regisseur Adam Shankman die Kinofassung von "Rock of Ages" nach dem Drehbuch von Justin Theroux, Allan Loeb und Chris D'Arienzo, der auch schon für das gleichnamige Bühnenmusical verantwortlich war. Gedreht wurden die Live-Sequenzen in einer kleinen Konzerthalle in Fort Lauderdale (Florida), und in Downtown Miami wurden ganze Straßenblöcke nach dem Look von Hollywoods Sunset Strip ausstaffiert. Bei dem Cast für die Filmversion wurde neben den hochtalentierten Julianne Hough und Diego Boneta in den Hauptrollen auch in Persona Brand, Baldwin, Zeta-Jones, Giamatti, Åkerman, Cranston und Mary J. Blidge nicht gespart. Diese bestätigen eindrucksvoll, was man US-Schauspielern nachsagt. Nämlich ihre Vielseitigkeit in Bezug auf Darstellung, Gesang und Tanz.
Eine gesonderte Erwähnung gebührt Tom Cruise, der in seiner Rolle als Stacee Jaxx das zweifellose Highlight des Filmes ist. Mit seiner Darstellung des allseits angebeteten Rock-Idols setzt er mit viel Zynismus völlig neue Maßstäbe für alle bisher durch die Filmwelt schwebenden Drogen benebelten volltagsgeilen Rockmusiker. Dem Zuschauer bleibt es beim Anblick dieser Performance nicht verborgen, warum es der von Malin Åkerman gespielten Rolling-Stone-Reporterin Constance so sehr danach dürstet, Stacee Jaxx die krachlederne Hose vom Unterleib zu reißen, um an Stellen seines Körpers zu gelangen, wo die Sonne nicht so häufig hin scheint. Tom Cruise hat in seiner Karriere bislang drei Oscar-Nominierungen vorzuweisen. Nach dieser Darbietung kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass deren bald vier sind.
"Rock of Ages" bricht zwar nicht mit der Tradition, dass Musical-Filme keine Handlungsstränge in epischen Breiten vorweisen können und es letztendlich auch nicht müssen, dafür verbreitet der Film aber gute Laune ohne Ende. Unter den Prämissen der Themen Liebe, Sehnsucht und Erfolg steuert der Film von einem großen Achtzigerjahre-Hit zum nächsten, so dass man imaginär das Autoradio aufdrehen möchte. Diese Musicalverfilmung steht unter Kultverdacht.
by André Scheede