Filmkritik Rapunzel - Neu verföhnt
Filmwertung: |
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| 10/10 |
Pünktlich zu Weihnachten kommt Disneys Rapunzel ins Kino. Basierend auf dem Märchen der Gebrüder Grimm erwarten den Kinobesucher 90 Minuten voller Gags. Denn wer eine Märchenverfilmung wie Schneewittchen erwartet, irrt sich. Rapunzel ist das lustigste und gleichzeitig haarsträubendste Märchen, das jemals im Kino gezeigt wurde. Und da es sich zudem noch um eine 3D-Animation handelt, scheinen die Charaktere bunter, dynamischer und einfach lebendiger zu sein, als jemals zuvor.
Die 17jährige Rapunzel wurde kurz nach ihrer Geburt von der Mutter Gothel, wegen ihres magischen und mittlerweile über 20m langen Haars entführt. Seither lebt sie, abgekapselt von der restlichen Welt, gefangen in einem Turm. Durch viel Fantasie und Kreativität meistert sie ihre Gefangenschaft. Ihr einziger Wunsch zum 18. Geburtstag ist ein Ausflug, um die bunten Lichter zu sehen, die jedes Jahr am Himmel erscheinen. Doch dieser soll ihr verwehrt bleiben.
Als der Dieb Flynn Rider auf seiner Flucht vor den königlichen Wachen in den Turm flüchtet, ändert sich Rapunzels Situation. Zunächst schlägt sie den vermeidlichen Feind mit einer Bratpfanne nieder. Nachdem sie seine Beute an sich genommen hat, erkennt sie, dass sie ihn in der Hand und somit als Schlüssel zur Freiheit gebrauchen kann. Flynn willigt in den Deal – Beute gegen Befreiung – ein. Gemeinsam fliehen sie aus dem Turm. Doch schon bald müssen sie nicht nur Reißaus vor den Wachen, sondern auch vor Flynns ehemaligen Komplizen nehmen. Während sie sich immer wieder gegenseitig aus haarigen Situationen retten, entwickeln sie wahre Gefühle füreinander, die durch böse Gegenspieler zerstört werden.
Rapunzel wird von `ihrer Mutter` wieder in den Turm gesperrt und gefoltert. Flynns Rettungsversuch scheitert. Der letztendliche Verlust der magischen Haare ruft jedoch ein Happyend für das gesamte Königreich hervor…
Die beiden Hauptcharaktere Rapunzel und Flynn könnten unterschiedlicher nicht sein. Er ist der Jenige, der nach seinen eigenen Regeln lebt. Sie hingegen ist das beschütze Mädchen, dessen Leben außerhalb des Turms nicht denkbar ist. Zusammen finden sie heraus, was sie wirklich in ihrem bisherigen Leben vermisst haben.
Neben den Hauptcharakteren überzeugt der Film nicht zuletzt wieder durch die tierischen Helfer: Maximus, das tapfere und ehrgeizige Hauptpferd der königlichen Wache, hat es sich zum persönlichen Ziel gemacht, den Verbrecher Flynn zu stellen. Unerschrocken stellt er sich jeder Gefahr. Doch Rapunzel gelingt es sein Herz zu erweichen.
Rapunzels bester Freund und stetiger Wegbegleiter, das farbenfrohe Chamäleonmännchen Pascal nimmt als Vertrauter, Lehrer und Coach einen wichtigen Platz in ihrem Leben ein. Er drängt sie dazu den Turm endlich zu verlassen und ihren Traum zu leben. Ungehindert dessen prüft er Flynn und dessen Absichten ganz genau.
Während Disney bereits des Öfteren Pferde und andere Vertreter der Maultiere erfolgreich als Helferfiguren konzipierte, bestreitet Pascal eine bisher völlig unbekannte und damit neue Tiergattung in den Animationen.
Bei diesem Film handelt es sich um Disneys insgesamt 50. Animationswerk. Die Computeranimation sollen an die Zeichentrickklassiker anschließen. Dafür wurde eine besondere Welt geschaffen, in der die dramatischen Gefühle, die so einzigartig für die Disneyproduktionen sind, voll ausgelebt werden können. Gleichzeitig ruft dieses Märchen aber einen frischen Humor hervor, den es zuvor noch in keinem Animationswerk in diesem Ausmaße gab.
Für Rapunzels Haar wurde eine eigene Software entwickelt, die es ermöglichte die insgesamt 100 000 Strähnen zu animieren. Da bisher noch kein Disney-Star soviel Haar zeigte, stießen die Animateure hier zunächst an ihre Grenzen. Doch die Haar-Entwicklerin Kelly Ward, die für Rapunzels Haarbewegungen zuständig war, gilt als Expertin auf diesem Gebiet und erhielt für ihre Haar-Studien sogar ihren Doktortitel für die Computerwissenschaft.
Ebenso arbeitsintensiv wie die Haare stellten sich auch die Animationen der Laternen dar. Insgesamt 46000 Laternen mussten jeweils einzeln animiert werden, um bei der Wahrwerdung von Rapunzels großen Traum den Himmel zu erleuchten.
Das Wasser in der Nähe von Rapunzels Turm wurde den 150 Realaufnahmen aus dem kalifornischen Nationalpark Yosemite nachempfunden, um so realistisch wie möglich zu wirken.
Für die typische Disneymusik des Films sorgte Alan Menken, der bereits Arielle, die Meerjungfrau, die Schöne und das Biest sowie Aladdin zum Singen brachte. In den USA entschied man sich für den Titel Tangled, da die Macher befürchteten, Rapunzel würde nur weibliche Kinobesucher in den Film locken.
by Sandy Kolbuch