Filmwertung: |
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| 3/10 |
„Willst du wirklich den Garten Eden verlassen?“, fragt in einer Szene Nick Campbell (Owen Wilson) seinen von Selbstzweifeln geplagten Freund Billy McMahon (Vince Vaughn). Und meint damit: Google. In diesem Moment verlässt den Film die Ironie, die er sich ansonsten (in blau, rot, gelb und grün) auf die Fahnen geschrieben hat: Dass nichts so lustig sein kann wie ein Praktikum beim Milliardenkonzern Google, in den letzten Jahren aufgrund von Zensurmaßnahmen sowie Datenschutz- und Urheberrechtsverletzungen vermehrt in die Kritik geraten, damit ist es ihm todernst. Und dass Google angeblich keinen Cent zur Entstehung dieses Films beigesteuert haben soll, ist zumindest fraglich in Anbetracht eines Drehbuchs, das Begriffe wie „Werbung“ und „Product Placement“ im Rahmen einer internationalen Kinoproduktion völlig neu konnotiert.
Nachdem die Vertreter Nick und Billy versetzt wurden und deshalb nicht bloß mit weniger Gehalt, sondern auch mit weitaus weniger komfortablen Arbeitsbedingungen Vorlieb nehmen müssen, ist klar: Ein neuer Job muss her. Die dringend benötigte Erleuchtung kommt Billy ausgerechnet beim googeln: Nachdem die Sucheingabe „Jobs für Menschen ohne besondere Kenntnisse und Fähigkeiten“ ergebnislos geblieben ist, googelt er einfach, natürlich, Google – und wird fündig. Ein letzter Hauch von (vermeintlicher) Subversion durchweht diese Szene: Die größte und mächtigste aller Internetfirmen als Auffangbecken für Randexistenzen und gesellschaftliche Verlierer ohne klar definiertes Ziel. Schnell wird jedoch klar: Alles nicht so gemeint. Billy überzeugt Nick davon, dass ein Prakti.com bei Google der erste Schritt in Richtung Zukunft sein könnte, und zwar einer besseren. Das Vorstellungsgespräch per Skype mehr oder weniger erfolgreich hinter sich gebracht, stehen die beiden bald vor den Toren des Google-Hauptsitzes in Mountain View, Kalifornien, den Shawn Levy als kunterbunten Themenpark inszeniert; von nun an müssen sie sich gemeinsam mit anderen Außenseitern in verschiedenen „Challenges“ gegen intrigante Elitestudenten durchsetzen. Dabei lernen Nick und Billy ihre Lektion in Sachen Ehrgeiz (sowie endlich auch ein bisschen was über das Internet) und ihre Mitstreiter – gemeinsam das personifizierte Klischee des verbissenen Computer-Nerd, der nicht weiß, wie man sich außerhalb der virtuellen Welt bewegt –, wie man auch in der Realität Spaß haben kann.
„Wir haben eure Botschaft verstanden“, sagt einer von ihnen irgendwann, „auch wenn sie vergraben war unter tonnenweise popkulturellen Referenzen und 80er-Jahre-Anspielungen“. Das gilt – lässt man den Vorwurf des verkappten Google-Werbespots in Spielfilmlänge einmal beiseite – auch für den Witz des Films: Da wird ein Alanis-Morissette-Song zum Running Gag, es wird munter aus „Flashdance“ zitiert und schließlich spielen die Praktikanten – Harry-Potter-Fans wissen Bescheid – sogar eine Runde Quidditch. Im Original heißt der Film schlicht „The Intership“; daraus könnte man eine Auseinandersetzung mit den Nöten junger Berufseinsteiger ableiten, doch diese bleibt ebenso aus wie gute Pointen. Levy (zu dessen Regiearbeiten „Real Steel – Stahlharte Gegner“ und die beiden „Nachts im Museum“-Filme gehören) verschenkt das brandaktuelle Thema an halbgare Gags und dutzendfach wiedergekäute Botschaften von Freundschaft und Zusammenhalt, dramaturgisch bewegt er sich irgendwo zwischen High-School-Komödie und Gameshow. Bleibt im Grunde nur eine Frage offen: Hat ein milliardenschwerer Internet-Gigant wie Google, dessen Produkte schon in beinahe jeden Haushalt Einzug gehalten haben, eine halbgare Komödie wie diese als Werbemaßnahme wirklich nötig? Wahrscheinlich nicht. Vielleicht ist also doch etwas Wahres dran an der Beteuerung, Google habe hier nur das Areal zur Verfügung gestellt, nicht aber die finanziellen Mittel. Immerhin.
by Siegfried Bendix
Bilder © 20th Century Fox