Filmkritik Possession - Das Dunkle in dir
Filmwertung: |
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| 7/10 |
Eine Dibbuk Box ist eine Holzkiste, in der gemäß der jüdischen Folklore ein Geist beheimatet ist, der nach einer lebenden Person trachtet. Der Begriff dieser Box bezieht sich auf einen jüdischen Weinschrank, der von einem Holocaust-Überlebenden nach dem zweiten Weltkrieg nach Amerika gebracht wurde und erlangte schaurige Bekanntheit, als eine solche im Jahr 2004 von jemandem auf eBay erstanden wurde, welcher damit merkwürdige Dinge erlebte. "Dibbuk Box" war auch der Arbeitstitel eines Filmprojektes von Ghost House Pictures, das nun unter dem Titel "The Possession" in den Kinos anläuft.
Nach der Scheidung ihrer Eltern lebt Emily (Natasha Calis) abwechselnd bei ihrem Vater Clyde (Jeffrey Dean Morgan) und ihrer Mutter Stephanie (Kyra Sedgwick). Weil ihr Vater sie und ihre Schwester Hannah (Madison Davenport) nicht so oft sieht, kann er den beiden keinen Wunsch ausschlagen, denn er möchte, dass sie in seiner Gegenwart so glücklich wie möglich sind. Auf einem Flohmarkt in der Nachbarschaft findet die kleine Em eine alte Holzbox und nimmt sie mit nach Hause. Sie ist begeistert von ihrem neuen Schatz, weiß aber nicht, was sich in der Box befindet.
Sie öffnet die Box, was nicht folgenlos bleibt. Em verhält sich zunehmend sonderbar, wird immer aggressiver und entwickelt eine regelrechte Obsession hinsichtlich dieser Box. Anfänglich schenken ihre Eltern diesem Umstand keine größere Beachtung, ihr Vater stellt aufgrund Ems massiver Verhaltensstörungen jedoch bald Nachforschungen zu dem Kästchen an. Nach einem alten jüdischen Volksglauben soll ein Dibbuk in dem Kästchen gefangen sein. Ein Totengeist, der von den Seelen der Lebenden zehrt. Und da Em die Box schon geöffnet hatte, nahm das Unheil bereits seinen Lauf.
Der dänische Regisseur Ole Bornedal kehrt nach seinem Nightwatch-Remake "Freeze" mit dem von Sam Raimi produzierten Horror-Thriller "The Possession - Das Dunkle in Dir" nach Hollywood zurück. Basierend auf der von LA Times Journalistin Leslie Gornstein 2004 geschilderten Story über eine bei bei eBay verkaufte Dibbuk Box, stellt Bornedal auch hier sein außergewöhnliches Gespür für Stimmungen und Locations unter Beweis. Als Glücksgriff erweist sich die erst zwölfjährige Natasha Calis für die Darstellung der vom Dämonen besessenen kleinen Em, die beim Casting die Emotionen dieses besessenen Charakters derartig reell improvisiert haben soll, dass die Zuschauer Tränen in den Augen hatten.
Einen solchen Horror-Thriller als auf wahren Ereignissen basierend zu deklarieren, ist der Vermarktung stets förderlich, was natürlich auch jedem klar macht, das die Behauptung auf dünnem Eis steht. Aber immerhin hat das Filmteam auch beim Aussuchen der wirklich tollen Kulissen hier und da mal unheimliche Geräusche gehört, was aber vielleicht schon die Vorgeräusche klappernder Kinokassen waren. Denn obwohl die internationale Presse "The Possession" als jüdischen Exorzismus im Zuge religiöser Chancengleichheit argwöhnten und die Handlung recht vorhersehbar ist, schafft es der Streifen, dem Zuschauer Unbehagen zu bescheren. Fans der Filme von Sam Raimi werden auch hier seine Handschrift deutlich erkennen, denn wie beispielsweise schon in "Drag Me to Hell" folgen auf Momente dramaturgischer Beruhigung gerne mal echte Schocks.
"The Possession - Das Dunkle in Dir" ist zwar inspiriert von einer vielleicht etwas überbewerteten und wohl doch nur gewollt wahren Geschichte, hat aber das Eigenleben eines gelungenen okkulten Horror-Thrillers, was zu großen Teilen der talentierten Natasha Calis gutgeschrieben werden kann.
by André Scheede