Filmwertung: |
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| 8/10 |
Das Leben schreibt ja bekanntlich die besten Geschichten. So beruht auch der neue Film "Philomena" (Originaltitel: "Philomena", UK/USA/Frankreich, 2013) von dem britischen Regisseur Stephen Frears (bekannt für seine Filme "Die Queen" (2006), "High Fidelity" (2000) und "Gefährliche Liebschaften" (1988)) auf wahren Ereignissen.
Nachdem Martin Sixsmith (Steve Coogan) seinen Job als Starjournalist und Spin Doctor unter Tony Blair verloren hatte, suchte er halb verzweifelt nach einem neuen Beschäftigungsfeld. Eine Lektorin legte ihm nahe, sich mit einem menschlichen Schicksal wieder einen positiveren Namen zu machen. Just in diesem Moment trat die Tochter von Philomena Lee (Judi Dench) an ihn heran und bat ihn, als Reporter für ihre Mutter zu recherchieren. Jene hatte vor 50 Jahren ein Kind geboren, was ihr von den Nonnen, weil es unehelich gezeugt wurde, genommen wurde. Darum bittet sie Sixsmith ihren Sohn ausfindig zu machen. Er wittert seine Chance und das ungleiche Paar begibt sich auf die Suche.
Im Jahr 2010 entdeckte der Schauspieler und Comedian Steve Coogan einen Online-Artikel im Guardian über das Schicksal der Irin Philomena Lee mit dem Titel „Die katholische Kirche hat mein Kind verkauft“. Es handelte sich dabei um ein Interview mit dem Reporter Martin Sixsmith, der diese Story in seinem Buch „The Lost Child of Philomena Lee“ (2010) verarbeitet hatte. Coogan erwarb sofort die Filmrechte, ohne auch nur ansatzweise das Buch gelesen zu haben. Zusammen mit dem Drehbuchautor Jeff Pope entwickelte er in über zwei Jahren die Story für den Film. Dabei war der Regisseur wie auch Sixmith selbst unterstützend beteiligt. Die entstandene Geschichte konzentriert sich nicht einzig auf das Schicksal Philomenas, so wie die Buchvorlage, sondern gestaltet die Geschichte in eine Art Roadmovie um. Die zwei sehr unterschiedlichen Charaktere von Martin und Philomena stehen dabei im Vordergrund. So schafft er es sich den Film über einen sanften Humor zu erhalten, der von der Gegensätzlichkeit der beiden Protagonisten lebt. Aber trotzdem behandelt er das ernste Thema Kindesentführung mit dem nötigen Respekt. Der Film besitzt so eine ausgewogene Balance zwischen Komik und Drama. Die beiden realen Personen, die beide noch leben und ihre Verfilmung daher eine besondere Sensibilität erforderte, sind mit dem Resultat zufrieden. Vor allem Philomena Lee ist begeistert, dass sie von Judi Dench verkörpert wird. Dench spielt die Rolle mit einer charmanten Leichtigkeit. Die ehrliche und herzliche alte Dame ist ein wunderbarer Kontrapunkt zu Coogans Figur Sixmith, der vor allem ehrgeizig und festgefahren ist. Zudem ist der Film bis in die Nebenrollen gut besetzt. Die Drehorte und die gesamte Ausstattung sowie die passende Musik runden den Film zu einem perfekten Kinoerlebnis ab.
Fazit: Der Film „Philomena“ schafft es, die perfekte Balance zwischen Drama und Komödie herzustellen. So kann er den Zuschauer, der vom Schicksal der Hauptperson ergriffen ist, trotzdem erheitern. Mit grandioser Besetzung und grandiosen Dialogen erhielt er zu Recht eine Oscar-Nominierung für den besten Film.
by Doreen Matthei
Bilder © Universum Film / SquareOne Entertainment