Filmkritik Paul - Ein Alien auf der Flucht
Filmwertung: |
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| 5/10 |
Einmal mehr kollaborierten Simon Pegg und Nick Frost miteinander; das Ergebnis ist 1,50 Meter groß, von grau-grüner Hautfarbe und hört auf den Namen Paul. Paul – Ein Alien auf der Flucht lautet der Titel der neuen britischen Komödie, der das Drehbuch von Pegg und Frost zugrunde liegt. Diese sind in diesem Genre zuhause und können mit den ersten zwei Teilen der „Blood and Icecream-Trilogie“ (die zusammen mit Regisseur Edgar Wright realisiert wurden), Shaun Of The Dead und Hot Fuzz, zwei internationale Erfolge vorweisen. Da Wright jedoch anderweitig beschäftigt war, nahm Greg Mottola (Superbad, Adventureland) auf dem Regiestuhl Platz, sodass Paul nicht der dritte Teil der Trilogie, sondern ein eigenständiger Film ist.
Das Drehbuch von Pegg und Frost, die auch wieder die Hauptrollen übernahmen, wird wie schon bei Shaun Of The Dead und Hot Fuzz von der Liebe für Genrefilme und die dazugehörigen Nerds geprägt. Folgerichtig wimmelt es in der Geschichte nur so von Anspielungen auf E.T. und Predator, auf Star Trek und pulpige Sci-Fi Groschenromane. Dennoch schaffen es die Drehbuchautoren, den Film nicht damit zu überfrachten, Paul ist nicht nur für beinharte, klingonisch sprechende Freaks konzipiert, sodass auch normalsterbliche Erdlinge durchaus ihren Spaß am Film haben können.
Spaß ist natürlich die Hauptsache bei einer Komödie, diesbezüglich hinterlässt Paul einen zwiespältigen Eindruck. Die Geschichte ist nett gedacht und durchgängig rasant inszeniert, Leerlauf kommt dank des Drehbuchs voller Ereignisse zu keinem Zeitpunkt auf. Gut ist auch, dass die Geschichte von vornherein einen Bogen um jegliche Erklärungsnot macht. Die Herkunft von Paul, etwaige interstellare Probleme oder psychologische Probleme spielen im Plot keine Rolle, einzig das Hier und Jetzt zählt, also Verfolgungsjagden, Wohnwagendurchsuchungen und (fan)kulturelle Streitgespräche. Dabei verpasst es der Film allerdings, wirklich witzig zu sein, szenenweise recht enttäuschend ist. Das Drehbuch beschränkt sich auf ein wenig Situationskomik, Kifferwitzchen und unzähliger Flüche. Leicht platter Humor ist von Pegg und Frost natürlich zu erwarten, eine derartige Ideenlosigkeit überrascht aber dennoch. Die Dialoge sind solide, die großen Lacher bleiben aber aus. Die deutsche Synchronisation ist hingegen recht gut gelungen, einziger Schwachpunkt ist allerdings die Vertonung des titelgebenden Protagonisten. Im Original wird Paul von Seth Rogen gesprochen, auf deutsch übernimmt Bela B. dessen Part. Das Mitglied der Ärzte ist zwar solide, verpasst es aber, ironische Nuancen oder Finessen zu intonieren, was gerade bei der Figur des Paul nötig gewesen wäre, da das Drehbuch dem Alien kaum Raum für Charaktergestaltung gibt: Er ist prinzipiell nett und aufgeschlossen und raucht gerne, davon abgesehen bleibt er ziemlich blass. Die Animation ist hingegen gut gelungen, Paul wirkt nie wie ein Fremdkörper zwischen den realen Darstellern. Diese sind passend gewählt, insbesondere Sigourney Weaver gefällt in ihrer Nebenrolle (einmal mehr als Alien-Antagonistin, sicherlich kein Zufall), Kristen Wiiek als Love Interest, Jon Carroll Lynch als ihr Vater und Jason Bateman als Regierungsagent überzeugen ebenfalls.
Insgesamt bietet Paul – Ein Alien auf der Flucht solide, aber kurzweilige Unterhaltung ohne besondere Höhen oder Tiefen, mit einer netten Idee und vielen Anspielungen, aber zu wenigen gelungenen Gags.
by Tom Schünemann
Bilder © Universal Pictures Intl.