Filmkritik Paranorman (3D)
Filmwertung: |
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| 7/10 |
Stop-Motion ist eine Filmtechnik, bei der eine Animation mit unbeweglichen Gegenständen gemacht wird, wobei das unbewegliche Objekt in kleinen Schritten einzeln fotografiert wird. Die Illusion der Bewegung entsteht, wenn dann die Reihe von Frames in fortlaufender Abfolge gespielt wird, weswegen es auch Stop Frame-Animation genannt wird. Anwendung fand diese Technik beispielsweise auch beim Animationsfilm "Coraline", der nicht zufällig auch in der darauf spezialisierten Animationsschmiede Laika entstand, wie nun "Paranorman".
Der 13-jährige Norman Babcock (Originalstimme von Kodi Smit-McPhee) ist nicht nur ein von seinem Umfeld missverstandener Außenseiter, sondern hat auch eine Gabe, die ihn von allen anderen Kindern unterscheidet. Er sieht die Geister der Verstorbenen und kann mit den toten Zeitgenossen auch sprechen. Sie erzählen ihm immer wieder mal Dinge aus ihrem früheren Leben, wobei sie ihm eigentlich ähnlich auf die Nerven gehen, wie die noch lebenden Erwachsenen, die immer etwas von ihm wollen.
Seine ungewöhnlichen Fähigkeiten erweisen sich jedoch als ausgesprochen nützlich, als sein kleines Heimatstädtchen Blithe Hollow in New England eines Tages von Zombies belagert wird. Beim Versuch, sein Zuhause und seine Familie von einem Jahrhunderte alten Fluch zu befreien, bekommt der junge Geisterflüsterer es allerdings nicht nur mit Zombies, sondern auch mit Gespenstern, Hexen und nicht zuletzt mit der beschränkten Bevölkerung seines Heimatkaffs zu tun. Bald scheint sein paranormales Können an übernatürliche Grenzen zu stoßen.
Mit "Paranorman" ist dem Regisseursgespann Chris Butler und Sam Fell ein Animationsfilm im Stile einer Horror-Komödie und -Parodie gelungen, die in eindeutiger Artverwandtschaft zu "Coraline" von 2009 steht. Die außergewöhnliche Gruselanimation mit ihren witzigen Figuren und einer schaurig charmanten Geschichte kann im Original u.a. mit den Synchronstimmen von Kodi Smit-McPhee, Anna Kendrick, John Goodman, Casey Affleck und Leslie Mann aufwarten.
Es ist vielleicht der 3D-Stop-Motion-Technik geschuldet, dass dieser Animationsfilm etwas verstaubt Charmantes an sich hat, was ihn fast wie einen Old School-Gruselfilm daher kommen lässt. Dieser Aspekt wird durch die parodistischen Verweise auf US-Horror-Klassiker natürlich gekonnt unterstrichen. Die Qualität der Story, der man etwas Anlaufzeit zugestehen muss, geht aber nicht zuletzt auf die Figur des Norman Babcock als von seinem Umfeld missverstandenen Außenseiter zurück, was fast wie eine gesellschaftliche Parabel wirkt. Norman steht wohl sinnbildlich für alle, die in der Engstirnigkeit und geistigen Beschränktheit großer Teile der Bevölkerung jener US-Kleinstädte nicht der erwarteten Norm entsprechen. Die Ideengeber dieses Filmes scheinen zu wissen, wie das Leben in Kleinstädten Kids zusetzen kann, letztlich lassen sie aber die Bürger nicht als unumkehrbare Idioten im Regen stehen, sondern stellen klar, dass Ablehnung meistens auf Angst basiert.
"Paranorman" hat einen hohen animationstechnischen Schauwert, ist lustig und zum Schmunzeln, ohne albern zu sein und ist ein süßes und sympathisches Plädoyer für Außenseiter. Eine Affinität zum Horror-Genre kann beim Kinobesuch außerdem nicht schaden.
by André Scheede
Bilder © Universal Pictures Intl.