Filmkritik Only Lovers Left Alive
Filmwertung: |
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| 8/10 |
In der letzten Zeit gewinnt der regelmäßige Kinogänger das Gefühl, dass es sehr viele Vampirfilme zu sehen bekommt. Der amerikanische Regisseur Jim Jarmusch, der dank Filmen wie „Dead Man“ (1995), „Coffee and Cigarettes“ (2003) und „The Limits of Control“ (2009) internationale Anerkennung genießt, bringt nun eine weitere Vampirgeschichte auf die Leinwand, die aber erfrischend anders ist.
Adam (Tom Hiddleston) und Eve (Tilda Swinton) sind seit langem ein Paar und zudem noch unsterbliche Vampire. Adam ist ein recht bekannter Undergroundmusiker, der aber sein Leben einsam – getrennt von Eve – und unerkannt in einer heruntergekommenen Villa in Detroit verbringt. Er meidet die Menschen bis auf ein paar notwendige Kontakte, wie zu Ian (Anton Yelchin), der für ihn Erledigungen macht, und dem korrupten Arzt Dr. Watson (Jeffrey Wright). Eve dagegen führt ein ruhiges Leben in Tanger (Algerien), wobei sie oft ihren Vampirfreund Marlowe (John Hurt) trifft. Als Eve spürt, dass Adam seiner Unsterblichkeit ein Ende setzen will, fliegt sie umgehend zu ihm, um ihn zu retten. Kurze Zeit später trifft auch die unwillkommene Schwester Eves, Ava (Mia Wasikowska), ein, welche meistens für Ärger sorgt.
Schon vor sieben Jahren hatte der Regisseur Jim Jarmusch die erste Fassung zum Drehbuch für „Only lovers left alive“ verfasst. Dabei waren von Anfang an Tilda Swinton und John Hurt in das Projekt involviert. Doch aufgrund mangelnder finanzieller Zuschüsse musste die filmische Umsetzung einige Jahre auf sich warten lassen. Der entstandene Film, der, durch viele Verweise, intellektuell ansprechend ist, überzeugt durchweg mit guten Dialogen und sanftem Humor. Obwohl er alle Elemente eines genretypischen Vampirfilms besitzt, gestaltet er sich erfrischend anders, indem er den Fokus auf andere Schwerpunkte setzt. Durch Adam und Eves Unsterblichkeit besitzen sie einen guten Überblick über die Menschheits- und Naturgeschichte. So reflektieren sie unablässig die Fehlschläge und auch Leistungen der Menschen. So nehmen im gesamten Film Musik und Literatur einen großen Platz ein. Dabei achtete Jarmusch auf alle Details, wozu auch die richtige Auswahl von Büchern und Musik sowie der Bilder, die an einer Zimmerwand hängen, gehörten. Zudem zeigen die beiden Figuren das kurzsichtige Verhalten der Menschen auf, die oft nicht genügend Schutz auf das Bedrohte und Verletzliche legen. Die beiden schöngeistigen Außenseiter stehen, wie auch viele Kulturgüter unter ständiger Bedrohung. Auch die Städte Detroit und Tanger sind ein Sinnbild für die Vergänglichkeit. Wenn Eve und Adam sich durch Detroit bewegen, wird das Verfallene und Vergangene deutlich eingefangen. Trotz dessen fehlt es den Aufnahmen nie an Schönheit. Im Gegensatz zum männlichen Hauptprotagonisten erkennt der Zuschauer wie auch Eve die Schönheit der Dinge und der Welt. Zudem lässt der Film den Bildern, im Einklang mit der passend arrangierten und ausgewählten Musik, viel Zeit zu wirken. Jarmusch, der bereits mit „The Limits of Control“ das Ruhige und Langsame in eine eigentlich aufregende Geschichte brachte, gibt auch diesem Film eine für dieses Genre ungewöhnliche Gemächlichkeit. Der Ausschnitt aus dem Leben der beiden Lebenden wird mit viel Liebe fürs Detail und Platz für Musik und intellektuelle Gespräche erzählt. Wichtig dabei war die richtige Wahl der Schauspieler. Tom Hiddleston, den das breite Publikum als Loki aus den „Thor“-Filmen kennt, verleiht der Figur Adams die perfekte Schwermut und stellt seine Resignation überzeugend dar. Tilda Swinton (bekannt durch Filme wie „Young Adam“ (2003) und „We need to talk about Kevin“ (2011)) als Gegenpol, geht als Eve oft mit staunenden Augen durch die Welt und betont so das Schöne und Lebenswerte. Das spiegelt sich auch in der Ausstattung und dem Aussehen der beiden Charaktere wieder. So schuf Jarmusch die perfekten Gegensätze, welche aber auf besondere Weise miteinander harmonieren. Aber auch bis in die Nebenrollen ist der Film gut besetzt. Mia Wasikowska scheint die Rolle des aufmüpfigen Vampirs auf den Leib geschrieben zu sein und John Hurt als alternder Vampir und Anton Yelchin als lebensfroher und sympathischer Mensch können überzeugen.
Fazit: Jim Jarmuschs Film „Only lovers left alive” bietet eine reizvolle Variante des Vampirthemas. Er schafft es, mit seiner Musik, seinen Bildern und den guten Darstellern eine besondere, atmosphärisch dichte Stimmung zu erzeugen, die den Zuschauer fesselt.
by Doreen Matthei