Filmwertung: |
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| 8/10 |
Daniel Brühl ist ein sehr wandelbares Talent. Egal ob als Stimme des Lightning Mc Queens im PIXAR Film "Cars", als Baron Zemo im Marvel Cinematic Universe oder auch als Charakterdarsteller beim Tarantino Film "Inglourious Basterds". Natürlich darf man auch Filme wie "Good Bye, Lenin!" oder auch "
Rush - Alles für den Sieg" (In dem er zu Niki Lauda wird) nicht vergessen. Er kann so viel vor der Kamera leisten und doch hat ihm das nicht gereicht. Mit dem Film "Nebenan" läuft seit kurzem sein neuster Film im deutschen Kino und bei diesem spielt er nicht nur die Hauptrolle. Er übernimmt hier auch erstmalig die Regie und hatte die grundlegende Idee. Es ist eine Geschichte, die ihm in Wirklich hätte passieren können. Bei Interviews zum Film plauderte er nämlich aus, dass ihm im Urlaub ein Mann genauso angesehen hat wie Peter Kurt in diesem Film und scheinbar mehr von ihm wollte als ein normaler Fan. Dies ist aber scheinbar nicht weiter gegangen als dieser eine Blick und genau das macht Daniel nun selbst in diesem Film. Natürlich ist alles überspitzt und für eine Filmhandlung angepasst, trotzdem kann man sich so ein gutes Bild machen und sich in etwa vorstellen, was hätte passieren können.
Nebenan: Daniel Brühl; im Hintergrund Peter Kurth © Amusement Park Film GmbH / Warner Bros.
In dem Film geht es um Daniel. Er ist ein gefeierter, beliebter und auch zugleich sehr eingebildeter Schauspieler. Er hat eine wunderbare Wohnung, eine schöne Frau, Kinder und ein perfektes Leben. Er soll wegen eines neuen Films nach London fliegen und möchte vorher noch in seiner Berliner Stammkneipe etwas abschalten. Leider geht das aber nicht. Sein Nachbar Bruno wartet schon auf ihn und hat etwas mehr Wissen, als es Daniel lieb ist. Schnell erfährt er viel über sein Familienleben und muss hinterfragen, ob alles so ist, wie er es liebt.
Das Subgenre des Kammerspiels ist eines, das ich immer wieder gerne sehe. Es macht Spaß zu sehen wie sich die Pratagonisten gegenseitig den Ball zuspielen und Themen besprechen, die nicht nur unbedingt sie betreffen. Es sind Filme, die zum Nachdenken und diskutieren anregen. Filme bei denen das Gespräch von einem selber nach dem Ende weiter gehen kann. Filme, die einfach Kunst sind und welche von denen es gerne mehr geben darf. Genauso wie es Spaß macht Musicals auf der Leinwand zu betrachten, macht es auch Lust dort mehr Theaterstücken zu folgen. Daniel Brühl und Peter Kurth haben eine gute Chemie und funktionieren als Duo. Das ist bei solchen Filmen besonders wichtig, denn wenn ein Schauspieler dominanter ist als der Andere geht das System nicht auf. Brühl weiß, was einen guten Schauspieler ausmacht. Er hat sich aber mit Peter Kurth den perfekten Gegenpart gesucht. Diese beiden sind wirklich auf einer Ebene. So macht es Spaß mitzuraten, was Bruno alles weiß und was vor allem auch richtig ist, von dem was er sagt. Natürlich könnte er den armen Schauspieler auch komplett an der Nase herumführen und nicht mal der Nachbarn sein, als der er sich ausgibt.
Nebenan: Daniel Brühl und Peter Kurth © Amusement Park Film GmbH / Warner Bros.
Was von dem Gesagten tatsächlich stimmt weiß weder Daniel noch wir Zuschauer und das ist gut so. Jedes Mal, wenn man denkt, man hätte es verstanden, kommt etwas Neues und wir müssen konzentriert umdenken. Es entsteht Spannung trotz der wenigen Schauspieler und -plätze und es ist ein Film, der sich spürbar immer weiter zuspitzt. Spätestens beim Finale möchte dann wirklich jeder sehen, was passieren wird. Leider muss ich aber sagen, dass er im Mittelteil etwas zu lang geworden ist und sich ein paar Mal zu sehr im Kreis dreht. Die 92 Minuten fühlen sich länger an, als sie es gemusst hätten und rückblickend hätte sich der Film noch mehr trauen können.
Fazit: Trotzdem ist Nebenan eine wunderbare Arthouse-Perle, die durch Daniel Brühls Reichweite bestimmt von deutlich mehr Zuschauern gesehen wird, als ohne ihn. Peter Kurt zieht noch keine breite Masse ins Kino und auch ich bin nicht seinetwegen reingegangen. Er spielt hier aber so fantastisch, dass er durch diesen Film mehr Leuten ein Begriff werden könnte. Wirklich eine Empfehlung!
by Peter Brauer