Filmwertung: |
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| 4/10 |
Roland Emmerich hat in seiner Karriere schon oft die Welt zerstört und gezeigt, wie es aussehen würde, wenn sie untergeht. Bisher immer irgendwie greifbar und im Genre gesehen, nachvollziehbar.
Doch nun ist sein neuestes Werk da und das schafft selbst das nicht mehr. Ist er darum extrem schlecht? Nein! Nach dem Trailer konnte man sich nicht ganz sicher sein, doch der fertige Film ist definitiv besser. Im Kern geht es hier um den Mond, der seine Bahnen verlässt und Richtung Erde steuert. Er droht, das Leben auf dem blauen Planeten komplett auszulöschen, wenn die Menschheit nicht dagegen vorgeht. Schnell wird Skepsis auf der Erde groß und die Menschen fangen an, sich gegenseitig auszulöschen. So muss gehandelt werden und ein Team, bestehend aus Brian Harper, K. C. Houseman und Jocinda Fowler, reisen hoch, um zu retten, was vielleicht nicht mehr zu retten ist. Sie schulden es der Menschheit, ihren Familien und besonders auch sich selbst, das Unmögliche möglich zu machen, koste es was es wolle.
Moonfall: Jocinda Fowler (Halle Berry) und Brian Harper (Patrick Wilson) © LEONINE
Worauf man sich bei diesem Film verlassen kann, ist, dass er auf der Kinoleinwand großartig funktioniert. Er hat die zwei Stunden durchgängig Action zu bieten. Es knallt und kracht überall. Er holt das Beste aus den Boxen heraus und macht vom Klang her seinem Genre alle Ehre. Er hat ein tolles Team aus zwei bekannten und einem Newcomer zu bieten, die wunderbar harmonieren und wo es Spaß macht ihnen zu folgen. Besonders Patrick Wilson geht in einem solchen Genre auf, hatte tolle Momente zu bieten und hat es auch geschafft sich selbst nie zu ernst zu nehmen. Es ist das, was man von diesem Regisseur erwarten kann und mit gesenkten Erwartungen, macht er für das, was er ist, viel Spaß. Wenn man allerdings an irgendwelchen Punkten zu lange darüber nachdenkt, wird der Film automatisch schlechter.
Die erste klare Schwäche ist dabei, dass dieser Film zum Ende hin zu viel möchte. Er legt auf die letzten Momente so viel Wert und möchte alles nochmal größer, spektakulärer und spannender machen, dass er sich verzettelt. Er wechselt dafür zeitweise auch das Genre und jede Szene, wo er das tut, funktioniert leider nicht und fühlt sich mit dem restlichen Film nicht stimmig an. Viel eher sind es zwei Filme aus unterschiedlichen Genres, die irgendwie versucht wurden, aneinander geklatscht zu werden, ohne sich wirklich zu hinterfragen, ob man das auch wirklich hätte tun sollen. Er erklärt am Ende seine Dummheit und während er den kompletten Film gezeigt hat, dass man seinen Kopf ausschalten und nichts zu lange hinterfragen sollte, möchte er am Ende eine klare Antwort bieten, wieso das alles passiert ist. Auch da gab es einen klaren Gegenspruch.
Moonfall: K.C. Houseman (John Bradley) © LEONINE
Die Effekte dieses Films sehen nicht mehr annähernd so gut aus, wie von seinen ersten größeren Filmen und die sind teilweise schon über 20 Jahre her. Das Genre hat sich seitdem weit entwickelt, davon sieht man aber hier aber nicht mehr viel. Man sieht hier stattdessen an so vielen Stellen, dass die Effekte nicht realistisch hätte passieren können, sondern allesamt am Computer entstanden sind. Natürlich waren die letzten Werke auch nicht anders, sie wirkten aber zumindest so, als hätte es so sein können. Alle Nebenfiguren bleiben viel zu blass und austauschbar. Man macht aus einigen größeren Namen rein gar nichts und lässt ihnen auch keine Luft zu atmen. Der Mond kommt näher und sofort ist dies eine andere Welt. Es passiert nicht steigend und greifbar, sondern sofort eskaliert alles hier auf Erden, ohne eine wirkliche Begründung. Auch das hat er schon mal besser hinbekommen.
Fazit: Roland Emmerich und ein solcher Katastrophenfilm klingt auf dem Papier erstmal nach einer großartigen Idee. Leider bleibt dabei aber bei der Umsetzung nicht mehr so viel übrig und Emmerich wird immer mehr zu einem Schatten, von dem, was er einst war. Wirklich schade, denn alte Werke waren zwar auch absichtlicher Trash, doch man konnte noch einen Mehrwert aus ihnen ziehen. Das hier ist einfach nur laut und blass. Wenn man allerdings weiß, auf was man sich einlässt, sein Gehirn ausschalten kann und über all das nicht zu lange nachdenken möchte, dann kann man mit gesenkten Erwartungen Spaß haben. Ich hatte es zumindest. Aber wenn man auf diese vier Punkte dringend achten muss, damit der Film irgendwas kann, ist er einfach nicht problemlos.
by Peter Brauer