Filmkritik Midnight Special
Filmwertung: |
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| 7/10 |
Wissenschaftler scheinen davon überzeugt, dass neben der Menschheit noch andere Lebensformen im Weltall existieren. Die Existenz außerirdischer Lebensformen konnte bisher nie vollständig bewiesen werden. Dennoch widmen sich jährlich unzählige Produktionen dieser Theorie. Auch Jeff Nichols („Take Shelter – Ein Sturm zieht auf“) inszeniert mit seinem Science Fiction- Thriller „Midnight Special“, zu dem er selbst das Drehbuch schrieb, eine Geschichte zwischen den Sphären.

Eingeflochten in ein anfänglich undurchsichtiges Familiendrama, nimmt die nahezu märchenhafte Geschichte ihren Lauf. Michael Shannon („
Man of Steel“) als Vater und gleichzeitiger Entführer jenen besonderen Jungen, auf den es die NSA und das FBI abgesehen hat, stellt sich den Ängsten und Zwängen der Situation entgegen.
Ein Kampf zwischen Gut und Böse beginnt, in dem die Grenzen zusehends verschwimmen. Der Zuschauer wird mitten in die Handlung katapultiert. Gemeinsam mit Vater und Sohn befindet man sich auf der Flucht, vor den feindlichen Parteien. Das Mitgefühl und die Sorgen gelten dem kleinen Alton, der mit übersinnlichen Fähigkeiten sowohl bestraft als auch gesegnet scheint. Verkörpert von Jaeden Lieberher („St. Vincent“) ist die Geschichte angereichert von emotionalen Momenten, die immer wieder von rasanten Actionszenen durchbrochen werden. Mal erinnert der Film an „E.T. - Der Außerirdische“, wenn der Junge aufgrund seiner fremden Fähigkeiten verfolgt wird, mal an „A World Beyond“, wenn plötzlich aus dem Nichts eine futuristische Stadt erscheint. Doch Jeff Nichols will weder andere Werke des Genres imitieren, noch ein völlig unbekanntes Neuland schaffen. So pendelt sich der Film zwischen altbekannten und frischen Elementen ein, die jedoch nicht ausreichend sind, um ein völlig neues Konstrukt mit ungeahnten Erkenntnissen zu schaffen.
Mit Kirsten Dunst („Spider-Man“) als fürsorgliche Mutter wird das Sinnbild der kleinbürgerlichen Familie geschaffen, die zwischenzeitlich den phantastischen Charakter in den Hintergrund drängt. Doch völlig vergessen kann man die Besonderheiten des kleinen Jungen nie, da er selbst nicht in der Lage ist, seine Kräfte vollends zu kontrollieren. Dem entgegen werden religiöse Ansichten gestellt, die in Form einer gläubigen Gemeinschaft Gestalt annehmen. Das Fremde und Unbekannte muss eliminiert werden, um den eigenen Glauben zu schützen.
Auch wenn der Film ohne Längen auskommt und die Spannung für den Zuschauer konstant hält, bleibt die Auflösung des großen Rätsels dem Publikum selbst überlassen.

Nichols leitet die Geschichte an und streut gekonnt Hinweise und Fakten, um dem Ganzen einen Hintergrund zu verleihen. Wie der übersinnliche Alton jedoch einst auf die Erde kam und wie es zu dieser ungewöhnlichen Familienkonstruktion kam, wird jedoch nicht geklärt. Auch die Hilfe von Lucas (Joel Edgerton) bleibt bis zum Ende hin ein Mysterium, das nicht erläutert wird. Entgegen der Erwartungen bezieht sich der Film immer wieder auf die Ängste von Eltern, die ihre Kinder vor Leid und Gefahr schützen wollen. Sowohl Altons Vater, als auch seine Mutter, riskieren das eigene Leben, um seines zu retten. Mit der ständigen Bedrohung vor Augen ist ein Abschied für immer die einzig sinnvolle Konsequenz. Die Trennung der Familie als Ausweg scheint unausweichlich und kommt zum Ende hin einem Happy End nahe. Neben Michael Shannon, der bereits zum vierten Mal für Nichols vor der Kamera stand, ist Adam Driver („Star Wars: Das Erwachen der Macht“) zu erwähnen, der dem Ganzen in auswegloser Situation Hoffnung gibt.
Fazit: „Midnight Special“ ist ein durchaus sehenswerter Science Fiction-Thriller, der mit einer emotionalen Familiengeschichte und einem guten Cast punkten kann. Leider gelingt es Nichols nicht völlig zu überzeugen, weil er seine Geschichte anhand von wenigen Fakten und Details abhandelt und viele Nebenhandlungsstränge auf Kosten der Zuschauer ungenutzt lässt.
by Sandy Kolbuch