Mid90s

Mid90s (2018), USA
Laufzeit: - FSK: 12 - Genre: Komödie / Drama
Kinostart Deutschland: - Verleih: MFA

Mid90s Filmplakat -> zur Filmkritik

erhältlich auf 4K UHD, Blu-ray und DVD

Inhalt

Jonah Hills (21 JUMP STREET, THE WOLF OF WALL STREET) Regiedebüt ist eine Zeitreise mitten in die 90er. Eine Zeit, in der Skateboarden sportliche Konventionen sprengte und man mit Mixtapes Mädels beeindrucken konnte. Stevie ist 13 und wächst unter schwierigen Verhältnissen in Los Angeles auf. Seine Tage verbringt er mit „Street Fighter II“ zocken und heimlich die CD-Sammlung seines großen Bruders rauf und runter hören. Als er anfängt, mit den Jungs vom Local Skateshop abzuhängen, öffnet sich ihm eine völlig neue Welt: Skaten an verbotenen Plätzen, Abhauen vor der Polizei, Hauspartys und natürlich Girls. Befreit aus der Umklammerung seiner allein-erziehenden Mutter und den Prügeln seines Bruders, fühlt sich Stevie unbesiegbar – bis er merkt, dass auch seine Idole auf die Schnauze fliegen können. Und das nicht nur beim Skaten.

Sunny Suljic, Lucas Hedges und Katherine Waterston | mehr Cast & Crew


DVD und Blu-ray | Mid90s

Blu-ray
Mid90s Mid90s
Blu-ray Start:
12.04.2019
FSK: 12 - Laufzeit: 85 min.
DVD
Mid90s Mid90s
DVD Start:
12.04.2019
FSK: 12 - Laufzeit: 85 min.

zur DVD Kritik

Filmkritik Mid90s

Filmwertung: | 8/10


Hill. Stevie (Sunny Suljic) ist ein 13-jähriger Junge, welcher versucht in Los Angeles neue Freunde zu finden. Seinen Bruder Ian (Lucas Hedges) bewundert er stark, wird aber oftmals von ihm verprügelt, weshalb er eines Tages loszieht und eine Gruppe von jugendlichen Skatern beobachtet. Er kauft das alte Skateboard von seinem Bruder ab und versucht darüber in die Gruppe zu gelangen. Über Ruben (Gio Galicia) findet er einen Zugang und hängt regelmäßig mit der Gruppe ab. Die Gruppe besteht des Weiteren noch aus „Fuckshit“ (Olan Prenatt), „Fourth Grade (Ryder McLaughlin) und Ray (Na-kel Smith), welche alle der Gewalt gegenüber Autoritäten, dem Rauchen und dem Alkoholkonsum nicht abgeneigt sind. Stevie entwickelt sich durch die anderen Gruppenmitglieder ziemlich schnell zu dem Gegenteil seines vorherigen kindlichen Daseins. Diese Entwicklung bemerkt auch seine Mutter Dabney (Katherine Waterston), weshalb es zu einem heftigen Streit kommt, da sie befürchtet, dass sie ihren Jungen verliert. Stevie widersetzt sich jedoch den Aufforderungen der Mutter die Gruppe zu meiden und begibt sich dabei auf weitere gefährliche Reisen.

v.l. Ray (Na-kel Smith), Fuckshit (Olan Prenatt), Ruben (Gio Galicia), Fourth Grade (Ryder McLaughlin), Stevie (Sunny Suljic)
v.l. Ray (Na-kel Smith), Fuckshit (Olan Prenatt), Ruben (Gio Galicia), Fourth Grade (Ryder McLaughlin), Stevie (Sunny Suljic) © JAYHAWKER HOLDINGS, LLC
Was für ein Regiedebüt! Jonah Hill, den man eigentlich nur als Schauspieler in Komödien („21 Jump Street“/„22 Jump Street“) kennt, legt hier ein fantastisches Erstlingswerk ab, bei dem er Regie führte und das Drehbuch schreib. Dieser Film strotzt nur vor Liebe zum Film und dem Gefühl der Kindheit. Zugegeben, am Anfang ist der Film etwas plakativ. Stevie durchläuft alle Klischees der typischen Kindheit in L.A. Selbst die Gruppe besteht aus lauter Stereotypen, welche sich allesamt cool fühlen, Worte wie „Nigga“ oder „Fuck“ zu sagen. Sobald jedoch das Etablieren aller Charaktere abgeschlossen ist, setzt der Film auf einen unglaublichen Tiefgang. Bei jedem neuen Abenteuer erfährt man mehr über die Hintergründe der einzelnen Mitglieder. Es wirkt aber nicht zu erzwungen, sondern geschieht ganz feinfühlig. Vieles muss sich der Zuschauer selbst erschließen, da man beispielsweise nur im Augenwinkel sieht, dass Ruben gar nicht nach Hause geht, sondern dran vorbeifährt. Später erfährt man dann, dass er von seinen Eltern geschlagen wird und deshalb sein Zuhause meidet. Auch über die Zukunftsgedanken der Gruppe erfährt man einiges.

front: Ray (Na-kel Smith), Fuckshit (Olan Prenatt) back: Fourth Grade (Ryder McLaughlin), Ruben (Gio Galicia)
front: Ray (Na-kel Smith), Fuckshit (Olan Prenatt) back: Fourth Grade (Ryder McLaughlin), Ruben (Gio Galicia) © JAYHAWKER HOLDINGS, LLC
Es ist schön zu sehen, wie sich die Kinder bzw. Jugendlichen überlegen, wo ihre Träume und Stärken liegen, nur um dann von den anderen erfahren, dass das wahrscheinlich eh nicht klappen wird, aber der Wille zählt ja bekanntlich und wenn man sich anstrengt, dann kann jeder alles schaffen, sei es professioneller Skateboarder oder Regisseur. Leider bekommt Stevies Bruder Ian diesen Hintergrund nicht. Er wird die ganze Zeit als griesgrämiger großer Bruder dargestellt. Ab und zu lässt sich jedoch erahnen, dass er seinen Bruder schützen möchte, der Film schafft es jedoch nicht die nötige Zeit für ihn freizuräumen. Auch die Mutter bekommt keine große emotionale Spannweite zugeschrieben. Wenn sie gezeigt wird, dann immer nur, wie sie enttäuscht mit ihrem jüngsten Sohn redet oder ihn anschreit. Zwischen ihren älteren Sohn und ihr gibt es anscheinend noch weniger Verbindungen, was ihren Charakter leider sehr stark in den Hintergrund rücken lässt.

Der ganze Cast besteht aus wundervollen Kinder-/Jugend-Darstellern. Jeder Einzelne schafft es seinen Charakter glaubhaft zu verkörpern. Laute und beleidigende Szenen, als zum Beispiel ein Sicherheitsmann beleidigt wird, rutschen nichts ins Lächerliche ab, sondern lassen verstehen, dass bei den Kindern jegliche Erziehung des Respekts fehlt. Aber auch intimere Szenen, wie zum Beispiel das erste Mal, werden unfassbar gut gespielt und werden nicht als zu kitschig. Am besten aber funktionieren die Schauspieler, wenn sie zu zweit spielen. Es sind unglaublich schöne Gespräche entstanden, wenn zum Beispiel Ray mit Stevie über die Freundschaft zu „Fuckshit“ spricht oder Stevie Ian erklärt, dass jede Beziehung zu den einzelnen Gruppenmitgliedern seine Wichtigkeit hat, da er von alles etwas lernen kann.

v.l. Ian (Lucas Hedges), Stevie (Sunny Suljic)
v.l. Ian (Lucas Hedges), Stevie (Sunny Suljic) © JAYHAWKER HOLDINGS, LLC
„Mid90s“ verlangt allerdings auch etwas. Der Zuschauer muss seine Sehgewohnheiten stark anpassen. Der Film wurde auf 16mm in 4:3 gefilmt. Das Bild flackert und flimmert an einigen Stellen gewaltig, was aber stets zum Look der 90er Jahre passt. Auf Spezialeffekte wurde verzichtet, sie werden aber auch nicht vermisst, da der Bild- und Tonschnitt an manchen Stellen etwaige Probleme löst und den Zuschauer viel geschockter zurücklässt, als bei anderen Filmen, wo CGI das ganze Ausmaß einer Aktion gezeigt hätte. In anderen Teilen zeigt die Kamera aber auch vieles, bei Stürzen vom Skateboard wird draufgehalten, Entwicklungen der Skateboard-Tricks werden durch Montagen gezeigt und Verfolgungsjagden, zum Beispiel im Haus oder auf dem illegalen Skateboardplatz werden im Ganzen, ohne Schnittgewitter gezeigt. Alles in allem entsteht dadurch ein schönes Drama, welches mit nur 85 Minuten keinerlei Längen aufweist und mit einem bunten Misch von Songs aus den 90ern und kleine selbstkomponierte Stücke perfekt untermalt wird, allerdings nie zu aufbrausend wirkt.

Fazit:
„Mid90s” ist ein wunderschönes Drama, welches zwar am Anfang ein bisschen zu plakativ und gewollt lustig wirkt, sich aber durch komplette Umbrüche der emotionalen Haltung zu einer packenden Geschichte des 13jährigen Stevies entwickelt, der auf der Suche nach neuen Freunden von den Grundzügen der elterlichen Erziehung abkommt. Hätte man sich noch mehr zeit genommen, welches bei nur 85 Minuten auf jeden Fall nicht tragisch wäre, hätte man noch weitere Entwicklungen und Hintergründe zeigen können, da einige Charaktere fast schon in die Unwichtigkeit fallen.
by René Fischell

Bilder © MFA