Filmkritik Mara und der Feuerbringer
Filmwertung: |
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| 5/10 |
Nachdem die Abenteuer der kleinen Hexe Bibi Blocksberg und auch die Erlebnisse der Vampirschwestern verfilmt wurden, versucht nun auch Tommy Krappweiss seine „Mara und der Feuerbringer“- Trilogie auf der Kinoleinwand Leben einzuhauchen.
Dass die Verfilmung von Kinderbüchern nicht immer einfach ist, aber durchaus glücken kann, haben ausländische Produktionen bereits bewiesen. Im Fall von „Mara und der Feuerbringer“ werden jedoch die meisten Leser der Romane, die den Film seit längerem erwartet haben, eine Enttäuschung erleben.
Tommy Krappweiss hat selbst das Schreiben des Drehbuchs sowie die Regie übernommen, sich damit leider in seiner eigenen Fantasiewelt verrannt. Das 90-minütige Ergebnis fällt wenig spektakulär aus, auch wenn der Grundgedanke recht vielversprechend ist. Die Betrachtung der nordischen Mythen scheint anfänglich interessant, doch in Verbindung mit der Nibelungensaga, billigen Effekten und einem zusätzlich drohenden Weltuntergang ergibt sich ein wenig spannendes Durcheinander. Die Handlung wird mühsam durch Visionen zusammengehalten, die zu den denkbar ungünstigsten Zeiten über Mara hereinbrechen. Der Zuschauer bekommt darauf einen Vorgeschmack für die kommende Geschichte, die sich jedoch nur aus eben jenen Visionen-Puzzleteilchen zusammensetzt. Obendrein werden noch pubertäre Auseinandersetzungen mit den Mitschülern inszeniert, um die ohnehin bereits gebeutelte Titelfigur auch in ihrem sozialen Umfeld zielsicher als Außenseiter zu entlarven.
Lilian Prent verkörpert die Titelfigur mit derart pessimistischen Ansichten, die dem Zuschauer mittels Stimme aus dem Off um die Ohren geschleudert werden, dass sie einen schon nach wenigen Minuten gehörig auf die Nerven fällt. Vom „Tatort“-Kommissar Jan Josef Liefers können leider auch keine Glanzleistungen erwartet werden, auch wenn er versucht gegen das schnöde Drehbuch anzuspielen. Seine Figur des mürrischen Professors wirkt ebenso künstlich wie die pubertierende Hauptfigur. Selbst Christoph Maria Herbst („Stromberg“) liefert nur einen mehr oder minder lächerlichen Versuch, Halbgott Loki zu verkörpern, der seit über 2000 Jahren sein Dasein in einer Höhle fristet. Ziemlich verklärt erweisen sich auch Esther Schweins („Vorstadtkrokodile 2“) als esoterisch verrückte Mutter sowie Eva Haberman („Ossi´s Eleven“) als Lokis Geliebte Sigyn.
Die Effekte von John Nugent („Herr der Ringe“) sind leider auch nur in den wenigsten Szenen gelungen. Der aus der Vergangenheit entführte Lindwurm und der diabolische Feuerbringer laden weniger zum Gruseln ein.
Einige Kulissen sind hingegen etwas atmosphärischer, wenn auch auf den gesamten Film betrachtet, wenig überzeugend.
Die Produktion hat zudem versucht, den Film kindgerecht zu vertonen und mit frechen Dialogen aufzulockern. Leider fallen die Dialoge reichlich überspitzt, wenig glaubwürdig und in einigen Szenen sogar recht banal aus. Ebenso banal gestalten sich auch einige Szenen. Wenn Mara beispielsweise rückwärts in einen Brunnen stürzt und im nächsten Moment einem gigantischen Wal ins Auge blickt, mangelt es nicht nur der Zielgruppe am verständlichen Zusammenhang. Wer die Produktion nicht sonderlich ernst nimmt, wird dennoch seinen Spaß haben. Allerdings ertappt man sich selbst des Öfteren beim verständnislosen Kopfschütteln. Auch das Fremdschämen ist nicht ausgeschlossen, wenn Querverweise auf „Star Wars“ und Co. unpassend und sinnlos in die Handlung eingeflochten werden. Und so fällt auch das Finale wenig befriedigend aus.
Fazit: Eine klägliche Literaturverfilmung, die mit holpriger Handlung, billigen Tricks, überzogenen Darstellern und teils sinnfreien Dialogen daherkommt.
by Sandy Kolbuch