Filmkritik Maleficent - Die Dunkle Fee
Filmwertung: |
 |
| 8/10 |
"Maleficent - Die dunkle Fee" erzählt die Geschichte des Disney-Klassikers "Dornröschen" (Sleeping Beauty) von 1959 aus der Sicht der dunklen Fee. Das Märchen um "Dornröschen" und den Fluch, der sie in einen ewigen Schlaf versetzt, zählt zu den ältesten der Welt. Dieses entwickelte sich über geschätzte 400 Jahre. 1697 erschien letztlich "Die schlafende Schöne im Wald" von Charles Perrault in dessen Märchensammlung "Contes de ma mère l'oye" (Erzählungen von Mutter Gans). Genau in dieser Version des Märchens ist zum ersten Mal konkret von einer finsteren, bösen Fee die Rede. Somit kommt seine Version dem Disney-"Dornröschen" am nächsten. Perrault war es auch, der zum ersten Mal den edlen Prinzen auftauchen ließ, mit dessen Kuss der Fluch gebrochen werden konnte.
In "Maleficent - Die dunkle Fee" wurde viel Wert darauf gelegt, bekannte und wichtige Elemente des Märchens beizubehalten, um den Wiedererkennungswert zu gewährleisten. Doch gleichzeitig war es Drehbuchautorin Linda Woolverton (
Alice im Wunderland von 2010) ein Anliegen, eine an sich ganz neue Geschichte zu erzählen. Der Mix macht's. So muss man die Disney-Version des Märchens nicht kennen, um die Geschichte von "Maleficent" zu verstehen. Dennoch fällt hier auf, dass es insgesamt auch gelegentlich etwas holpert. Mal lässt die Dramaturgie etwas nach, mal wird das Tempo zu stark gedrosselt. Aber diese inhaltlichen Kleinigkeiten kann man Dank der grafischen Aufmachung getrost unter den Tisch fallen lassen.
Als Szenenbildner und zweifacher Oscar-Preisträger hat Robert Stromberg mit gewaltigen Bildern in Avatar und Alice im Wunderland bereits das Publikum begeistert; mit "Maleficent" startet er nun seine erste große Regiearbeit - und diese kann sich wahrlich sehen lassen. Sowohl die Figuren als auch die Landschaft sind einfach großartig und bezaubernd.
Genauso wie Angelina Jolie (The Tourist,
Salt) als "Maleficent". Nach einer etwas längeren schauspielerischen Pause erscheint sie nun wieder als Hauptfigur auf der Leinwand. Und sie ist - um es kurz zu fassen - einfach phänomenal! Sie ist eine unglaublich präsente und erhabene Erscheinung. Man hat Respekt vor ihr, aber auch Mitgefühl und sie transportiert, selbst in ihrer dunkelsten Phase, eine unterschwellige Sympathie, die dafür sorgt, dass man die böse Fee "Malefiz" aus der Märchen-Verfilmung von 1959 plötzlich in einem ganz anderen Licht sieht. Angelina Jolie ist in ihrer Rolle einfach authentisch, sodass man keine Minute an der Bitterkeit oder dem gehässigen Humor der dunklen Fee zweifelt.
Und dann ist da noch Aurora die Königstochter, gespielt von Elle Fanning (
Super 8, Wir kaufen einen Zoo). Die junge Aurora steht seither für das Licht und die Unschuld und genau diese Komponenten vereint Elle Fanning auf eine zuckersüße Art und Weise. Sie ist extrem behütet aufgewachsen und dadurch recht naiv mit ihrer Sicht auf die Welt. Doch durch ihr stets fröhliches Auftreten und ihr sonniges Gemüt bringt sie jeden zum Lächeln. Elle Fanning ist wirklich wie das fleischgewordene Dornröschen.
Damit der Film in Deutschland auch für die Kleinen (also ab 6 Jahre) unbedenklich ist, hat die FSK beschlossen, das gute Stück um 40 Sekunden zu kürzen. Ob dies dem Film letztlich geschadet hat, ist leider nicht nachvollziehbar. Schade ist es trotzdem.
"Maleficent - Die dunkle Fee" ist zwar weniger düster und schauerlich, als man durch den Trailer vielleicht vermutete, doch in jedem Falle ist das Werk von Robert Stromberg schon deswegen sehenswert, weil die Szenerie und die gesamte Umsetzung einfach fasziniert und begeistert - auch wenn die 3D-Effekte etwas kerniger hätten sein können. Angelina Jolie und Elle Fanning erheben sich einfach über alles - es hätte keine bessere Besetzung für die beiden Hauptfiguren geben können. Da kann man kleine inhaltliche Schönheitsfehler auch gerne mal verzeihen. Schließlich geht es ja hier um das Kinoerlebnis - und das lohnt sich auf jeden Fall!
by Aline Nickel