Filmkritik Magic Mike XXL
Filmwertung: |
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| 5/10 |
Zum zweiten Mal lässt Channing Tatum in seiner Rolle als strippender „Magic Mike“ Frauenherzen höher schlagen. Kann die Fortsetzung die Qualität des Vorgängers halten?
Die Fans von „Magic Mike“ dürften dem zweiten Teil skeptisch entgegenblicken.

Denn ein nicht unwesentlicher Teil der Stammbesetzung des ersten Teiles ist nicht mehr mit dabei. Matthew McConaughey (Dallas Buyers Club) war den Produzenten nach seinem „Oscar“-Gewinn schlichtweg zu teuer. Zudem hat man sich aus unbekannten Gründen gegen „The Kid“ Alex Pettyfer und „Brooke“ Cody Horn entschieden. Die drei werden im Film nur kurz erwähnt, um ihr Nicht-Auftauchen zu erklären. Drei tragende Rollen sind somit weggefallen. Zudem nahm Regie-Wundertüte Steven Soderbergh, der in unregelmäßigem Rhythmus schwache, durchwachsene und gute Filme gedreht hat, diesmal nicht auf dem Regiestuhl Platz, sondern fungierte „nur“ als Kameramann, Cutter und Produzent. Er wurde durch seinen Bekannten Gregory Jacobs (Der eisige Tod, Gauner unter sich) ersetzt.
Mike (Channing Tatum) beendete vor drei Jahren seine Laufbahn als strippender Magic Mike. Er hat sich seinen Traum erfüllt und hat seine eigene Firma als Schreiner gegründet. Mit dieser und seinem einzigen Angestellten hält Mike sich mühevoll über Wasser. Seine Freundin Brooke (Cody Horn) hat seinen Heiratsantrag abgelehnt und als seine alten Kollegen Ken (Matt Bomer), „Big Dick“ Richie (Joe Manganiello), Ernest „Tarzan“ (Kevin Nash), Tito (Adam Rodriguez) und Tobias (Gabriel Iglesias) ihn bitten, mit ihnen zur Stripper-Convention zu fahren und einen fulminanten Abschluss als Gruppe hinzulegen, stößt das bei Mike auf offene Ohren. Die Freunde treffen unterwegs auf die Fotografin Zoe (Amber Heard), Mikes ehemals gute Bekannte Rome (Jada Pinkett Smith) und deren exklusiven Laden und erleben viele Abenteuer.
Die Geschichte funktioniert nur bedingt uns ist insgesamt enttäuschend umgesetzt. Sie ist qualitativ deutlich hinter dem ersten Teil, der bereits einige kleinere Schwächen hatte, anzusiedeln. Denn es gibt viele Längen und Durchhänger. Die oft gewollt oberflächlichen Dialoge nehmen einen zu großen Anteil ein, wirken uninspiriert und vor allem: unlustig. Es mangelt auch an der Balance und Stringenz der Storyline. Viel zu oft dümpelt das Geschehen vor sich hin und weiß den Zuschauer nicht zu fesseln. Einen tiefen Einblick in das Business, was dem ersten Teil eine gewisse Tiefe gab, bekommt man hier nicht. Zu einem immerhin durchschnittlichen Erlebnis wird der Film durch Frauenheld Channing Tatum (Foxcatcher, Step Up, 22 Jump Street).

Der mittlerweile 35-Jährige kann auch in „Magic Mike XXL“ seine herausragende Beweglichkeit unter Beweis stellen und vor allem mit der legendären Tanzszene in seiner Werkstatt beeindrucken. Dass Tatum auf der High School ein herausragender Sportler war und später als Stripper arbeitete, kommt ihm auch bei dieser Produktion zugute. Doch sein Potenzial wird auch hier nicht ausgereizt. Die anderen Tanzszenen von ihm sind lediglich solide – und das nur dank ihm und nicht wegen der unterdurchschnittlichen Choreographie. Die Herzen seiner Fans dürfte er in diesen Sequenzen dennoch höher schlagen lassen. Das gilt für die anderen Schauspieler größtenteils nicht. Matt Bomer (In Time – Deine Zeit läuft ab, Winter’s Tale, White Collar) gleicht Barbies Ken sehr und nimmt sein metrosexuelles Aussehen immer wieder gekonnt auf die Schippe. In den Tanzszenen kann er aber nicht punkten. Selbiges gilt für Kevin Nash (Rock of Ages, John Wick, Spiel ohne Regeln). Der aufgepumpte 2,06-Meter-Hüne hat auffällig kurze Szenen, in denen er sich unbeweglich zeigt. Warum der ehemalige Wrestler für diese Rolle besetzt wurde, erschließt sich nur in den ruhigen Sequenzen, in denen der 56-Jährige überzeugen kann. Immerhin zeigt Joe Manganiello (Spider-Man, Sabotage, Was passiert, wenn's passiert ist) einige gelungene Tanzszenen und zeigt auch in einigen ruhigen Sequenzen mimische Bandbreite. Die Frauen haben nur kleine, unbedeutende Rollen. Weder Amber Heard (Rum Diary, Machete Kills, 3 Days to Kill) noch Andie MacDowell (...und täglich grüßt das Murmeltier, Vier Hochzeiten und ein Todesfall, Footloose) haben Charaktere mit Substanz bekommen. Auch die sichtlich gealterte, aber weiterhin auf jugendlich machende Jada Pinkett Smith (Matrix Revolutions, Gotham, Ali) wirkt nicht glaubhaft, spielt ihre Rolle zudem unpassend überzeichnet.
Kameraführung und die Spezialeffekte bleiben Durchschnittsware. Vieles hat man schon besser in anderen Filmen gesehen. Immerhin können die Locations etwas Atmosphäre generieren. Die Musikuntermalung ist stellenweise herausragend („Pony“ von Ginuwine), teilweise nicht perfekt ausgewählt, wenn der Funke nicht überspringen will.
Fazit: Durchschnittlicher Film mit einigen guten Szenen, aber auch vielen Längen, Lücken und Durchhängern. Nur für Fans von Channing Tatum oder einem der anderen Schauspieler.
by Stefan Bröhl