Filmkritik Madame Mallory und der Duft von Curry
Filmwertung: |
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| 7/10 |
Lasse Hallström („Lachsfischen in Jemen“) nimmt das Kinopublikum, auf der Grundlage des gleichnamigen internationalen Weltbestsellers von Richard C. Morais, mit auf eine exotische Reise ins Reich der ungewöhnlichen Delikatessen und des kulinarischen Wettstreits, um die begehrten Restaurantsterne. Produziert von Steven Spielberg und Oprah Winfrey wird das Leben des jungen, ambitionierten Kochs Hassan Kadam (Manish Dayal) bebildert, der sich in der neuen Heimat Frankreichs nicht von festgefahrenen Konventionen verunsichern lässt. Mit Esprit und Mut gelingt es ihm, die französische Haute Cuisine mit dem indischen Lebensgefühl zu vereinen und der Restaurantfehde mit der arroganten Madame Mallory (Helen Mirren) charmant ein Ende zu setzen.
Hallström spielt in seiner Culture-Clash-Komödie gekonnt mit Vorurteilen, Wünschen und die Kunst um die wahre Freundschaft. Durch das Schicksal miteinander vereint, lernen nicht nur unterschiedliche Generationen, sondern auch Kulturen zusammenzuwachsen und sich gegenseitig zu ergänzen. Mutig wird die Differenz von dreißig Metern überwunden, die die zwei Restaurants voneinander trennt. Familie Kadam lernt von den Erfahrungen Madame Mallorys zu profitieren, während sie durch die indische Konkurrenz eine neue Perspektive erlangt. In ruhigen Bildern wachsen die Restaurants und die Inhaber zu einer Einheit zusammen, die sich in Freud und Leid beizustehen lernen. Die Geschichte verläuft bis auf wenige dramatische Wendungen in ruhigen Bahnen ab, die größtenteils zu erahnen sind. Kameramann Linus Sandgren („American Hustle“) fängt die Landschaft Frankreichs in malerischen Bildern ein, die für eine stimmige Wohlfühl-Atmosphäre sorgen. Auch bei der Zubereitung der unterschiedlichsten Speisen lenkt Sandgren den Blick des Betrachters auf das Wesentliche, wodurch dem Publikum das Wasser im Munde zusammenläuft.
Getragen von den grandiosen Darstellern Helen Mirren („The Queen“), Om Puri („Der Krieg des Charlie Wilson“), Charlotte Le Bon („Yves Saint Laurent“) und Manish Dayal (TV-Serie „902010“, „Switched at Birth“) sprüht der Film voller Lebensfreude, Herz und Leidenschaft. Gewürzt mit einer feinen Prise Humor, der sich durch die Gegensätzlichkeiten der Figuren präsentiert, gelingt Hallström eine fein gezeichnete Gesellschaftskritik. Am Rande erkämpft sich die romantische Liebe zwischen Koch Hassan und Sous-Chefin Marquerite (Charlotte Le Bon) ihren Platz, was sich nicht immer stimmig in die Haupthandlung integrieren lässt. Zu perfekt scheint die Liebe des jungen Paaren, das sich selbst durch Probleme des Alltags nicht stören lässt. Dennoch weiß Drehbuchautor Steven Knight („Turning Back“) durch die ruhige Grundstimmung und die nicht viel lauteren Untertöne zu überzeugen. Die Handlung an sich gibt keine großartigen Situationen preis, die den Zuschauer schockieren oder auf beeindruckende Art und Weise überraschenden könnte. Vielmehr ist es der Charme des Films, der das Publikum anspricht und bis zum Ende gefangen nimmt. So ist auch das erwartet positive Ende den harmonischen Gefüge geschuldet, mit dem sich der zu Beginn inszenierte Fremdenhass in Wohlgefallen verflüchtigt und die einstigen Probleme durch den neu erlangten Zusammenhalt der Kulturen auf ein Minimum reduziert.
Fazit: Eine wundervoll friedliche Literaturverfilmung, die Appetit auf die indische Küche macht. Mit Helen Mirren und Om Puri ist ein ungewöhnliches Filmpaar gefunden, das sich durch eine gegenseitige Sympathie in Liebe und Hass trägt und über kleine Schwächen des Films hinwegtröstet.
by Sandy Kolbuch