Filmwertung: |
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| 8/10 |
„Ludwig II“ ist eine Geschichte über einen jungen König, der an den Zwängen der Gesellschaft und an der Position, die er inne hatte, zerbrochen ist. Eine tragische Figur, die doch so viel Schönes erschuf und allem zum Trotz immer daran festhielt mit Hilfe der Kunst und Musik eine bessere Welt schaffen zu können.
Wer seine Geschichte nicht kennt, wird wahrscheinlich in einer ersten Reaktion den Kopf schütteln. Im zarten Alter von 19 Jahren wurde Ludwig II gekrönt, nachdem sein Vater Max II. verstarb.
"Blauäugig" und vollkommen unerfahren trat er im Alter von 18 Jahren sein Amt an.
Und das zu einer Zeit in der Aufruhr und Ungewissheit herrschte.
Doch umso weiter man in die Geschichte und in die Persönlichkeit von Ludwig II. eintaucht, desto besser versteht man ihn und sein Wesen. Denn den beiden Regisseuren Marie Noëlle und Peter Sehr (Die Frau des Anarchisten, Love the Hard Way) ging es bei diesem Dreh nicht darum die einzelnen Lebensstationen des Königs durchzugehen, wie es bereits in früheren Filmen gemacht wurde, sondern man sollte einen Eindruck vom Innenleben eines Ludwig II. bekommen.
Der Film wurde daher so konzipiert, dass der Zuschauer sich in jeder Situation damit befassen und auseinandersetzen muss, wie er war und woher seine Entscheidungen rührten. Man taucht also tief in die Befindlichkeiten des Ludwig ein, was einen zugleich schockiert und auch fasziniert.
Egal ob man die Geschichte dieses bayrischen Königs kennt oder vollkommen unbefangen in den Film geht - man bleibt einfach von der ersten Minute an aufmerksam und gespannt.
Der Zuschauer wird auf eine Reise geschickt durch das Innere eines Mannes, der mit aller Macht versuchte eine bessere Welt zu schaffen. Blind für die Realität und im ständigen Kampf mit seinen eigenen Gefühlen.
Bei der Suche nach dem idealen Schauspieler für Ludwig II. haben die beiden Regisseure Marie Noëlle und Peter Sehr genau die richtige Wahl getroffen. In einem Casting, bei dem 370 junge Schauspieler ihr Glück versuchten, konnte am Ende nur der 28 jährige Sabin Tambrea überzeugen. Und das zu Recht. Nicht nur, dass er optisch dem original Ludwig sehr nahe kommt, er ist auch ein grandioser Schauspieler und man hat einfach das Gefühl er lebt seine Rolle.
Für einen feinen Touch der Ironie in diesem Drama sorgen Charaktere wie der Lakai Mayr (Samuel Finzi) oder Frisör Hoppe (Volker Zack Michalowski). Diese Figuren, die zu den engsten Vertrauten des Königs zählten, nehmen dem Geschehen dezent die immer wieder kehrende Angespanntheit.
Insgesamt ist die Besetzung sehr gut ausgewählt worden. Von Edgar Selge (Hannas Entscheidung, Das Experiment), der Ludwigs hoch verehrten Komponisten Richard Wagner verkörpert, über Hannah Herzsprung (Schutzengel, Hell), die als Ludwigs Kusine in großem Stil die Kaiserin "Sissi" von Österreich verkörpert bis hin zu Friedrich Mücke (Russendisko, What a Man), der als Richard Hornig den eng anvertrauten und vermeintlich heimlich Geliebten des Königs spielte, haben alle Darsteller in ihrer Rolle voll überzeugt.
Doch ganz makellos ist "Ludwig II" nicht. Kostümtechnisch hätte man bei dem Alterungsprozess der Protagonisten etwas strenger sein können. Denn während Ludwig selbst sehr stark sichtbar gealtert "wurde", haben Hornig oder Lutz lediglich einige graue Strähnen verpasst bekommen. Dies schadet dem Verlauf zwar nicht, ist allerdings ein wenig verwirrend anzuschauen, trotz der jeweilig gekennzeichneten Zeitabschnitte. Zudem setzte man leider zu stark auf Spezialeffekte. Manche passen einfach nicht zum Geschehen und wirken teilweise auch eher zweitklassig.
Fazit:
Ein gebrochener Mann in einer Welt, die er nicht zu dem machen konnte, was er für richtig hielt.
Eine Tragödie, die berührt und schockiert und bei der es eigentlich keine Rolle spielt, ob Ludiwg II in Wirklichkeit so war, wie man es hier vorgelegt bekommt.
Sehenswert ist dieser Streifen definitiv und wer kein Kulturbanause ist, sollte sich ihn anschauen.
by Aline Nickel