Los Ángeles

Los Ángeles (2014), Deutschland
Laufzeit: - FSK: 12 - Genre: Drama
Kinostart Deutschland: - Verleih: Farbfilm

Los Ángeles Filmplakat -> zur Filmkritik

Inhalt

Der 17jährige Mateo hat einen Traum – er will unbedingt nach Los Angeles. Dort will er arbeiten, um seine Mutter und seinen kleinen Bruder zuhause finanziell unterstützen zu können. Die einzige Möglichkeit, das kleine zapotekischen Dorf im Süden Mexikos verlassen zu können, ist, sich für viel Geld über die mexikanische Grenze schleusen zu lassen. Auf der Suche nach Schutz und Zugehörigkeit auf der anderen Seite der Grenze entscheidet er sich vor seiner Abreise in eine Gang einzutreten, die auch im Dorf Mitglieder hat. Doch nach dem Aufnahmeritual erfährt er den wahren Preis für seine Mitgliedschaft: er muss ein Mitglied einer rivalisierenden Gang töten. Anfangs tut Mateo alles, um sich den Respekt der Gang zu verdienen, aber im letzten Moment ist er unfähig den Mord auszuführen und lässt die Waffe sinken. Der Anführer der Gang ist außer sich und schwört bittere Rache...

Mateo Bautista Matias, Marcos Rodriguez Ruiz und Lidia Garcia | mehr Cast & Crew


Filmkritik Los Ángeles

Filmwertung: | 9/10


Der Film war für Regisseur Damian John Harper eine Herzensangelegenheit. Denn der studierte Ethnologe arbeitete im Süden Mexikos im Dorf Santa Ana Del Valle in der Provinz Oaxaca. Genau dort wurde das Drama um den 17-jährigen Mateo (Mateo Bautista Matias) gedreht. Dieser wird von der ortsansässigen Gang von Danny (Daniel Bautista) brutal verprügelt. Das ist ein Teil der Aufnahmeprüfung, um Mitglied zu werden. Als Danny und seine glatzköpfigen Kumpanen fertig sind und Mateo blutspuckend am Boden liegt, sagen sie ihm, wie mutig er war und dass er später vorbeikommen soll. Mateo will in die Gang eintreten, weil er noch Los Angeles auswandern will, um von dort aus seiner Familie Geld zukommen zu lassen. In einer Gang wäre er geschützt und nicht alleine in dem neuen Land, wo die Chefs die illegalen Einwanderer in den Restaurants ausbeuten. Doch die Aufnahmeprüfungen werden härter und Mateo kommen Zweifel.

Der Handlungsstrang um Mateo ist nur einer von vielen. Es gelingt Harper auf beeindruckende Art und Weise, die verschiedenen und allesamt sehr interessanten Geschichten parallel ablaufen zu lassen. So bekommt der Zuschauer einen tiefen Einblick in das Leben eines mexikanischen Dorfes, welches vor allem von den Auswanderern und ihrem heimgeschickten Geld am Leben gehalten wird. Von Beginn an fesselt Los Ángeles, ist spannend und packend erzählt. Harper gelingt es ausgezeichnet zu verdeutlichen, welch große Rolle Gewalt spielt und wie selbstverständlich und alltäglich sie ist. Dabei zeichnet der US-Amerikaner keineswegs ein ausschließlich düsteres Bild seiner Protagonisten, wie etwa im herausragenden Sin Nombre vor vier Jahren gesehen. Stattdessen ist die Darstellung einer jeden einzelnen Figur differenziert und nachvollziehbar. Der tägliche, harte Kampf ums Überleben in einem kleinen Dorf und die starken Familienwerte sind ausgesprochen gut inszeniert.

Bemerkenswert ist außerdem, dass in Los Ángeles nicht ein gelernter Schauspieler mitspielt. Stattdessen sind es Harpers Freunde, die er während seiner Zeit in Santa Ana Del Valle kennen- und schätzen lernte. Die Dorfbewohner liefern teilweise brillante Leistungen ab, was wohl daran liegt, dass viele sich selbst spielen. Denn Harper schrieb in seinem Drehbuch, für das er 13 Jahre brauchte, die realen Geschichten der Bewohner und ihre Erlebnisse nieder. Dies ist ein weiterer Punkt, der dem Film große Authentizität verleiht.

Der einzige Negativpunkt dieses herausragenden Werkes ist die unruhige Kameraführung. Mag das Geruckel an einigen Stellen noch atmosphärisch sein, wirkt das in anderen Szenen nervig und störend.

Dafür überzeugen die kargen, aber glaubwürdigen und passenden Locations, die stimmige Musikuntermalung und der mitreißende Schnitt. Stark ist hierbei auch, dass Los Ángeles auch am Ende nicht die Luft ausgeht, sondern über die gesamten 97 Minuten Laufzeit ein bemerkenswert hohes Niveau halten kann.

Ein herausragender, ganz starker Independent-Film, dem man zu jeder Zeit anmerkt, dass er ein Herzensprojekt aller Beteiligten war.
by Stefan Bröhl

Bilder © Farbfilm