Filmwertung: |
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| 7/10 |
Der amerikanische Regisseur Peter Berg stand mit seinem neusten Film „Lone Survivor“ (Originaltitel: „Lone Survivor“, US, 2013) vor der großen Herausforderung, ein realistisches Portrait sowie eine entsprechende Huldigung der dargestellten Personen in einem Film stimmig zu vereinen. Mit den richtigen Darstellern und einer ausgeprägten Detailtreue gelingt ihm das fast zur Gänze.
Die vier Navy Seals Michael Murphy (Taylor Kitsch), Danny Dietz (Emile Hirsch), Matt „Axe“ Axelson (Ben Foster) und Marcus Luttrell (Mark Whalberg) befinden sich mit weiteren Kameraden im Jahr 2005 auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram in Afghanistan. Dort verbringen sie ihre Tage mit dem Trainieren und Warten auf die nächste Mission. Als sie von ihrem Lieutenant Commander Erik Christensen (Eric Bana) grünes Licht für die Operation „Red Wings“ bekommen, begeben sie sich in die Gebirgsregion Kunar, um den Aufenthaltsort eines der führenden Taliban-Kämpfers zu verifizieren. Vor Ort stellen sie fest, dass sie keinen Kontakt zur Basis aufbauen können und ihnen auch die Einsicht auf das mögliche Versteck verwehrt bleibt. So beschließen sie eigenmächtig den Standort zu wechseln. Doch dort treffen sie auf drei einheimische Ziegenhirten und ihre Herde. Immer noch ohne Funkkontakt müssen sie sich entscheiden, wie sie mit der Situation weiter verfahren und welche Konsequenzen das jeweilige Handeln nach sich zieht.
Der Navy-Seal Marcus Luttrell schrieb (zusammen mit Patrick Robinson) 2007 ein Tatsachenbuch mit dem Titel „Lone Survivor: The Eyewitness Account of Operation Redwing and the Lost Heroes of SEAL Team 10“. Darin schildert er chronologisch die Ereignisse vom Beginn seiner militärischen Ausbildung bis zu seinem Einsatz im Afghanistan-Krieg. Schon im Jahr 2008 wurde der Regisseur Peter Berg, bekannt für seine Filme „Hancock“ (2008) und „Battleship“ (2012), auf das Buch aufmerksam. Seit diesem Zeitpunkt wollte er die Geschichte für die Leinwand adaptieren. Dabei legte er den alleinigen Fokus auf die Ereignisse der Operation „Red Wings“. Die Recherchen für das Drehbuch, welches Berg selbst schrieb, waren umfassend. Er traf sich dafür oft mit Luttrell und konnte die nötige Überzeugungsarbeit leisten, um sich die Rechte an dem Buch zu sichern. Diesem war es wichtig, dass die Ereignisse realitätsnah wiedergegeben werden und die beteiligten Personen, die Ehrungen bekamen, die sie verdienten. Um beide Punkte zu gewährleisten sprach Berg mit den Hinterbliebenen und stand im ständigen Kontakt zu Luttrell. Auch in anderen Punkten stand die Detailtreue im Vordergrund. Bei der Auswahl der Settings und der Ausstattung standen der Filmcrew in beratender Funktion die afghanischen Brüder Rahimi (ihr Vater Zarin Mohammad Rahimi, der einst vor den Taliban geflüchtet ist, spielt im Film die Rolle des alten Ziegenhirten) zur Seite. Auch einige Navy Seals und ehemalige Soldaten waren in die Entstehung des Films involviert. Sie trainierten die Darsteller und schulten sie im Umgang mit den Waffen, so dass jedes militärische Detail überzeugend wirkt. Da die meisten der Darsteller schon recht früh in das Projekt mit einbezogen wurden, konnten sie sich auch selbstständig auf die Rolle durch Training und Recherchen vorbereiten. So wirken alle Darsteller perfekt für ihre Rollen. Die Story hält sich anfänglich leider an eine sehr starke Schwarz-Weiß-Zeichnung, in der die Sympathien auch durch den ersten Teil des Films allein auf die Amerikaner ausgerichtet sind. Doch wenn man die Grundlage des Films und das Schicksal der Portraitierten bedenkt, ist dies nicht verwunderlich. Sie werden zwar als die „Guten“, aber nicht als Helden dargestellt. Ihre physischen Schmerzen werden dem Publikum deutlich vermittelt (Für die korrekte Darstellung der Wunden und Verletzungen beschaffte sich Berg sogar die Autopsieberichte.). Im starken Gegensatz zur Gewalt stehen die eingefangenen Bilder von Natur, Sonnenuntergängen und Stille. Damit transportiert Berg auf subtile Weise eine Kritik an sinnloser Gewalt und Krieg. So schafft es der Film ohne viel Pathos die Szenerie einzufangen. Einzig und allein die Musik verklärt mit zu dramatischen Einschüben das Ganze. Der Ton dagegen, welcher auch in zwei Kategorien bei den diesjährigen Oscars (2014) nominiert war, ist überzeugend und vermittelt deutlich und ohrenbetäubend die Geräuschkulisse der Kämpfe. Im Gesamten ist Berg und seiner Crew ein authentisches Portrait der Ereignisse gelungen, das aber aufgrund des realen Hintergrunds den vier zentralen Figuren starke Verehrung zuteil werden lässt. Marcus Luttrell selbst war mit dem Resultat sehr zufrieden und sah seine Geschichte genau nacherzählt.
Fazit: Der Film "Lone Survivor" liefert ein authentisches Bild des Einsatzes amerikanischer Truppen in Afghanistan. Dabei merkt man dem Film durchweg die große Bewunderung des Regisseurs für die Figuren und die realen Vorbilder an. Er zeichnet stets ein durchweg positives Bild der Navy Seals, aber verherrlicht trotzdem nicht den Krieg. In der Summe ergibt es einen zwar amerikanischen, etwas pathetischen, aber realistischen und detailgetreuen Spielfilm.
by Doreen Matthei
Bilder © SquareOne Entertainment / Universum Film