King Richard

King Richard (2021), USA
Laufzeit: - FSK: 12 - Genre: Biographie / Drama / Sport
Kinostart Deutschland: - Verleih: Telepool

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King Richard Filmplakat -> zur Filmkritik

Inhalt

Serena Williams und ihre Schwester Venus werden durch das harte Training ihres Vaters und Trainers Richard Williams zu sehr erfolgreichen Tennisspielerinnen. Richard versucht alles, um seinen Töchtern eine erfolgreiche Sportlerkarriere zu eröffnen, jedoch hat er auf dem Weg dorthin mit ziemlich vielen Vorurteilen und Hürden zu kämpfen. Gemeinsam mit seinen beiden Töchtern möchte er diesen Vorurteilen trotzen.

Will Smith, Demi Singleton und Saniyya Sidney | mehr Cast & Crew


King Richard - Trailer




Filmkritik King Richard

Filmwertung: | 7/10


Serena und Venus Williams gehören zu den erfolgreichsten Tennisspielerinnen aller Zeiten. Wenn man die Grand-Slam-Erfolge im Einzel betrachtet, ist Serena Williams sogar die erfolgreichste Tennisspielerin der Open Era. Jahrelang haben die beiden Schwestern die Weltspitze im Tennis dominiert. Was viele jedoch nicht wissen, der Erfolg von Serena und Venus wurde seit Kindesbeinen von ihrem Vater geprägt. Sein Plan war sogar vor der Geburt der beiden schon entwickelt. „King Richard“ behandelt die kuriose Erfolgsgeschichte, wie Serena und Venus Williams mit riesiger Hilfe ihres Vaters Richard Williams zu den großen Tennis-Stars wurden, wie wir sie heute kennen.

Das Biopic stellt also nicht die beiden Schwestern in den Vordergrund, sondern ihren Vater Richard Williams (Will Smith). Dieser verfasste schon vor der Geburt von Venus (Saniyya Sidney) und Serena (Demi Singleton) einen 78 Seiten langen Plan, mit welchem er die Tennis-Weltkarriere seiner Töchter erreichen wollte. Um an dieses Ziel zu gelangen, trainierte er die beiden schon im zarten Alter von etwa vier Jahren und schreckte zudem auch nicht vor unkonventionellen Trainingsmethoden zurück. Als Serena und Venus älter werden, kann Richard seinen Töchtern nicht mehr viel beibringen, weshalb er einen professionellen Trainer finden muss. Das Problem: der Familie fehlt das nötige Geld dafür…

Eine Familie, ein Traum, ein Weg – Familie Williams auf dem Weg zu einem Tennis-Match
Eine Familie, ein Traum, ein Weg – Familie Williams auf dem Weg zu einem Tennis-Match © Telepool
„King Richard“ ist produziert von Will Smith („Men in Black“), der ebenfalls in die Hauptrolle geschlüpft ist und Richard Williams verkörpert. Schon seit langer Zeit war Smith nicht mehr so gut, denn man hat nicht permanent das Gefühl, Smith würde sich selber spielen. Die Oscar-Nominierung ist auf alle Fälle verdient und das Gleiche kann man über Aunjanue Ellis („Beale Street“) sagen, welche Brandi Williams spielt. Von den beiden Schwestern steht Venus Williams mehr im Vordergrund, weshalb Saniyya Sidney („Hidden Figures: Unerkannte Heldinnen“) auch etwas mehr Platz bekommt als ihre Schauspiel-Kollegin Demi Singleton. Wer ein gutes Auge hat, kann zudem „The Walking Dead“ und „The Punisher“-Star Jon Bernthal erkennen, der als charismatischer Tennis-Trainer eine gute Figur macht.

Obwohl das Schauspiel also sehr gut ist, fallen bei den Figuren Probleme auf und davon ist insbesondere Will Smith betroffen. Man darf bei dieser Erfolgsgeschichte nämlich nicht vergessen, dass Richard Williams ein Selbstdarsteller war, der bei seinen Töchtern keine Autonomie zugelassen hat. Schon seit klein auf werden Venus und Serena dazu gedrängt, erfolgreiche Tennisspielerinnen zu werden. Ein Sozialleben mit Freunden oder Partys gibt es im Endeffekt gar nicht, zumindest wird dies in „King Richard“ so dargestellt. Dieses ganze sehr harte, anstrengende und vor allem belastende Training wird kaum kritisiert, die Kehrseite der Medaille höchstens durch einen Dialog mit der Nachbarin angerissen. Richard hat etwas Unglaubliches geleistet, doch diese blinde Glorifizierung seines Charakters tut dem Film überhaupt nicht gut. Ein paar kritische Fragen, beispielsweise, ob es vertretbar ist, dass Eltern komplett über die Zukunft ihrer Kinder entscheiden, hätten „King Richard“ gut getan.

Serena (Demi Singleton, l.), Venus (Saniyya Sidney) trainieren täglich mit ihrem Vater Richard (Will Smith, r.)
Serena (Demi Singleton, l.), Venus (Saniyya Sidney) trainieren täglich mit ihrem Vater Richard (Will Smith, r.) © Telepool
Trotzdem muss man diese absurde und beeindruckende Geschichte natürlich anerkennen und daran dürften nicht nur Tennis-Fans ihre Freude haben. Für den Laien ist es nämlich außerdem spannend, in die Geschichte des Sports einzutauchen. Tennis war für lange Zeit ein Sport für wohlhabende Familien, die meistens aus einem weißen Elternhaus kamen. Durch Richard Williams und seine Töchter hat der Sport jedoch eine Wendung vollzogen. Regisseur Reinaldo Marcus Green („Good Joe Bell“) thematisiert damit Rassismus und Ausgrenzung auf eine ganz interessante Weise, selbst wenn diese Problematik eher im Hintergrund bleibt.

Wer diese Schwächen aber ausblenden kann, wird mit den kurzweiligen 145 Minuten sehr viel Spaß haben. Die lange Laufzeit kann vielleicht zu Beginn erschrecken, doch „King Richard“ verfliegt geradezu und einen großen Anteil daran ist dem Produktionsdesign zuzuschreiben. Man versinkt wirklich in dieser Tenniswelt der 1990er Jahre, da gerade die Tennis-Duelle fabelhaft gefilmt sind. Das Ende ist deswegen nicht nur extrem spannend, sondern ebenso das inszenatorische Highlight. Im Abspann bekommt man daraufhin einen Einblick in die echten Aufnahmen, die Richard damals während der Trainingsstunden aufgenommen hat. Dies ist ein perfekter und schöner Abschluss für ein höchst interessantes Biopic, da die Detailverliebtheit der Crew, zum Beispiel bei den Kostümen, noch einmal deutlich wird.

Fazit:
„King Richard“ ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte, die nicht nur Tennis-Fans gefallen dürfte. Will Smith spielt sich die Seele aus dem Leib und auch die Inszenierung ist, gerade bei den Tennis-Spielen, wirklich hervorragend. Leider will „King Richard“ aber zu sehr „Feel Good“ sein, um die Geschichte aus allen Perspektiven aufzugreifen. Ein kritischer Blick auf das Ganze fehlt nämlich. Trotzdem unterhalten diese 145 Minuten richtig gut.
by Lukas Weinandy

Bilder © Telepool