Filmkritik Jeder hat einen Plan
Die Regisseurin Ana Piterbarg, die bereits in verschiedenen südamerikanischen Telenovelas Regie geführt hat, ist in „Jeder hat einen Plan“ zusätzlich auch die Drehbuchautorin. Die Zusammenarbeit mit Viggo Mortensen (“Herr der Ringe“) bei diesem Film ist witzigerweise nur per Zufall entstanden, da sich beide zufällig in Buenos Aires getroffen haben. Nachdem er ihr Drehbuch gelesen hatte, beschloss er nicht nur der Protagonist zu werden, sondern auch bei der Produktion zu helfen. So spielt Viggo Mortensen nun eine Doppelrolle in diesem Stück.
Zum einen ist er Augustín, der ruhige Kinderarzt in Buenos Aires und Ehemann von Claudia (Soledad Villamil; „In ihren Augen“), andererseits spielt er seinen Zwillingsbruder Pedro, welcher ein im Tigre-Delta lebender Imker ist und mit kriminellen Machenschaften sein Leben verdingt. Nach Jahren treffen die beiden nun zusammen. Augustín in der Midlife-Crises und Pedro sterbend krank mit Lungenkrebs. Pedro bittet seinen Bruder um „Hilfe“, indem er seinem Leben ein Ende setzen soll. Dies passiert letztendlich etwas spontan und abrupt, doch dadurch bietet sich für Augustín die Möglichkeit seinem Leben zu entfliehen und alles hinter sich zu lassen. So versucht er das Leben seines Bruders nach dessen Tod zu übernehmen, was sich allerdings schwieriger darstellt, als erwartet. Denn Pedros dunkle Machenschaften mit dessen Kumpanen Adrián (Daniel Fanego) ergeben immer wieder Probleme. Kann Augustín aus dem Sumpf der Skrupellosigkeit entfliehen oder zieht das Leben vom Flussdelta ihn hinab?
Viggo Mortensen, welcher bereits seine vierte spanischsprachige Produktion mit diesem Film verbucht, präsentiert die Darstellung seiner beiden Charaktere sehr gekonnt. Einerseits den zurückhaltenden Augustín, welcher sehr unsicher in seinem „neuen“ Leben ist und andererseits der selbstbewusste, fast aggressive Pedro. Doch fehlt es den Charakteren oft an Spannung oder Emotionen. So tragen die düstere sumpfige Grundstimmung und das spannende Vorhaben des Rollentausches auch nicht dazu bei, dass eine dramatische Geschichte entsteht. Es wird viel mehr eine neblige Stimmung erzeugt, die zwar gut zur Kulisse des Films passt, jedoch nur einen banalen Thriller erschafft. Ohne Viggo Mortensen wäre der Film noch unspektakulärer. Die trübe sumpfige Optik des Films ist zudem sehr dominierend und auch nicht förderlich für die Entwicklung der einzelnen Charaktere oder der Handlung. Alles bleibt ziemlich seicht, ohne große Details, ohne Fragen. So erfährt man auch nichts weiter über die beiden Brüder, noch über die Beziehungen in denen Pedro lebte.
Jedoch muss man hervorheben, dass der Kameramann Lucio Bonelli („Ein Jahr ohne Liebe“) eine sehr schöne Noir-Stimmung im Film zum Ausdruck bringt.
Der Anfang des Films lässt noch einiges hoffen. Bereits in der Eröffnungssequenz beginnt ein Bienensummen, woraufhin auch die Erzählstimme von der jungen Rosa (Sofía Gala Castiglione), welche Mitarbeiterin und Geliebte Pedros ist, einsetzt. Doch als Augustín in die Rolle seines Bruders Pedro schlüpft, entstehen im Film immer wieder einige Schleppen. Die kleinen Highlights die ab und an auftauchen, wie z.B. die verschiedenen Gegenüberstellungen mit den einzelnen Charakteren, denn anscheinend sehen sich die Zwillinge doch nicht so zum Verwechseln ähnlich, werden einfach nicht ausgespielt. Sobald einer der Charaktere die Wahrheit über den Rollentausch herausfindet, flackert immer ein Fünkchen Spannung auf, welche dann aber wieder schnöde verebbt. So entstehen weder spannende Dialoge, noch kann der Film mit einer dramatischen Story auftrumpfen.
Fazit: Der Trailer verspricht leider mehr Spannung, als der Film bieten kann. Es entsteht keine einnehmende Geschichte über die Wechselseitigkeit der Zwillinge. „Jeder hat einen Plan“ ist daher ein unaufgeregtes Spielfilmdebüt der Regisseurin Ana Piterbarg. Doch umso gekonnter wurde es verstanden eine charaktervolle Noir-Stimmung zu erzeugen, in der Viggo Mortensen mit seinen Rollen hervorsticht.
by Ela Schnittke
Bilder © 20th Century Fox