Filmkritik James Bond 007: Keine Zeit zu sterben
Filmwertung: |
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| 7/10 |
Mit „James Bond 007: Keine Zeit zu sterben“ erscheint nun nach 1 ½ Jahren endlich der finale Abschluss der Daniel Craig Ära. Die Erwartungen haben sich dabei über die letzten Monate in das Unermessliche gezogen. Doch wurde Craig nun endlich ein zufrieden stellender Abschluss geliefert?
Nach einer traumatischen Auseinandersetzung mit Spectre befindet sich der britische Doppelnull Agent James Bond (Daniel Craig) nun endlich im Ruhestand. Nach fünf Jahren nimmt jedoch der amerikanische CIA Agent Felix Leiter (Jeffrey Wright) wieder Kontakt mit Bond auf, um diesen um einen letzten Gefallen zu bitten. Der Ex- Agent soll einen entführten Wissenschaftler aus Kuba retten. Doch diese einfach gestrickte Mission entpuppt sich als deutlich mehr, als plötzlich wieder James Vergangenheit ihn einholt.
Daniel Craig in Keine Zeit zu sterben © Universal Pictures
Mehr über die Handlung vom aktuellsten Bond Abenteuer kann man nicht sagen, denn „James Bond 007: Keine Zeit zu Sterben“ trotzt nur so vor Spoilern. Von daher werde ich versuchen, so wenig auf die Geschichte einzugehen wie möglich. Nichtsdestotrotz kann es kleinere Erwähnungen zum Grundkonstrukt der Story geben. Wer also blind in den Film gehen möchte, sollte sich die Kritik am besten zu einem späteren Zeitpunkt durchlesen. Aber soviel kann man sagen, der Film führt die moderne Bondreihe zu einem fulminanten Höhepunkt und verknüpft alle vorherigen Teile zu einem konsequenten Abschluss. Dies liegt zum größten Teil an dem Ausbauen der vorherigen Ereignisse. Besonders „James Bond 007: Spectre“ dient dabei als Grundkonstrukt der Ausgangssituation. Die Fäden werden jetzt wieder zurück zu Ernst Stavro Blofeld (Christoph Waltz) gezogen, welcher immer noch als Anführer der Terrororganisation Spectre agiert.
Doch dieser stellt nicht den Hauptantagonisten des Filmes dar, denn er wird nun von dem Bohemian Rhapsody Star Rami Malek verkörpert, welcher einen rachsüchtigen Terroristen spielt. Diese Figur funktioniert dabei auf vielen Ebenen deutlich anders als Ramik’s vorherige Rollen und bietet so einen interessanten neuen Ansatz in der Karriere des Schauspielers. Die Figur hat jedoch das Problem, dass sie trotz der fast 3 Stunden Laufzeit deutlich zu wenig Screentime hat und verkommt so leider eher zu einem Sidekick, statt zu einer wirklichen Bedrohung. So teilen James und dieser nur eine Handvoll Szenen miteinander. Dies beschreibt schon das generelle Problem des Filmes ziemlich gut, denn der Film fühlt sich als Gesamtpaket ziemlich leer an. Man stellt sich so während des Credits die Frage, was man hier eigentlich die ganze Zeit auf der Leinwand beobachtet hat. So kommen viele einzelne Aspekte deutlich zu kurz. Besonders die Romanze verschenkt so leider Potential.
Daniel Craig und Ana de Armas in Keine Zeit zu sterben © Universal Pictures
Dies liegt im Wesentlichen daran, dass der Film einfach zu viele Ziele gleichzeitig anpeilt, ohne einen konstanten Fokus zu halten. So schweift die Geschichte zu oft in uninteressante Side-Plots ab. Besonders „James Bond 007: Casino Royale“ hat hier konstant gezeigt, wie man eine Handlung sinnvoll ohne Leerlauf zusammenführt. Hier setzt man stattdessen darauf, jeder einzelnen Figur noch einen letzten Abschluss zu bieten. Aus der Sicht von Fans rührt einen dies sichtlich zu der ein oder anderen Träne, doch objektiv wäre hier weniger deutlich mehr gewesen. Jedoch muss man hier den Filmemachern auch zu gute halten, dass man die Leidenschaft in jeder einzelnen Einstellung spürt. Seien es nur kleine Nuancen aus den Soundtracks vergangener Mission. Hier kommt man als eingeschweißter Fan deutlich auf seine Kosten. Das Schauen der vorherigen 24 Filme lege ich daher jedem nahe, welcher die volle Pracht von „Keine Zeit zu sterben“ erleben möchte.
Lobend ist dabei auch, dass sich der Film wirklich wie ein Finale anfühlt. Ein Vergleich mit Filmen wie „Avengers: Endgame“ ist hierbei nicht zu weit hergeholt. Dadurch wirkten die Ereignisse auf der Leinwand nochmal tragischer. Apropos Leinwand: Den Film sollte man sich unbedingt im Kino mit der größtmöglichen Bildfläche angucken. Denn „James Bond 007: Keine Zeit zu sterben“ wurde als großes Ereignis konzipiert und sollte auch als dieses genossen werden. So hinterlässt alleine die Action einem brachiale Bilder im Kopf. Diese funktioniert dabei Bond typisch auch wieder wunderbar. An ein Spektakel wie in „Mission Impossible“ kommt diese jedoch auch abermals nicht heran.
Fazit: Der neuste Eintrag der James Bond Reihe wird einem ganz sicher nicht als bester Teil des Franchise in Erinnerung bleiben. Aber dafür vielleicht als der emotionalste. Denn kein Teil seit: „James Bond 007 – Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ hat einen so zu Tränen gerührt. Und dies ist genau das, was der Film in einem erwecken möchte. Und das alleine ist schon ein Grund, diese letzte Mission im Kino zu schauen. Auch der Rest funktioniert überwiegend ausreichend, um die Handlung voran zu treiben. Man sollte keine großen Überraschungen erwarten, aber für das was man erzählen möchte, wird man mit einer abenteuerlichen Geschichte belohnt. Letztendlich ist der Film für jeden eine Empfehlung, der nur etwas mit James Bond anfangen kann. Für diejenigen, die schon vorher nichts mit dem Agenten anfangen konnten, können auch diesen Teil getrost überspringen.
by Phillip Schwellenbach
Bilder © Universal Pictures Intl.