Filmkritik Jack and the Giants
Filmwertung: |
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| 7/10 |
Die Erzählung von einem tapferen Jungen auf der Erde, von Riesen, die in einem Himmelreich leben, und einer Bohne, welche die beiden Welten miteinander verbindet, existiert schon seit dem 12. Jahrhundert in verschiedensten Varianten und gehört für viele Menschen zu den Geschichten, die sie durch ihre Kindheit begleitet haben. So gehört sie auch zu den Erinnerungen von Bryan Singer, der uns mit „Jack and the Giants“ (Originaltitel: „Jack the Giant Slayer“, USA, 2013) eine neue Variation liefert.
Der arme Bauernsohn Jack (Nicholas Hoult) wird aus Existenznöten von seinem Onkel beauftragt, das Pferd und den dazugehörigen Karren zu verkaufen. Doch als Lohn erhält er nur ein Säckchen mit Bohnen. In einer regnerischen Nacht sucht die Prinzessin Isabelle (Eleanor Tomlinson) in seiner Hütte Unterschlupf. Durch ein Missgeschick beginnt eine der Bohnen zu wachsen und die Hütte wird samt Prinzessin in ein entlegendes Reich in den Wolken namens Gantua verschleppt. Im Auftrag des Königs Brahmwell (Ian McShane) wird eine Truppe entsandt, um die Prinzessin zu retten. Darunter befinden sich der oberste Ritter Elmont (Ewan McGregor), der zukünftige Ehemann Isabelles Roderick (Stanley Tucci), der offensichtlich nicht nur wohlwollende Absichten hat, und Jack, der sich schuldig fühlt und sich nach Abenteuern sehnt. Oben angekommen befinden sie sich in einer feindlichen Welt voller Riesen, deren Existenz sie bisher für eine Legende gehalten haben.
Die Grundgeschichte lehnt sich eng an die bekannten Vorlagen an. Ein armer Bauernjunge lässt sich die Bohnen für sein Pferd andrehen und entdeckt später ihre magischen Kräfte. Die Begegnung zwischen Jack und den Riesen erinnert an die biblische Geschichte von David und Goliath. Da die meisten Menschen eher mit den Unterdrückten (hier wortwörtlich mit den Kleineren) mitfühlen, ist Jack die ideale Identifikationsfigur, um den Zuschauer durch den Film zu geleiten und seine Abenteuer spannend zu gestalten. Dies gelingt dem Regisseur Bryan Singer (bekannt für „Die üblichen Verdächtigen“ (1995) & „X-Men“ (2000)) hervorragend. Der Film ist vergnüglich, unterhaltsam und spannend inszeniert. Zusätzlich zu den Grundelementen haben die Drehbuchschreiber noch einige Charaktere, wie beispielsweise die Prinzessin, eingebaut, um so der Geschichte noch Romantik und Witz verleihen zu können. Zudem lehnt sich die Erzählung eng an den Stil von Märchen an. In diesem Sinne sind die Wendungen vorhersehbar und die Charaktere offensichtlich in Gut und Böse unterteilt. Auch das Setdesign (von Gavin Bocquet), die Kostüme (von Joanna Johnston) und die gesamte Ausstattung sind mit ihrer Mischung aus Mittelalter und Moderne im Bereich des Fantastischen und nicht in der Realität angesiedelt. Sie geben eine stilisierte und idealisierte Variante der historischen Vorlagen wieder. Die Riesen wurden nicht nur computergeneriert, sondern mit dem Motion-Capture-Verfahren hauchten die Schauspieler ihnen Leben ein. Bill Nighy spielt auf diese Weise unerkannt für den Zuschauer den doppelköpfigen General Fallon. Trotz Einsatz dieser Technik sind auch die Riesen weit davon entfernt realistisch zu wirken. Doch der Mangel an Authentizität, sowohl beim Charakter- als auch beim Setdesign, ist gerade für die Gattung des Fantasy - Abenteuer - Films wünschenswert und das nicht allzu originelle Drehbuch verzeihbar. Der Film ist, obwohl Menschen gefressen werden, auch für ein jüngeres (vor allem jugendliches) Publikum geeignet, weil auf explizite, blutige Gewaltdarstellungen verzichtet wird. Der 3D-Effekt in „Jack and the Giants“ ist nicht allzu aufdringlich und liefert, vor allem vom Himmelreich Gantua, schöne Bilder.
Mit den Jungdarsteller Nicholas Hoult („Warm Bodies“ (2013), „About a Boy – Tag der toten Ente“ (2002)) haben sie den perfekten Hauptdarsteller gefunden. Das Zusammenspiel mit der hübschen Eleanor Tomlinson funktioniert gut. Grandios sind vor allem die Rollen von Elmont mit Ewan McGregor, der den schneidigen, lässigen Ritter hervorragend spielt, und Roderick mit Stanley Tucci, der wunderbar das Böse und Hinterhältige mit viel Witz und Übertreibung verkörpert, besetzt.
Fazit: „Jack and the Giants“ wird dem Genre des Märchens gerecht und zeigt uns dementsprechend schöne Bilder und erzählt von großen Taten. Bryan Singer liefert uns einen unterhaltsamen Popcorn-Film, der am besten im Kino zu genießen ist.
by Doreen Matthei