Filmkritik Insidious: Chapter 3
Filmwertung: |
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| 6/10 |
Mit der zweiten Fortsetzung des von den „Saw“-Machern James Wan und Leigh Whannell ins Leben gerufenen Geister-Horrors „Insidious“ hat die unerwartete Erfolgsreihe wohl ihren Zenit überschritten. Drehbuchautor und hier nun auch erstmals Regisseur Leigh Whannell erzählt hier zwar eine neue Geschichte, die vor den Ereignissen der ersten beiden Filme spielt, wodurch erzählerisch etwas Originalität eingebracht wird.

Er liefert auch die gewohnt unheimliche Atmosphäre und vor allem jede Menge effektive Schreckmomente, doch man merkt „Insidious: Chapter 3“ schon ein wenig Müdigkeit und einen Mangel an echten Überraschungen an. Dennoch war der mit 10 Millionen Dollar budgetierte Film weltweit mit bisher bereits 87 Millionen Dollar Einspielergebnis ein weiterer großer Erfolg.
Whannells Film beleuchtet die Ereignisse um eine weitere dämonische Heimsuchung, die sich vor dem Fall der Familie Lambert zugetragen haben. Hier steht High School Schülerin Quinn (Stefanie Scott) im Mittelpunkt, die versucht Kontakt zu ihrer kürzlich verstorbenen Mutter aufzunehmen. Dazu konsultiert sie das Medium Elise (Lin Shaye aus den ersten beiden Filmen), die sich nach dem Tod ihres Mannes in Einsamkeit zurückgezogen hat. Widerwillig versucht sie mit Quinns Mutter zu kommunizieren, doch unterbricht die Séance, als sie von einer dämonischen Präsenz bedroht wird. Sie empfiehlt Quinn, von weiteren Kontaktversuchen abzusehen. Quinn akzeptiert Elises Ratschlag, doch immer häufiger erscheint ihr eine bedrohliche Präsenz, die zunehmend aggressiver wird und eine ernst zunehmende Gefahr für das junge Mädchen darstellt. Quinns Vater Sean (Dermot Mulroney) fleht Elise an, seiner Tochter zu helfen…
„Insidious: Chapter 3“ nimmt sich anders als seine Vorgänger etwas Zeit und präsentiert einen eher langsamen Beginn, in dem die Charaktere behutsam eingeführt werden. Eine sehr angenehme und sympathische Präsenz ist die 18-jährige Newcomerin Stefanie Scott, die in ihrer Rolle viel Menschlichkeit und Wärme ausstrahlt.

So gibt sie eine Heldin, mit der man sich gut identifizieren kann und der man gerne folgt. Der Film selbst fällt da leider etwas ab. Mit relativ guter Vorhersehbarkeit häufen sich nach und nach die gewohnten Jumpscares, die dank lauter Tonspur und hier und da wirklich geschickter Platzierung ihre Wirkung sicher nicht verfehlen. Doch obwohl es Whannell gelingt, eine recht schöne, unheimliche Atmosphäre aufzubauen und sich bemüht, der Reihe ein paar neue Facetten abzugewinnen, wirkt das alles einfach nicht mehr wirklich frisch. Die Darsteller reißen hier teilweise wieder vieles raus, neben Scott ist es vor allem Charakterdarstellerin Lin Shaye, die sichtlich Spaß an ihrer Figur hat und mit beachtlicher Hingabe spielt. Ihre Elise ist eine gewohnt fürsorgliche Präsenz, die zudem ein paar betont heldenhafte Momente bekommt. Dermot Mulroney hingegen wirkt leider eher etwas unmotiviert und auch Quinns kleiner Bruder spielt quasi keine nennenswerte Rolle in dem Film. Auch wieder mit von der Partie sind die beiden Geisterjäger Specs (Whannell) und Tucker (Angus Sampson), die erneut den meist sich selbst arg ernst nehmenden Film mit stellenweise vielleicht etwas zu albernen Momenten auflockern.
Alles in allem ist dieser dritte Teil etwas düsterer als die beiden ersten Filme, es hängt eine allgemeine Stimmung der Trauer und Melancholie in der Luft. So wird neben Quinns Trauer um ihre Mutter besonders viel Zeit Elises Hintergrundgeschichte um ihren verstorbenen Ehemann gewidmet. In diesen Momenten offenbart der Film eine ungewohnte Emotionalität und Menschlichkeit, die auch schon die beiden Vorgänger so effektiv gemacht hat. Außerdem gelingen Whannell und seinem Team einige recht gelungene bizarr gestaltete Charaktere, vor allem der im Mittelpunkt der Bedrohung stehende „Mann, der nicht atmen kann“ (gespielt von Michael Reid McKay, dem Trägheits-Opfer aus „Sieben“). Auch die beklemmende Atmosphäre des Apartment-Hauses (der Fußboden könnte ein Wink an die Hotelflure in „The Shining“ sein) ist effektiv umgesetzt.

Doch darüber hinaus ist „Insidious: Chapter 3“ letztlich nicht viel mehr als ein anständiger B-Movie-Grusler, der keinen nachwirkenden Horror entfaltet, sondern mehr eine Ansammlung von lauten Schreckmomenten ist. Hier und da wirkt der Film regelrecht albern und manch unfreiwillig komischer Moment ist auch vorhanden. So geht der Film auch nicht wirklich unter die Haut, womit er im Grunde das Horror-Äquivalent zu Fast Food darstellt – macht kurz satt, aber ist nicht sehr nahrhaft.
Da hier eine Geschichte erzählt wird, die mit den Geschehnissen der ersten Filme im Grunde nichts zu tun hat, kann der Film auch von Neueinsteiger gesehen werden. Alles in allem ist „Insidious: Chapter 3“ am ehesten Fans der Reihe zu empfehlen, der Überraschungsmoment des ersten Teils ist aber leider verflogen.
Fazit: „Insidious: Chapter 3“ ist der wohl schwächste Film der paranormalen Horror-Reihe, der neben einigen gewohnt effektiven Schreckmomenten, düsterer Atmosphäre, menschlicher Dimension und einer starken Lin Shaye nicht viel Originelles bieten kann.
by Florian Hoffmann