Filmkritik Inside Llewyn Davis
Filmwertung: |
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| 7/10 |
Joel (*1954) und Ethan Coen (*1957) sind zwei Brüder, die von Beginn ihrer Karriere an viele Filme gemeinsam gedreht haben. Dabei arbeiteten sie nicht nur als Regisseure, sondern auch immer als Drehbuchautoren. Bekannt wurden sie durch Filme wie "The Big Lewbowksi" (1998), "No Country for Old Men" (2007) und "True Grit" (2010). Ihr neuester Film "Inside Llewyn Davis" (Originaltitel: "Inside Llewyn Davis", USA/Frankreich, 2013) beschäftigt sich mit ihrer musikalischen Leidenschaft: der Folkmusik der späten 50er und 60er Jahre.
Llewyn Davis (Oscar Isaac) ist ein recht erfolgloser Folkmusiker im New York der 60er Jahre. Seine Platte ist ein Ladenhüter und er hat keine Wohnung. So sucht er für jede Nacht einen Unterschlupf. Oft übernachtet er dabei bei seinem besten Freund Jim Berkey (Justin Timberlake) und dessen Frau Jean (Carey Mulligan), die ebenfalls Musiker sind. Doch diese Freundschaft ist nicht unbelastet, da er eine Affäre mit Jean hatte und sie nun schwanger ist. Seine letzte Chance noch von der Musik leben und alle anderen Kosten abdecken zu können, ist es, Bud Grossmann, den bekannten Musikmanager, von seinem Talent zu überzeugen. Da dieser in Chicago lebt, macht er sich mit einer skurrilen Mitfahrgelegenheit bei dem Jazzmusiker Roland Turner (John Goodman) und seinem Kompagnon Johnny Five (Garrett Hedlund) auf den Weg.
Die Folkmusik, insbesondere in der Zeit vor Bob Dylan (sprich in den späten 50er und frühen 60er Jahren), gehört zu den großen Leidenschaften der Coen-Brüder. Das sogenannte Folkrevival beschäftigt die beiden schon länger. So kam es zur musikalischen Ausgestaltung ihres früheren Films "O Brother, Where Art Thou - Eine Mississippi-Odyssee" (2000). Da aber in diesem Film die Musik leider immer nur kurz angespielt werden konnte, schlummerte der Wunsch, einmal einen Film zu drehen, der die Musik in den Mittelpunkt stellt und in dem vollständig vorgetragene Lieder zu hören sind. Als sie auf die Memoiren des Folkmusikers Dave Van Ronk, "The Mayor of MacDougal Street" (2005), stießen, beschäftigten sie sich noch einmal intensiv mit der Musikgeschichte dieser Jahre. So entstand das Drehbuch über die fiktive Person Llewyn Davis. Obwohl Van Rocks Leben den Anstoß zu der Geschichte gegeben hat, wurden nur wenige wahre Ereignisse als Ideen ins Drehbuch übernommen. Die Titelfigur ist somit eine rein fiktive Schöpfung. Bei den anderen Charakteren wurde auch teilweise auf real existierende Musiker zurückgegriffen. So ähneln Jim, Jean und Troy Nelson, mit dem sie im Film einmal gemeinsam auftreten, der Gruppe "Peter, Paul and Mary". Trotz solcher Rückgriffe sind die meisten Figuren eher Stereotypen als genaue Abbilder von historischen Persönlichkeiten. Das Drehbuch entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Musikproduzenten T-Bone Burnett. Er war bei der Auswahl der Lieder und der Schauspieler sowie bei der Suche nach den richtigen Musikern stets involviert. So kam auch Marcus Mumford, der Sänger und Songwriter der Folkband "Mumford and Sons", für den Soundtrack hinzu. Trotz britischer Abstammung schafft er es, den amerikanischen Sound dieser Zeit authentisch einzufangen. Die mit amüsanten Dialogen gespickte und mit guter Situationskomik versehene Story lässt der Musik den richtigen Freiraum und erzählt uns trotzdem eine interessante und nie langweilig werdende Geschichte. Sie handelt nicht nur von Folkmusik, sondern auch davon, wie schwer es ist, mit Musik seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Einzig für Zuschauer, die kein Interesse an dieser Musik oder Musikgeschichte haben, könnte der Film langweilig werden. Handwerklich ist der ganze Film gelungen. Die Locations, die Kostüme und die Ausstattung geben die Zeit realistisch wieder und die Filmemacher haben es geschafft, den besonderen Charme dieser Jahre einzufangen. Der größte Clou ist den Brüdern mit der Besetzung der Hauptrolle gelungen. Oscar Isaac (bekannt aus "Drive" (2011)) ist nicht nur ein guter Schauspieler, sondern brachte schon Gesangserfahrungen mit. Zusätzlich lernte er für den Film einen typischen Gitarrenspielstil jener Zeit. Auch die anderen Nebendarsteller wie Carey Mulligan und Justin Timberlake spielten und sangen alle live beim Dreh ein. So brachte jeder ein musikalisches Talent mit und überzeugt zusätzlich noch als Schauspieler.
Fazit: "Inside Llewyn Davis" ist ein gelungener Film, der der Liebe zur Musik einen cineastischen Ausdruck verleiht. Er schafft es, die Stimmung der Zeit authentisch wiederzugeben und ein Gefühl zu vermitteln, wie es war, ein Folkmusiker in dieser Zeit gewesen zu sein. Der Film kann jeden Zuschauer begeistern, der sich für Folk interessiert oder sogar genau wie die Coen-Brüder eine Leidenschaft dafür hegt.
by Doreen Matthei