Hell

2016: Das Ende der Nacht (2011), Deutschland
Laufzeit: - FSK: 16 - Genre: Horror / Science-Fiction
Kinostart Deutschland: - Verleih: Paramount Pictures Germany

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Hell Filmplakat -> zur Filmkritik

erhältlich auf 4K UHD, Blu-ray und DVD

Inhalt

Einst spendete sie Leben, Licht und Wärme. Doch nun hat die Sonne die ganze Erde mit ihrer entfesselten Strahlkraft in verdörrtes, lebloses Ödland verwandelt. Deutschland ist nicht verschont geblieben. Wälder sind versengt, Tierkadaver säumen die Straßen. Selbst die Nächte sind eindringlich hell. Nur wer sich gegen das blendende Licht der Sonne schützt, hat eine Chance zu überleben. Wie Marie (HANNAH HERZSPRUNG), die mit ihrer kleinen Schwester Leonie (LISA VICARI) und Phillip (LARS EIDINGER) in einem abgedunkelten Auto Richtung Gebirge fährt: Dort, so heißt es, soll es Wasser geben! Es ist eine verzweifelte Irrfahrt ins Nirgendwo. Unterwegs lesen sie Tom (STIPE ERCEG) auf. Er erweist sich als perfekter Mechaniker und ist unentbehrlich. Doch kann man ihm auch wirklich trauen? Die Anspannung in der kleinen Gruppe wächst. Dann werden die Vier in einen Hinterhalt gelockt. Der Überlebenskampf beginnt...

Hannah Herzsprung, Lars Eidinger und Stipe Erceg | mehr Cast & Crew


Hell - Trailer




DVD und Blu-ray | Hell

Blu-ray
Hell Hell
Blu-ray Start:
26.04.2012
FSK: 16 - Laufzeit: 89 min.

zur Blu-ray Kritik
DVD
Hell Hell
DVD Start:
26.04.2012
FSK: 16 - Laufzeit: 85 min.

Filmkritik Hell

Filmwertung: | 8/10


Vorpremiere in Münster
Am Samstag den 17. September wurden die Münsteraner in einer Vorpremiere er“hell“t, denn der neue Spielfilm aus deutschen Landen feierte seinen Einstieg. Als besonderes Schmankerl waren der Regisseur Tim Fehlbaum, der Produzent Thomas Wöbke, Hauptdarsteller Stipe Erceg und Star Hannah Herzsprung anwesend. Warum der Saal nicht komplett ausverkauft war ist demensprechend nicht ganz nachvollziehbar. Auch wenn Regisseur Fehlbaum als Debütant noch keinen großen Namen hat und Produzenten häufig unbekannt bleiben, obwohl sie, wie Wöbke etwa mit „Krabat“, erfolgreich sind, ist doch Hannah Herzsprung in den letzten Jahren so bekannt geworden, so dass sich doch etwas mehr Personen in das Kino hätten einfinden können. Oder sind Genrefilme aus Deutschland so abschreckend? Gut, sie haben keine große Tradition. Abgesehen von Liebeskomödien, Weltkriegsfilmen und Krimis. Der Rest ist häufig ziemlich schlecht und wird im Lande der Dichter und Denker argwöhnisch beäugt. Aber dann müsste es den Komödien ebenfalls so ergehen. Jedenfalls ist ein Genrefilm aus Deutschland schon allein ein Grund, den Weg in die Lichtspieltheater zu finden, um so nicht nur die heimische Filmindustrie zu stützen, sondern um so auch dem Genrefilm hierzulande Schützenhilfe zu geben. Jedenfalls war es ein sehr neugieriges Warten vor dem Kinosaal. Richtig gelesen, vor dem Kinosaal, denn die Zuschauer wurden erst kurz vor Beginn der Veranstaltung in den Saal gelassen. Das lag nicht daran, dass die Stars noch nicht da waren, sondern eben wegen der angekündigten Präsenz hatte man sich entschlossen, den Saal noch zu saugen. Und so saßen noch gar nicht alle, als die Filmvorschau auch schon begann.

Über den Film „Hell“ war ja noch nicht allzu viel bekannt. Wie es auch bei einer Vorpremiere verständlich ist. Was wusste man? Im Jahre 2016 hat sich die Erde um 10 Grad Celsius erwärmt. Die Ernten verbrannten, Wasser wurde knapp, Menschen verbrennen im Tageslicht und die gesellschaftlichen Strukturen haben sich aufgelöst. Endzeit. Die Katastrophe wird an sich nicht geschildert, sondern man lernt die Hauptfiguren kennen. Philip, Marie (Hannah Herzsprung) und ihre Schwester Leonie sind mit dem Auto unterwegs in das Gebirge, weil sie dort auf Wasser hoffen. Die Reise durch das versehrte kahl gebrannte Land führt sie zu einer Tankstelle, wo sie Tom treffen. Als nach anfänglichen Streitigkeiten Tom eingeladen wird mitzukommen, verschieben sich die Konstellationen der kleinen Gruppe. Im Gebirge gerät sie in einen Hinterhalt. Von der ersten Einstellung an, weiß der Film zu überzeugen. Dass der Regisseur ein Debütant ist, muss man sich schon staunend vor Augen halten. So stilsicher, optisch beeindruckend und starke Symbolik war selten ein Debüt zu sehen. Von Fehlbaum waren bislang nur Kurzfilme gedreht worden. Diese bekam Produzent Thomas Wöbke zu sehen und er nahm Kontakt auf. So kam auch kein geringerer als Roland Emmerich an Bord des Filmes, der tatkräftig Unterstützung lieferte und dessen Name auch Paramount als Verleih gewinnen konnte. Sogar Bernd Eichinger war an dem Film noch beteiligt. Als es Probleme gab bezüglich der Endfassung, führte man ihm den Film vor und er gab Ratschläge. Ein steiler Beginn also für einen jungen, noch relativ unerfahrenen Regisseur. Aber auch dass zwei bekannte Darsteller sich ihm anvertraut haben, spricht für die Überzeugungskraft des Skripts. Und der Film hält den Zuschauer in seinem Bann. Vor allem die Außenszenen und der überaus starke Beginn brennen sich in das Hirn des Betrachters. Ein großes Lob hier an den Kameramann, der bewusst den Film überbelichtet hat und sogar Regentage in gleißendes Licht tauchen konnte. Fehlbaum gab zu, dass man in einer Szene bei genauem Hinsehen sogar Regentropfen auf dem Autodach sehen könne, obwohl die Szene in beißendes Sonnenlicht getaucht ist. Jedenfalls geht es erst mal um die Figuren in einer lebensbedrohlichen Welt. Marie hält sich an Philip und ist wenig selbstständig. Ihre Beziehung zu der kleinen Schwester ist nicht gerade einfach und Philip ist da keine Hilfe. Als Tom zu der Gruppe stößt, verschieben sich die Konstellationen. Platzhirsch Philip sieht das nicht gerne und er würde sogar auf Leonie verzichten. Marie hingegen ist unsicher, da sie merkt, dass die Führungsrolle von Philip nicht unanfechtbar ist. Eine Stärke des Filmes besteht darin, dass Marie lernt, Verantwortung zu übernehmen und sich nicht von anderen abhängig zu machen. Solidarität ja, Abhängigkeit nein. Doch bevor das Beziehungsgefüge wirklich ausgearbeitet werden kann, kommt der Hinterhalt. Vielleicht ein bisschen zu früh, aber hier ist kein Psychodrama, sondern ein Genrefilm zu sehen. Die Jagd auf die Täter ist durchwegs spannend, aber leider versteigt sich der Film etwas in einen Backswoodslasherfilm. Hier merkt man deutlich die Einflüsse des Horrorfilms der siebziger Jahre. Was Fehlbaum auch bereitwillig zugegeben hat. Und hier muss auch zugegeben werden: die Szenen sind sehr spannend und bisweilen auch hart, aber im Vergleich zu dem bislang gesehenen nicht sonderlich originell. Aber das stark gefilmte Ende versöhnt dann auch wieder. Vor allem Angela Winkler vermag es, mit geringen darstellerischen Mitteln, bar jeder Übertreibung, eine Dämonität und Bedrohung herzustellen, die beeindruckend ist. Kurz: ein äußerst gelungener, spannender, gut gespielter Genrefilm aus Deutschland, der Anleihen von „Mad Max“, „2012“ (der Film sollte auch eigentlich so heißen) und „The Texas Chainsaw Massacre“ hat. Fehlbaum hatte den Film übrigens ursprünglich als Zombiefilm konzipiert, was seine Einflüsse deutlich werden lässt. Vor allem gefällt ihm die Ausarbeitung der psychischen Folgen einer Apokalypse auf die Menschen. Und das merkt man auch „Hell“ an, dessen doppeldeutiger Titel durchaus treffend ist. Neben dem deutschen Titel, bedeutet das Wort auf Englisch schließlich auch Hölle. Wenn der Film erfolgreich ist, was zu hoffen wäre, so meinte Hannah Herzsprung scherzhaft, dass der zweite Teil dann „Dunkel“ heißen könnte.

Nach dem Film gab es verdienten Applaus. Auch ohne dass die Beteiligten schon da waren. Für jeden einzelnen natürlich auch, wobei schon der Eindruck entstand, dass Hannah Herzsprung den längsten und intensivsten bekam. Bei der anschließenden Fragerunde kamen die Darsteller leider etwas zu kurz. Stipe Erceg wurde nur einmal direkt befragt und schaltete sich noch zweimal ein. Dabei machte er einen gut gelaunten Eindruck. Auf die Frage etwa, wie es für ihn war, die physisch anstrengenden Szenen und die Schlägereien zu drehen, meinte er nur trocken: „So bin ich eben“. Und berichtete genüsslich wie sie jeden Abend die örtliche Apotheke aufsuchten, um sich schmerzstillende Salben und Aspirin zu holen (was dem Regisseur neu zu sein schien). Alle Beteiligten machten ein sympathischen, offenen Eindruck und scheuten keine Frage und drückten sich vor keiner Antwort. Obwohl sie etwa am selben Abend noch nach Essen zu einer weiteren Vorpremiere reisen mussten, ließen sie es sich nicht nehmen, noch Autogramme zu geben. Erstaunlicherweise kamen gleich mehrere Fragen zu dem Budget. Das ist zwar schon interessant, dass mit vergleichsweise (zu den USA) wenigen 3,1 Millionen Euro ein so hervorragend ausgestatteter und getrickster Film mit namhaften Darstellern auf die Beine gestellt werden kann. Aber das Fragen nach einem Directors Cut und einer DVD-Veröffentlichung bei einer Vorpremiere eines Kinofilmes gestellt wurden, war schon etwas befremdlich und erstaunte auch sichtlich die Beteiligten. Warum nicht in das Kino gehen? Warum nicht mehr Genrefilme aus Deutschland? An den in dieser Hinsicht viel gescholtenen Filmförderungsanstalten kann es nicht liegen, denn sie haben den Film unterstützt. Und Fehlbaum kann sich durchaus von den vorherrschenden deutschen Gestaltungsmitteln, vom Fernsehen geprägt, lösen und kann international mithalten. Solche Fragen haben den Film eher klein gemacht. Aber in dieser Form kamen wenige. Die meisten Fragen gingen wirklich in das Detail und forderten die Beteiligten. So behandelten sie die Charakterentwicklung, die Entstehungsgeschichte, die Produktionsbedingungen und machten so zusammen mit den Antworten alle Extras auf einer möglichen DVD wett. Wer an diesem Abend nicht dabei war, sollte sich in eine dunkle Ecke stellen und nach einer angemessenen Schamesstunde in das „Hell“e gehen und sich eiligst in das nächste Kino aufmachen.
by Jons Marek Schiemann

Bilder © Paramount Pictures Germany