Filmkritik Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück
Filmwertung: |
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| 7/10 |
Jeder Mensch strebt nach dem Glück. Doch das Glück ist relativ. Manch einer mag es in einer erfüllten Partnerschaft finden, ein anderer in einer erfolgreichen Karriere. Für das Glück gibt es kein Patentrezept, so dass jeder seines eigenen Glückes Schmied bleibt.
Regisseur Peter Chelsom („Weil es dich gibt“) begibt sich mit seiner Wohlfühl-Komödie auf die Suche nach dem Glück und zeigt in versöhnlichen Bildern, was einen Menschen heutzutage glücklich machen kann. Basierend auf dem Roman “Le voyage d’Hector ou la recherche du bonheur” von François Lelord schickt der Filmemacher den Londoner Psychiater Hector (Simon Pegg), der von seinem überraschungsarmen Leben frustriert ist, in die weite Welt hinaus. Auf einer abenteuerlichen Reise nach Tibet, China, Afrika und in die USA lernt Hector ungewöhnliche Menschen kennen und findet sich in ungeahnten Situationen wieder, die sein Bewusstsein für die glücklichen Momente im Leben öffnet und sensibilisiert. Natürlich kommt auch Chelsom dabei nicht an den bekannten Klischees vorbei. So fällt Hector in Shanghai auf eine Prostituierte rein und macht in Afrika die Bekanntschaft mit einem Drogenbaron (Jean Reno), was für einen unterschwelligen Humor sorgt.
Ähnlich wie Julia Roberts in „Eat, Pray, Love“ durchläuft auch Simon Pegg („Star Trek“) als Hector einen nahezu spirituellen Selbstfindungstrip. Mit dem Gespür für Komik vereint der Film verschiedenste Alltagssituationen zu einem ungewöhnlichen Abenteuer, das humorvolle und nachdenkliche Momente liefert. Dem Zuschauer wird das Glück aus unterschiedlichsten Blickwinkeln präsentiert, wodurch die Neugier auf das Leben im Allgemeinen auf magische Art neu entfacht wird. Der Film fasst in seiner knapp zweistündigen Laufzeit fünfzehn Lektionen zusammen, die für das Glück des Lebens stehen. Dass sich manche dieser Lektionen, die teils animiert bebildert werden, auch negativ auffassen lassen, macht den Reiz des Films aus. Denn nur wer auch die schweren Momente des Lebens ertragen kann, weiß die positiven Erlebnisse zu schätzen.
Simon Pegg („Shaun Of The Dead“) gelingt es mit seiner sensiblen Figur die Balance zwischen resignierter Nüchternheit und hoffnungsvoller Euphorie zu halten. Hin- und hergerissen von dem Reiz des Unbekannten und den quälenden Schuldgefühlen für das Zurückgelassene, bricht er aus seinem Leben aus, um einen neuen Blickwinkel zu erlangen. Die malerischen Bilder von Kameramann Kolja Brandt fangen die Eigenheiten der Länder ein und sorgen für eine stimmungsvolle Atmosphäre. An seiner Seite spielt Rosamund Pike („Jack Reacher“) die liebevolle Ehefrau Clara, die die stetige Unzufriedenheit ihres Mannes schweren Herzens erträgt.
In den Nebenrollen sind Stellan Skarsgård, Toni Colette und Jean Reno zu erwähnen, die mit ihrer Präsenz den Film auf zauberhafte Weise vorantreiben und jeweils für eine bestimmte Gewichtung des Glücks Sorge tragen. Lediglich Veronica Ferres gelingt es mit ihrer überzogenen Figur für peinliche Momente zu sorgen.
Der Soundtrack von Dan Mangan fügt sich größtenteils stimmig den Bildern an. In manchen Szenen wäre jedoch ein weniger aufdringlicher Score wünschenswert gewesen, um die Atmosphäre der Bilder wirken zu lassen.
Fazit: „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“ ist ein besinnlicher Film, der von seiner sensiblen Hauptfigur lebt. Simon Pegg überzeugt mit Dialogwitz und nimmt das Publikum mit auf eine ungewöhnliche Reise. Der Zuschauer verlässt nach knapp zwei Stunden glücklich und beschwingt das Feelgoodmovie und fühlt sich gestärkt für die kommenden Herausforderungen des Lebens.
by Sandy Kolbuch